Hautkrebsvorsorge: Warum der regelmäßige Check so wichtig ist
Die Zahl der Betroffenen steigt deutschlandweit rasant an. // Beim weißen Hautkrebs belegt Sachsen den traurigen Spitzenplatz im deutschlandweiten Vergleich. // Am Uniklinikum gehen Diagnostik, Therapie und Forschung Hand in Hand, um Krebs früher zu erkennen.
In den vergangenen zehn Jahren hat die Zahl der Hautkrebspatientinnen und –patienten deutschlandweit um mehr als die Hälfte zugenommen. Die Dermatologinnen und Dermatologen am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden erforschen, woran das liegt und wie Hautkrebs möglichst früh diagnostiziert und dann besser behandelt werden kann. Ein hochmoderner Bodyscanner hilft dabei, schon kleinste Veränderungen der Haut zu erkennen. Patientin Mandy Schimm wird regelmäßig in diesem Ganzkörperscanner am Uniklinikum gecheckt. Diese Untersuchung wird im Rahmen von Studien bei bestimmten Risikogruppen und bereits Erkrankten durchgeführt. Medizinerinnen und Mediziner appellieren für mehr Umsicht und Sorgfalt beim Schutz der Haut. Schon einfache Tipps helfen, um sich vor Hautkrebs zu schützen.
Die menschliche Haut ist eines der am stärksten von Krebserkrankungen betroffenen Organe. Jährlich werden deutschlandweit inzwischen mehr als 270.000 Neuerkrankungen verzeichnet. Damit hat die Anzahl der Hautkrebsfälle in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte zugenommen. Auch in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Dresden werden immer mehr Patientinnen und Patienten therapiert, bei denen ein malignes Melanom, also schwarzer Hautkrebs, diagnostiziert wurde. Und auch der weiße Hautkrebs spielt eine immer größere Rolle. Hier liegt Sachsen deutschlandweit an der Spitze bei den Neuerkrankungen. „Das ist eine Krebsform, die vor allem bei älteren Menschen auftritt“, erklärt Dr. Frank Gellrich, Facharzt für Dermatologie und Venerologie. Melanome hingegen betreffen zunehmend jüngere Menschen – so wie Mandy Schimm.
Als die heute 44-Jährige 2018 nach einem Check von ihrer Hautärztin erfährt, dass bei ihr ein malignes Melanom in der Haut entdeckt wurde, bricht für die zweifache Mutter eine Welt zusammen. „Mein erster Gedanke war: Sehe ich meine Kinder noch aufwachsen?“ Tatsächlich liegt die Überlebenschance bei an metastasiertem schwarzem Hautkrebs erkrankten Menschen dank moderner Therapien bei über 50 Prozent. „Ich hatte sofort die Frage im Kopf, ob ich zu den anderen Patienten gehöre.“ Von Geburt an hat Mandy Schimm sehr viele Leberflecke, verteilt über den ganzen Körper. Seit vielen Jahren lässt sie diese engmaschig kontrollieren, wobei abgeklärt wird, ob sich Leberflecke verändert haben. „Das war hin und wieder der Fall. Dann wurden die auffälligen Stellen herausgeschnitten und fertig.“ Nach der Krebsdiagnose 2018 braucht Mandy Schimm viel Zeit, bis sie sich wieder fängt. Für den Nachschnitt an der betroffenen Hautstelle wird sie ans Uniklinikum Dresden überwiesen, seitdem checken die Dermatologinnen und Dermatologen alle drei Monate ihren kompletten Körper. Zunächst mit gutem Befund – der Krebs war verschwunden. Bis 2021, als er doch zurückkehrte, nun sogar in die Knochen gestreut hatte. „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen“, erinnert sich Mandy Schimm.
Eine Therapie, bei der das Immunsystem mit Antikörpern dazu angeregt werden soll, die Krebszellen zu bekämpfen, schlägt bei ihr nicht an. Dann bekommt sie neue Medikamente in Tablettenform – seitdem gelingt es den Ärztinnen und Ärzten, den Krebs in Schach zu halten. „Das war mein erster Lichtblick, als ich erfuhr, dass sich die Krebszellen zurückbilden.“ Um anderen Hautkrebspatientinnen und -patienten Mut zu machen und von ihren Erfahrungen zu berichten, gründete Mandy Schimm 2022 mit anderen Erkrankten in Dresden die Selbsthilfegruppe Yoko, die sich an Menschen in ganz Ostsachsen richtet. „Bei uns steht aber nicht nur die Krankheit im Fokus. Wir unternehmen viel und bringen die betroffenen Menschen auf andere Gedanken.“
Hautexperte am Uniklinikum: „Verantwortungsvoller Umgang mit der Sonne ist entscheidend“
Dermatologe Dr. Frank Gellrich betont, dass die erhöhten Fallzahlen nicht mit einer intensiveren Sonnenstrahlung zusammenhängen, sondern unter anderem mit dem Verhalten der Menschen. „Braune Haut ist ein Schönheitsideal. Doch stundenlanges Sonnenbaden ist extrem gefährlich.“ Als wichtigste Ursache für Hautkrebs gilt eine starke, wiederkehrende UV-Belastung mit Sonnenbränden, wobei vor allem die Sonnenbestrahlung im Kindes- und Jugendalter eine Rolle spielt. Deshalb rät der Mediziner, die direkte Sonne, vor allem in der Mittagszeit zwischen 12 und 15 Uhr, zu meiden. Auch entsprechende Kleidung, die die Haut bedeckt, und ein Sonnenhut seien geeignete Mittel, sich vor der Sonne zu schützen. „Erst an dritter Stelle kommt die Sonnencrème, die mindestens einen Lichtschutzfaktor von 30 haben sollte.“
Das Team des Hauttumorzentrums am Uniklinikum Dresden arbeitet mit fünf modernen Bildgebungsverfahren, um Hautkrebs bereits in frühen Stadien zu erkennen und Krebsoperationen zu vermeiden. Prof. Dr. Friedegund Meier, Leiterin des Hauttumorzentrums, rät dazu, verdächtige Hautveränderungen dem Haut- oder Hausarzt zu zeigen. „Allein die Neuerkrankungen bei schwarzem Hautkrebs haben sich von 2009 bis 2019 in Sachsen bei Frauen um rund 30 Prozent, bei Männern sogar um 40 Prozent erhöht.“ Diese Krebsform gilt als besonders gefährlich, weil sich Metastasen in Lunge, Leber, Gehirn und anderen Organen bilden können. Die Ärztinnen und Ärzte am Uniklinikum arbeiten mit einem Laserscanmikroskop, mit dem sie bis zu 200 Mikrometer tief in die Haut schauen können. Mithilfe der optischen Kohärenztomographie ist ein Blick in 1,5 Millimeter tiefe Hautschichten möglich.
Ganzkörperscanner wird für die Forschung eingesetzt
Ein weiteres Gerät ermöglicht die exakte Verlaufsdokumentation von Hautveränderungen – der Ganzkörperscanner kommt derzeit im Rahmen von Forschungsvorhaben bei bestimmten Risikogruppen und bereits an Hautkrebs Erkrankten zum Einsatz. Auch Mandy Schimm wird regelmäßig mit diesem Gerät gecheckt, das wie ein Sicherheitsscanner am Flughafen aussieht. Zeitgleich macht der Scanner 92 Aufnahmen von allen Stellen des Körpers und vergleicht diese mit früheren Fotos. Gibt es eine Veränderung in Farbe oder Größe, zeigt der Scanner diese automatisch an. „Das erleichtert und verkürzt die Untersuchung bei Patienten mit sehr vielen Hautveränderungen enorm“, sagt Dr. Frank Gellrich. Mit dem Bodyscanner wird am Uniklinikum weiter erforscht, wie diese moderne Technik gezielter eingesetzt werden kann.
„Die Sommerferien haben begonnen, die Menschen freuen sich über Sonne und Wärme. Trotzdem ist es uns ein großes Anliegen, auf die Gefahren intensiver Sonneneinstrahlung hinzuweisen. An der Hochschulmedizin Dresden stehen uns durch die besondere Verbindung zur Forschung immer bessere Möglichkeiten für Diagnostik und Therapie zur Verfügung, von denen die Patientinnen und Patienten profitieren. In diesem Fall gilt die oberste Priorität jedoch der Prävention sowie der regelmäßigen Kontrolle der Haut“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Dresden.
Weitere Informationen:
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