RESILIENT – Gesundheitsämter Dresden, Frankfurt, Stuttgart und Unklinikum Dresden erarbeiten einen Gesundheitsindex
Der Einfluss des Wohnumfelds auf die Gesundheit spielt ebenso eine Rolle wie Bildung und Einkommen, aber auch die medizinische Versorgung. Um diesen Zusammenhang auf lokaler Ebene positiv zu gestalten, haben die Gesundheitsämter der Städte Dresden, Frankfurt/Main und Stuttgart sowie das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden das Projekt „Dresdner Gesundheitsindex – ein kleinräumiges Monitoring des Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhaltens und des Zugangs zur Gesundheitsversorgung“, Kurztitel „RESILIENT“, gestartet. Ihr gemeinsames Ziel ist es, anhand kleinräumiger Daten die Gesundheit der Menschen in den Städten nachhaltig zu verbessern.
Unter Federführung des Dresdner Gesundheitsamtes entwickeln die Partner des RESILIENT-Projekts eine Methodik, um Messzahlen zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung zu gewinnen. Diese Methodik soll künftig allen deutschen Gesundheitsämtern zur Verfügung stehen. Das online abgehaltene Kick-off-Meeting zum Projekt findet am heutigen Montag (26. Juni) statt.
Die Gesundheitsbürgermeisterin der Landeshauptstadt Dresden, Dr. Kristin Klaudia Kaufmann, dazu: „Eine gesunde Stadt hat viele Faktoren. Es sind unser Verhalten, aber auch die Verhältnisse, in denen wir leben, die sich positiv oder negativ auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken können. Je besser wir diese Zusammenhänge verstehen und beschreiben, desto besser können Fachkräfte aus Verwaltung, Gesundheitswesen und sozialer Arbeit, aber auch engagierte Unternehmen und Ehrenamtliche in den Quartieren tätig werden. Dadurch können wir beispielsweise Gesundheitsförderung und Prävention dort anbieten, wo sie wirkt: Niedrigschwellig und vor den Haustüren unserer Bürgerinnen und Bürger. Aber nicht mit der Gießkanne, sondern passgenau aufgrund von Erkenntnissen über Gesundheitszustand, -verhalten und -versorgung sowie der sozialen Lage unserer Mitmenschen und den Umweltbedingungen.“
„Das Projekt RESILIENT ist ein gelungenes Beispiel für die stärkere Vernetzung von Wissenschaft und Öffentlichem Gesundheitsdienst“, so Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden. „Wir freuen uns, hier einen Beitrag zu einer praxisorientierten Forschung zu leisten.“ Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden erläutert: „Das Projekt bietet auch die Möglichkeit, die Themen der kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention auf evidenzbasierte Füße zu stellen und so ein Steuerungsinstrument für regionale Planungen zu entwickeln.“ Beide sind sich einig, dass sich RESILIENT hervorragend in die Projekte der Versorgungsforschung der Hochschulmedizin Dresden einbettet, die am Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung unter Leitung von Prof. Jochen Schmitt bereits laufen.
Der Dresdner Gesundheitsindex ermöglicht es den Ämtern, die gesundheitliche Lage der Bevölkerung lebensphasen- und geschlechterorientiert auf kleinräumiger Ebene, also in den Stadtteilen und Quartieren, zu beobachten. Berücksichtigt werden dabei auch soziale Faktoren, Umweltbedingungen und Gesundheitsversorgung. Gefördert werden sollen Verhaltensprävention, also das, was jeder individuell für seine Gesundheit tun kann, und Verhältnisprävention, sprich das, was gesamtgesellschaftlich getan werden muss, um ein gesundes Lebensumfeld zu schaffen. Die Verhältnisprävention berücksichtigt unter anderem die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Bürgerinnen und Bürger wie Wohnumgebung, Einkommen und Bildung.
Weitere Statements
Dem Ansatz des Projektes pflichtet Frankfurts Gesundheitsdezernent Stefan Majer bei: „Selbstverständlich verwenden die Gesundheitsämter auch jetzt schon Zahlen als Grundlage für ihre Arbeit und Angebote. Die aktuelle Datenbasis liegt jedoch zumeist nur für eine gesamte Stadt vor und sagt nur wenig über die lebensphasenorientierte, geschlechtssensible oder räumliche Situation der Menschen aus. Zudem fehlt es bislang an effizienten Methoden, um die gesundheitliche Lage der Bevölkerung differenziert zu beschreiben. Mit RESILIENT wollen die Projektpartner die Datenlage verbessern. Profitieren werden davon vor allem die Menschen in den Stadtteilen, in denen das Umfeld und die soziale Situation weniger ideal sind.“
„Seit Langem ist bekannt, dass Menschen, die sozialökonomisch benachteiligt sind, ein erhöhtes Risiko haben, krank zu sein und früher zu sterben“, fasst Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamts Frankfurt/Main, den Erkenntnisstand zusammen. Anhand der systematisch erhobenen Zahlen lässt sich künftig eindeutig feststellen, wo in der Stadt Mortalität und Morbidität besonders hoch sind. Zudem lässt sich unter Berücksichtigung aller Faktoren ableiten, wo die Gründe dafür liegen und was eine Stadt dagegen tun kann. „Der Dresdner Gesundheitsindex ist eine tolle Initiative. Denn die daraus resultierende, evidenzbasierte Gesundheitsberichterstattung wird die Arbeit aller Gesundheitsämter effektiver machen. Wir unterstützen das Projekt sehr gern mit Zahlen aus unserer Stadt, um die Menschen künftig besser mit speziell auf ihre Bedarfe zugeschnittenen Angeboten zu erreichen.“
Auch aus Sicht der Landeshauptstadt Stuttgart ist der Projektansatz lohnend. So führt die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Dr. Alexandra Sußmann, aus: „Bereits seit dem Jahr 2004 berichten wir regelmäßig zur sozialen Lage in Stuttgart und verfolgen hierbei einen kleinräumigen Ansatz. Wir wissen, dass die Lebensverhältnisse in Stuttgart sehr unterschiedlich sein können und richten an diesen differenzierten Erkenntnissen unsere kommunalen Maßnahmen aus. Mit RESILIENT wird unsere Datenbasis erweitert und verbessert.“
„Wir befinden uns in einem Spannungsfeld“, stellt Prof. Stefan Ehehalt, Leiter des Gesundheitsamts Stuttgart, abschließend fest.
„Auf der einen Seite sehen wir, wie unterschiedlich die Lebensverhältnisse innerhalb einer Stadt sein können. Dies erfordert einen zielgruppenspezifischen Ansatz. Auf der anderen Seite machen die großen Herausforderungen, vor denen wir als Kommunen stehen, nicht an unseren Kreisgrenzen halt, weshalb es gilt, miteinander geeignete Konzepte zu entwickeln. Mit RESILIENT lösen wir dieses Spannungsfeld auf, indem wir für unsere Städte Daten erheben, die die jeweiligen Lebensverhältnisse kleinräumig abbilden und zugleich miteinander vergleichbar sind. Auf der Grundlage dieser fundierten Datenerhebung und -analyse können wir miteinander an geeigneten Handlungs- und Lösungsstrategien arbeiten und diese dann vor Ort wiederum zielgerichtet und zielgruppenspezifisch umsetzen.“
„Besonders der umweltbezogene Gesundheitsschutz wird in Zukunft eine große Rolle spielen. Mit dem Dresdner Gesundheitsindex wollen wir eine Grundlage erarbeiten, um künftig mit anderen Fachbereichen wie Stadtplanung und Klimaschutz lebenswerte Quartiere mit viel Grün und einer guten Gesundheitsversorgung zu gestalten. Die Daten aus Frankfurt und Stuttgart helfen uns dabei, unsere Methodik zu verifizieren und in die Fläche zu übertragen. Es ist zudem ein wichtiger Schritt auf dem Weg, uns als Lehr- und Forschungsgesundheitsamt aufzustellen.“, fasst Dr. Frank Bauer, Leiter des Amtes für Gesundheit und Prävention, zusammen.
Zum Hintergrund
Das Projekt „Dresdner Gesundheitsindex – ein kleinräumiges Monitoring des Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhaltens und des Zugangs zur Gesundheitsversorgung“ (RESILIENT) wird aufgrund eines Beschlusses vom Deutschen Bundestag vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen der Bekanntmachung „Strukturelle Stärkung und Weiterentwicklung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD)“ gefördert und von folgenden Partnerinnen und Partnern durchgeführt:
Landeshauptstadt Dresden – Amt für Gesundheit und Prävention
Technische Universität Dresden – Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) sowie Unabhängige Treuhandstelle
Frankfurt am Main – Gesundheitsamt
Landeshauptstadt Stuttgart – Gesundheitsamt
unter Mitwirkung des Gesundheitsamtes Köln sowie der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (PMV Forschungsgruppe)
Weitere Informationen:
http://www.dresden.de/gesundheitsindex
http://www.uniklinikum-dresden.de/zegv