Bundesförderung: MLU beteiligt sich am Aufbau des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit
An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) entsteht ein Standort des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZP). Künftig entwickeln hier Forschende verschiedener Fachbereiche neue Konzepte für die Prävention, Diagnose und Behandlung psychischer Störungen. Ziel ist es, so die psychische Gesundheit in Deutschland langfristig zu verbessern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Universität Halle in den kommenden zwei Jahren mit rund 675.000 Euro, danach soll die Förderung verstetigt werden. Die MLU hatte sich mit den Universitäten in Jena und Magdeburg sowie weiteren Forschungseinrichtungen als einer von sechs DZP-Standorten beworben.
„Mit unserem Forschungsprogramm wollen wir dazu beitragen, die wissenschaftliche Evidenz für die Psychotherapie in Deutschland zu verbessern und auch neue Ansätze möglichst schnell in die Anwendung zu bringen“, sagt der Psychologe und MLU-Standortkoordinator Prof. Dr. Dr. Ronny Redlich.
In Halle ist die Arbeit auf drei Schwerpunktbereiche verteilt: Redlich erforscht mit seinem Team, wie Psychotherapie im Gehirn wirkt. „Aus unzähligen Studien ist zwar bekannt, dass Psychotherapie in vielen Fällen sehr gut wirkt. Allerdings wissen wir noch zu wenig darüber, woran das genau liegt und was sich während einer Therapie im Gehirn verändert“, so Redlich. Das untersuchendie Forschenden der MLU unter anderem mit bildgebenden Verfahren, wie der sogenannten funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT). Im Rahmen des DZP sind Jena, Magdeburg und Halle auch hauptverantwortlich für die Auswertung aller fMRT-Aufnahmen.
Die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Meyer erforscht, wie Betroffene und Angehörige besser in neue Forschungsprojekte und auch die Behandlung einbezogen werden können. Sie sollen als gleichberechtigte Partner an den Projekten mitwirken und zum Beispiel wichtige Erkenntnisse liefern, welche Aspekte für diese Gruppen wichtig sind und wie sich Therapien daran ausrichten lassen.
Außerdem übernimmt der Epidemiologe Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk für das DZP das sogenannte Kohortenmanagement. Ziel ist es, die zahlreichen Einzelstudien aller DZP-Standorte zu sichten und ihre Daten – wenn möglich – so zu vereinheitlichen, dass sich daraus neue Erkenntnisse ableiten lassen. Eine Frage ist zum Beispiel, wie es um die psychologische Versorgung der Bevölkerung insgesamt bestellt ist.
Langfristig soll das DZP mit jährlich bis zu 30 Millionen Euro insgesamt von Bund und Ländern gefördert werden. Seit 2007 hat das BMBF insgesamt acht Zentren für Gesundheitsforschung eingerichtet. Sie sollen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern optimale Forschungsbedingungen bieten, um Volkskrankheiten zu bekämpfen.
An der Initiative aus Mitteldeutschland beteiligen sich mehr als 60 Expertinnen und Experten aus Psychiatrie, Neurowissenschaften, Psychotherapie und Psychologie. Neben der MLU bringen sich das Universitätsklinikum und die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, die Leibniz-Institute für Neurobiologie in Magdeburg und für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena sowie das DLR-Institut für Datenwissenschaften in Jena ein.