Achtung Giftpilze: MHH warnt vor tödlicher Gefahr
Wegen des feuchten Wetters sprießen die Pilze. Doch nicht jeder ist essbar. Besonders gefährlich ist der Knollenblätterpilz.
Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) schlägt Alarm: In den vergangenen Tagen wurden vermehrt Menschen mit Pilzvergiftungen eingeliefert. Seit Anfang August wurden in der MHH bereits sechs Personen auf der Intensivstation behandelt, eine davon ist inzwischen verstorben, bei einer weiteren muss eventuell die Leber transplantiert werden. Die meisten Patientinnen und Patienten stammen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion und des Mittleren Ostens. Für die Vergiftungsfälle verantwortlich ist vor allem der Knollenblätterpilz. „In den Heimatländern der betroffenen Personen ist der Knollenblätterpilz vermutlich weniger verbreitet. Hier in Deutschland wird aufgrund von Unkenntnis die Gefahr des Pilzesammelns oft nicht ausreichend ernst genommen“, erklärt Professor Dr. Markus Cornberg, stellvertretender Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie. „Auch Apps oder Pilzbücher schützen nicht vor Verwechselung.“ Eine unzureichende Kenntnis der einzelnen Pilzarten kann schnell zu Vergiftungen und Leberversagen führen.
Knollenblätterpilze zerstören die Leber
Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in Deutschland und für 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich. Der Pilz ist sehr gefährlich, da sein Gift erst mehrere Stunden nach dem Verzehr wirkt und dann bereits im ganzen Körper aufgenommen ist. Zunächst treten Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf – ähnlich einer Magen-Darm-Infektion. Nach ein bis zwei Tagen kommt es zur Schädigung der Leber, die von Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen begleitet werden kann. „Im schlimmsten Fall stellt die Leber ihre Funktion ein, so dass nur noch eine Lebertransplantation das Leben der Patienten retten kann“, sagt Professor Cornberg.
Pilzsachverständige hinzuziehen
Wegen der großen Gefahr sollten Pilzsammlerinnen und -sammler die gefundenen Pilze vor dem Verzehr von einer oder einem Pilzsachverständigen bestimmen lassen. Das Giftinformationszentrum-Nord rät darüber hinaus, Schulungen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu besuchen, bevor es ans Pilzesuchen geht. Durch Schulungen lasse sich die Artenkenntnis verbessern. Auf Apps, die bei der Bestimmung von Pilzen helfen, solle man sich nicht verlassen.
Bei Verdacht Notarzt rufen
Besteht der Verdacht einer Pilzvergiftung, sollte dringend der Notarzt gerufen werden. Zur Erleichterung der Diagnose sollten Pilzreste und Erbrochenes aufgehoben werden.
Der Knollenblätterpilz wächst in Zeitraum von August bis Oktober in Laub- und Laubmischwäldern. Zu erkennen ist er an einem drei bis 15 Zentimeter breiten Hut, der glockig bis schirmartig ausgebreitet ist. An der Unterseite befinden sich weiße Lamellen. Die Farbe des Giftpilzes ist grün, grün-gelb oder weiß.
Schnelle Hilfe bei Vergiftungen gibt auch das Giftinformationszentrum-Nord unter der Telefonnummer (0551) 19240. Weniger dringende Fragen zu Vergiftungen beantwortet das medizinische Fachpersonal unter der Telefonnummer (0551) 383180.