Erster Ersatz eines Aortenbogens ohne offene Operation
Zum ersten Mal in der Schweiz setzten Gefässchirurgen des USZ eine Aortenbogenprothese komplett minimalinvasiv, ohne Schnitte, über eine Leistenarterie und Zugänge in den Armen ein. Die übliche Operation hätte die schwerkranke Patientin nicht überstanden. Nun geht es ihr wieder gut.
Bei gefährlichen Erweiterungen der Aorta (Hauptschlagader) oder bei einem Aortenriss wird der schadhafte Abschnitt mit einem gitterartigen Stent verstärkt bzw. durch eine Aortaprothese ersetzt. Diese Eingriffe können seit einiger Zeit endovaskulär, also mittels Kathetertechnik über einen Zugang über ein Leistengefäss durchgeführt werden. Muss jedoch auch das obere Ende der Aorta, der Aortenbogen, ersetzt werden, ist dafür ein grosser Eingriff nötig, weil die Prothese mit den dort abgehenden Gefässausgängen für Kopf und Arme und die beiden Halsschlagadern verbunden werden müssen. Der Brustkorb muss dafür geöffnet und während des Einsetzens der Prothese zudem der Herz-Kreislauf von einer Herz-Lungen-Maschine übernommen werden. Selbst bei der minimalinvasiven Methode musste bis vor Kurzem ein Teil der Gefässe offen-operativ ersetzt werden.
Zum ersten Mal in der Schweiz führte ein Team um Alexander Zimmermann, Direktor der Klinik für Gefässchirurgie am USZ, diesen Eingriff nun bei einer Patientin komplett ohne Schnitte durch.
Für die übliche Operation war die Patientin zu krank
Die schwer kranke 69-jährige Patientin benötigte eine Aortenbogenprothese, sie leidet aber gleichzeitig an einer fortgeschrittenen eingeschränkten Lungenfunktion und Herzproblemen. Für eine frühere Herzoperation war ihr Brustkorb schon einmal geöffnet worden. Da Aortenoperationen immer mit dem Team der Herzchirurgie um Omer Dzemali, Direktor der Klinik für Herzchirurgie am USZ, besprochen werden, berieten sich die Spezialistinnen und Spezialisten der beiden Disziplinen auch in diesem Fall. «Die Herzchirurgen hielten eine herkömmliche Operation für eine zu hohe Belastung für die Patientin. Dass sie den Eingriff überlebt hätte, war unwahrscheinlich. Gleichzeitig stieg permanent die Gefahr, dass ihre Aorta reisst, was den Tod der Patientin zur Folge gehabt hätte», schildert Alexander Zimmermann die Ausgangslage. Die einzige Chance für die Patientin war deshalb, den Eingriff komplett mittels Kathetertechnik über Gefässzugänge durchzuführen, um die Belastung der Patientin so tief wie möglich zu halten. Voraussetzung dafür war der Einsatz eines neuen Prothesentyps, der den Aortenbogenersatz komplett ohne Schnitte möglich macht. Herz- und Gefässchirurgen beurteilten die Operation als risikoreich, aber möglich, die Patientin entschied sich, den Eingriff auf diesem Weg zu wagen.
Schon nach drei Tagen konnte die Patientin nach Hause
In einem 2.5-stündigen Eingriff konnte bei der Patientin der Aortenbogen so ersetzt werden. Die gesamte Operation erfolgte lediglich über einen Zugang zu einer Arterie in der Leiste und wenige, hochpräzise gesetzte Zugänge in den Armen. Dank dieses Verfahrens konnten zudem die Operations- und die Beatmungszeit für die Patientin kurz gehalten werden; die Belastung für Lunge und Herz war damit so gering wie möglich. «Es hat alles so gut geklappt, wie man es sich nur wünschen kann», so Zimmermann. «Massgeblich dazu beigetragen hat die eingespielte und perfekte Zusammenarbeit der beiden Teams aus Gefäss- und Herzchirurgie.» Die Patientin erholte sich so rasch von der Operation, dass sie bereits drei Tage nach der Operation das Universitätsspital verlassen konnte.
Auch weltweit eine der ersten Operationen
Die USZ-Patientin war eine der ersten Patientinnen weltweit, bei der eine derartige Operation durchgeführt wurde. Weil der Hersteller hohe Anforderungen an das Operationsteam stellt, wird die Prothese nur in wenigen, hochspezialisierten Zentren eingesetzt, in der Schweiz nur am USZ. «Wir sind natürlich stolz darauf, dazu zu gehören und damit Zugang zu den neuesten Technologien und Produkten zu haben», so Zimmermann. «Wir sind vor allem aber froh, dass wir dadurch der Patientin eine solch schonende Operation anbieten konnten und auch weiteren Patientinnen und Patienten damit helfen können, denen alle anderen Möglichkeiten versagt sind.»