Brustkrebs
Fall-Kontroll-Studie und Metaanalyse: Auch Gestagenpille erhöht das Brustkrebsrisiko leicht
Original Titel:
Combined and progestagen-only hormonal contraceptives and breast cancer risk: A UK nested case-control study and meta-analysis
- Kontrazeptiva und Brustkrebsrisiko: Mit oder ohne Östrogen relevant?
- Fall-Kontroll-Studie mit ca. 30 000 Frauen, Metaanalyse über 12 Beobachtungsstudien
- Leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko nach Kontrazeptiva
- Unabhängig von Applikationsform und Östrogen-Gehalt
MedWiss – In einer britischen Fall-Kontroll-Studie und Metaanalyse wurde der Zusammenhang zwischen Kontrazeptiva, deren Östrogen-Gehalt und dem Brustkrebsrisiko untersucht. Die Studie ergab, dass das Brustkrebsrisiko bei derzeitiger oder kürzlicher Anwendung von Kontrazeptiva leicht erhöht ist. Die Erhöhung des Brustkrebsrisikos war dabei unabhängig davon, ob östrogenhaltige oder östrogenfreie Kontrazeptiva eingesetzt wurden und von der jeweiligen Aplikationsform.
Der Einfluss der Antibabypille auf das Krebsrisiko wurde bereits mehrfach in Studien untersucht. Dabei ist es jedoch schwierig, pauschale Aussagen zu treffen, da das Risiko maßgeblich z. B. von der Dauer der Einnahme, der Zusammensetzung der Pille sowie zusätzlichen Risikofaktoren abhängt. Auch haben sich diese Faktoren im Laufe der Zeit verändert: Während die Dosierung der Pille früher deutlich höher war, wird diese heute bereits in wesentlich jüngerem Alter eingenommen. Ältere Studienergebnisse sind daher nicht unbedingt auf die heutige Situation anwendbar. Aktuelle Studien weisen jedoch weiter darauf hin, dass das Brustkrebsrisiko bei derzeitiger oder kürzlicher Einnahme der Pille leicht erhöht ist. Dabei geht das Risiko nach Einnahmestopp wieder zurück und befindet sich nach etwa 5 Jahren wieder auf dem „normalen“ Niveau. Gleichzeitig scheint das Eierstock-, Gebärmutterschleimhaut- und Darmkrebsrisiko bei Einnahme der Pille reduziert zu sein.
In einer britischen Fall-Kontroll-Studie und Metaanalyse wurde der Einfluss der Einnahme von Kontrazeptiva auf das Brustkrebsrisiko genauer untersucht. Hierfür wurde besonders der Einfluss der östrogenfreien Gestagenpille („Minipille“) betrachtet.
Fall-Kontroll-Studie mit 9 498 Brustkrebspatientinnen und fast 20 000 Kontrollen
Für die Fall-Kontroll-Studie wurden die medizinischen Daten von 9 498 Brustkrebspatientinnen unter 50 Jahren mit einer Kontrollgruppe aus 18 171 Frauen verglichen. Verfügbare medizinische Daten reichten im Durchschnitt 7,3 Jahre zurück. Zusätzlich wurden 12 Beobachtungsstudien für den Vergleich mit der Fall-Kontroll-Studie aus den medizinisch-wissenschaftlichen Datebanken MEDLINE und Embase ermittelt.
Metaanalyse über 12 Beobachtungsstudien zur Ergebniskontrolle
Bei 44 % der Frauen mit Brustkrebs und 39 % der Frauen aus der Kontrollgruppe lag ein Rezept für hormonelle Kontrazeptiva vor. Zum Zeitpunkt, zu dem die individuellen Brustkrebsfälle diagnostiziert wurden, lag die Verschreibung im Durchschnitt 3,1 Jahre zurück. Dies weist darauf hin, dass das Brustkrebsrisiko bei der derzeitigen oder kürzlichen Einnahme hormoneller Kontrazeptiva leicht erhöht ist. Das Brustkrebsrisiko war in ähnlicher Weise erhöht, wenn es sich um ein orales Kombinationspräparat (östrogenhaltig), ein orales Gestagenpräparat (östrogenfrei), ein injiziertes Gestagenpräparat oder ein Gestagen-freisetzendes Intrauterinpessar (IUPs) handelte.
- Orales Kombinationspräparat: Odds ratio (OR): 1,23; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,14 – 1,32; p < 0,001
- Orales Gestagenpräparat: OR: 1,26; 95 % KI: 1,16 – 1,37; p < 0,001
- Injiziertes Gestagenpräparat: OR: 1,25; 95 % KI: 1,07 – 1,45; p = 0,004
- Gestagen freisetzende Intrauterinpessare: OR: 1,32; 95 % KI: 1,17 – 1,49; p < 0,001
Brustkrebsrisiko auch mit Gestagenpräparaten leicht erhöht
Die Metaanalyse ergab ebenfalls eine Erhöhung des Brustkrebsrisikos bei der derzeitigen oder kürzlichen Anwendung östrogenfreier Gestagenpräparate. Auch hier war die Erhöhung unabhängig von der Applikationsart. Der Vergleich mit der Fall-Kontroll-Studie ergab, dass sich die Brustkrebsinzidenz bei der derzeitigen oder kürzlichen Einnahme von Gestagenpräparaten in der Altersgruppe von 16 – 20 Jahren von 0,084 % auf 0,093 % erhöht. In der Altersgruppe von 35 – 39 Jahren erhöht sich die Inzidenz von 2,0 % auf 2,2 %.
Erhöhung der Inzidenz von 2,0 % auf 2,2 % im Alter von 35 – 39 Jahren
Die Autoren schlussfolgerten, dass die derzeitige oder kürzliche Verwendung von reinen Gestagen-Kontrazeptiva mit einem leichten Anstieg des Brustkrebsrisikos verbunden sei. Dies hinge nicht von der Art der Verabreichung ab und liege in der Größenordnung des Risikos bei Kombinationspräparaten.
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