Phantomschmerzen nach Amputationen lindern

Universitätsklinikum Jena koordiniert internationales Projekt in der Ukraine

Jena (UKJ). Der Verlust eines Arms oder Beins stellt eine gewaltige Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Neben den Einschränkungen, die eine Amputation für die täglichen Aktivitäten bedeutet, leiden die Betroffenen zudem häufig unter Phantomschmerzen, die nur schwer zu behandeln sind. In der Ukraine ist es unter den aktuellen Kriegsbedingungen schwierig, der großen Zahl von Amputierten Zugang zu einer angemessenen Versorgung in den Bereichen Chirurgie, Schmerztherapie und Rehabilitation zu ermöglichen.

Das Projekt PAMELA – Prevention And Management of Phantom Limb Pain – zielt darauf ab, Phantomschmerzen bei Menschen nach Amputationen in der Ukraine zu verhindern und zu behandeln. Es wird von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert und gemeinsam von Winfried Meissner, Schmerzspezialist am Universitätsklinikum Jena, und Volodymyr Romanenko, Neurologe und Vorstandsmitglied der Ukrainischen Schmerzgesellschaft, koordiniert. Im Projekt PAMELA arbeiten multidisziplinäre Teams aus der Ukraine, Deutschland und weiteren Ländern zusammen.

„Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 haben in der Ukraine etwa 50.000 Menschen eine Gliedmaße verloren, vor allem junge Frauen und Männer. Der Phantomschmerz ist die häufigste chronische Schmerzerkrankung bei Amputierten, bis zu 80 % der betroffenen Menschen leiden darunter“, erklärt Dr. Romanenko.

Eine digitale Anwendung, „App“, wird die Patienten durch eine Reihe von Therapieschritten führen und ihre Fortschritte überwachen. „Unser Ziel ist es, die Therapie so nah wie möglich an den Patienten heranzubringen“, beschreibt Prof. Meissner den Ansatz des Projekts. Die App bietet Instrumente, die das Selbstmanagement von Phantomschmerzen erleichtern. Ergänzt wird sie durch evidenzbasierte Empfehlungen zu Amputationschirurgie und Anästhesie, Management von Phantomschmerzen und Rehabilitation, die von den Patienten selbst oder ihren Betreuern genutzt werden können.

Die App basiert auf einer Plattform, die von Routine Health, einem Unternehmen aus Düsseldorf in Deutschland, entwickelt wurde. In den letzten Jahren haben die Entwickler umfangreiche Erfahrungen mit der App gesammelt, was die Benutzerfreundlichkeit und die Art und Weise, wie die Therapie angeboten wird, betrifft. Dabei kommen Methoden wie Spiegeltherapie, Graded Motor Imagery und Augmented Reality zum Einsatz. Die App wird für den Einsatz in der Ukraine angepasst und zugeschnitten, indem sie mit amputierten Patienten während ihrer Betreuung im Krankenhaus, in Rehabilitationszentren oder zu Hause getestet wird.

Klinische Experten der Medizinischen Hochschule Hannover werden ihr Fachwissen im Bereich Amputationschirurgie und Rehabilitation einbringen. Eine große Gruppe führender internationaler Experten aus der Ukraine, Deutschland, Südafrika, den USA und Israel wird den Beirat von PAMELA bilden.

Finanziell unterstützt wird das PAMELA-Projekt von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung. Die gemeinnützige Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt humanitäre Projekte. Bis heute hat sie rund 2.400 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 60 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands.

Projekt-Kontakt in Deutschland:

apl. Prof. Dr. Winfried Meißner
Leiter der Sektion Schmerz, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena
E-Mail:  pamelaproject@med.uni-jena.de