Adipositas / Übergewicht
Flavonoide bei Adipositas-bedingter Alzheimer-Krankheit
Original Titel:
Therapeutic potential of flavonoids in the management of obesity-induced Alzheimer's disease: an overview of preclinical and clinical studies
Kurz & fundiert
- Adipositas fördert Alzheimer-Krankheit
- Flavonoide: Blütenfarbstoffe bzw. sekundäre Pflanzenstoffe, z. B. in Äpfeln, Beeren, Sellerie
- Review über präklinische und klinische Untersuchungen
- Linderung Adipositas-bedingter Alzheimer-Symptome durch Flavonoide
- Hinweise auf erhöhte Acetylcholin-Konzentrationen und reduzierte neuronale Entzündungen
- Flavonoidreiche Nutraceuticals: Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel
- Studien zu Wirksamkeit, Alzheimer-Stadium und Dosierung erforderlich
Starkes Übergewicht (Adipositas) hat sich zu einer globalen Epidemie entwickelt, die Menschen jeden Alters, Geschlechts und jeder Herkunft betrifft. Adipositas kann zu einer Vielzahl von Erkrankungen führen, darunter Diabetes mellitus, Nierenfunktionsstörungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen, metabolisches Syndrom, Herz-Kreislauf- und neurodegenerative Erkrankungen. Zudem werden neurologische Erkrankungen wie kognitiver Abbau, Demenz und Alzheimer-Krankheit mit Adipositas in Verbindung gebracht. Ursache für diese Erkrankungen sind nach aktuellem Verständnis unter anderem oxidativer Stress, entzündungsfördernde Zytokine sowie die Produktion reaktiver freier Sauerstoffradikale (ROS). Wissenschaftler fassten nun den präklinischen und klinischen Forschungsstand zu Adipositas und der Alzheimer-Krankheit zusammen und berichteten, welche Rolle Flavonoide in der Therapie spielen könnten. Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die beispielsweise in Äpfeln, Beeren, Sellerie vorkommen.
Präklinischer und klinischer Forschungsstand zu Adipositas, Alzheimer-Krankheit und Flavonoiden
Bei übergewichtigen Menschen ist die Sekretion des Hormons Insulin beeinträchtigt, was zu Hyperglykämie führen kann und mit einer erhöhten Ansammlung von Amyloid-β im Gehirn assoziiert ist. Amyloid-β-Ablagerungen stellen die bekannteste, messbare Problematik im Gehirn bei der Alzheimer-Krankheit dar und ihr Abbau ist ein wesentliches Ziel vieler experimenteller Alzheimer-Behandlungen. Darüber hinaus nimmt die Menge an Acetylcholin, ein wichtiger Neurotransmitter, der für die Bildung neuer Nervenverbindungen im Gehirn erforderlich ist, bei Alzheimer-Patienten ab, da Zellen, die Acetylcholin abgeben, zunehmend sterben. Eine Reihe von Medikationen (z. B. Acetylcholinesterasehemmer) zielt darauf ab, diesen Mangel durch einen Hemmung des Abbaus von Acetylcholin zu reduzieren. Um den Acetylcholinmangel zu lindern, werden in der Forschung zudem diätetische Interventionen und adjuvante Therapien diskutiert, welche die Produktion von Acetylcholin steigern und damit die Symptome der Alzheimer-Patienten reduzieren sollen.Antioxidative und entzündungshemmende Ernährungsinterventionen
Zu diesen Maßnahmen gehören Ernährungsinterventionen mit antioxidativen und entzündungshemmenden Flavonoiden. In Tiermodellen, berichten die Autoren des Übersichtsartikels, binden Flavonoide an die bei der Alzheimer-Krankheit relevanten Tau-Rezeptoren, reduzieren Gliosen, eine Ansammlung von Gliazellen, die auf Erkrankungen im Gehirn deutet, und verschiedene neuroinflammatorische Marker. Darüber hinaus wirken Flavonoide wie Curcumin, Resveratrol, Epigallocatechin-3-Gallat, Morin, Delphinidin, Quercetin, Luteolin und Oleocanthal nach manchen Forschungsergebnissen dem Verlust von Nervenzellen im Gehirn entgegen. Die neuroprotektive Wirkung von Flavonoiden erfolgt vermutlich über folgende, in Zell- und Tierstudien untersuchten Mechanismen:- Reduzierung von Interleukin-1β (entzündungsfördernder Botenstoff)
- Erhöhung des BDNF-Spiegel (Wachstumsfaktor)
- Förderung Hippocampus-Neurogenese
- Stimulation der Synapsenbildung
Adjuvante Alzheimertherapie mit flavonoidreichen Nutraceuticals?
Flavonoidreiche Nutraceuticals stellen laut der Autoren eine potenziell kostengünstige Therapieoption zur Behandlung von Adipositas-induzierter Alzheimer-Krankheit dar. Flavonoide könnten in der täglichen Ernährung von Alzheimer-Patienten ergänzt werden, um Acetylcholin zu erhöhen und die neuronalen Entzündungen im Gehirn zu reduzieren. Es sind jedoch weitere, gut konzipierte, randomisierte und placebo-kontrollierte klinische Studien erforderlich, um ihre optimale Dosierung, Sicherheit und vor allem Wirksamkeit und Langzeitwirkung beurteilen zu können. Auch ist unklar, in welchen Stadien der Alzheimer-Krankheit solche ergänzenden Maßnahmen einen Unterschied machen könnten. Die Übersichtsarbeit zeigt zusätzlich auf, dass eine bunte Ernährung mit vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln die Gesundheit in vielerlei Hinsicht unterstützen kann.© Alle Rechte: HealthCom