Demenz / Alzheimer
Anti-Tau gegen Alzheimer? Semorinemab unwirksam
Original Titel:
Safety and Efficacy of Semorinemab in Individuals With Prodromal to Mild Alzheimer Disease: A Randomized Clinical Trial
Kurz & fundiert
- Gehirn-Ablagerungen bei Alzheimerkrankheit: Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Proteine in neurofibrillären Bündeln
- Anti-Tau-Antikörper zum Bremsen des Krankheitsfortschritts?
- Phase-2-Studie über 73 Wochen mit Semorinemab gegen Tau-Proteine versus Placebo
- 422 Patienten mit prodromaler oder milder Alzheimerkrankheit
- Kein Effekt des Wirkstoffs auf die Alzheimerkrankheit
- Gut verträgliches Sicherheitsprofil des Antikörpers
Ansammlungen von Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Proteinen in neurofibrillären Bündeln stellen zentrale neuropathologische Kennzeichen der Alzheimererkrankung dar. Sind mehr solcher Ablagerungen zu sehen, korreliert dies mit dem klinischen Schweregrad der Erkrankung. Viele Medikamente zum Abbau von Beta-Amyloid-Plaques wurden daher entwickelt und geprüft – Medikamente gegen Tau-Proteine sind hingegen seltener untersucht worden. Speziell monoklonale Antikörper gegen Tau könnten den Krankheitsfortschritt bei der Alzheimererkrankung bremsen oder gar die weitere Akkumulierung pathologischer Tau-Proteine unterbinden, so die Hoffnung. Ziel der vorliegenden Studie war die Ermittlung der Sicherheit und Wirksamkeit des monoklonalen Anti-Tau-Antikörpers Semorinemab bei prodromaler oder milder Alzheimerkrankheit. Die klinische Studie der Phase 2 wurde randomisiert mit Placebo-Kontrolle im Doppelblind-Verfahren in 97 Studienzentren in Nordamerika, Europa und Australien durchgeführt. Teilnehmer zwischen 50 und 80 Jahren mit prodromaler oder milder Alzheimerkrankheit wurden zwischen Oktober 2017 und Juli 2020 in parallelen Gruppen der Behandlung mit Semorinemab oder dem Placebo zugeteilt. Zur Sicherstellung der Diagnose dienten symptomatische Tests (Mini-Mental Status Test, MMST, zwischen 20 und 30) und die Bestätigung einer Beta-Amyloid-Pathologie im bildgebenden Verfahren Positron-Emissionstomographie oder Liquor. Die Intervention erfolgte über 73 Wochen. Teilnehmer erhielten 3 anfängliche Infusionen alle 2 Wochen mit folgend monatlichen Infusionen. Semorinemab wurde in den Dosierungen 1 500 mg, 4 500 mg und 8 100 mg geprüft. Vorrangige Studienergebnisse waren Veränderungen in der Demenzsymptomatik (Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes) ab Studienbeginn bis Woche 73 sowie Sicherheit und Verträglichkeit von Semorinemab im Vergleich zu Placebo. Insgesamt konnten Daten von 422 Teilnehmern im durchschnittlichen Alter von 69,6 Jahren (davon 235 Frauen, 55,7 %) analysiert werden. Die Wissenschaftler stellten ähnliche Zunahmen in der Demenzsymptomatik in Placebo- und Semorinemab-Gruppen fest.
- Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes-Score
- Placebo: Differenz: 2,19; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,74 – 2,63; n = 126
- Semorinemab 1 500 mg: Differenz: 2,36; 95 % KI: 1,83 – 2,89; n = 86
- Semorinemab 4 500 mg: Differenz: 2,36; 95 % KI: 1,92 – 2,79; n = 126
- Semorinemab 8 100 mg: Differenz: 2,41; 95 % KI: 1,88 – 2,94; n = 84
- Adverse Ereignisse:
-
- Placebo: n = 130 (93,1 %)
- Semorinemab 1 500 mg: n = 89 (88,8 %)
- Semorinemab 4 500 mg: n = 132 (94,7 %)
- Semorinemab 8 100 mg: n = 90 (92,2 %)
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