Erst wöchentliche Ohnmacht, jetzt ein normales Leben
Leonie Schwartz litt unter einer Fehlfunktion des Herzens, sogenannten Synkopen – eine Kardioneuroablation an der Uniklinik Düsseldorf konnte ihr helfen
„Die Zeit stand still. Mir wurde schlecht. Alles hat angefangen zu kribbeln. Und je länger es andauerte, desto schwieriger war es, das Bewusstsein zu behalten.“ Was Leonie Schwartz hier beschreibt, sind die Auswirkungen einer Fehlfunktion ihres Herzens, unter der sie rund eineinhalb Jahre litt. Kardiale Synkopen. Zunächst stellten sie sich monatlich ein, im weiteren Verlauf immer häufiger, nahezu wöchentlich. „Das hat unglaublich viel Energie geraubt“, so die 22-jährige Studentin. Abhilfe schuf erst das in der Kardiologie der Uniklinik Düsseldorf neu etablierte Verfahren der Kardioneuroablation.
„Wir sind eines der ersten Zentren in Deutschland, die die Kardioneuroablation unter dem Dach der neu geschaffenen Synkopen-Unit anbieten konnten“, erklärt PD Dr. med. Obaida Rana, Leitender Arzt der Abteilung für Rhythmologie, Devicetherapie und Neurokardiologie in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie. „Das Verfahren eignet sich insbesondere für junge Patientinnen und Patienten, weil es damit gelingen kann, die Implantation eines permanenten Herzschrittmachers zu vermeiden.“
Was passiert bei kardialen Synkopen?
Die ordnungsgemäße Aktivität des Herzens wird durch eine Vielzahl elektrischer Impulse über das Nervensystem gewährleistet. Eine Störung in diesem Reizleitungssystem kann das komplexe Gebilde aus dem Takt bringen. Bei einem gewissen Ausmaß einer nervalen Dysbalance kommt es zu einem Herzfrequenzabfall oder Pausen im Rhythmus, so dass die Pumpleistung des Herzens kurzfristig zurück geht und das Gehirn der betroffenen Person nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Es kommt zu Ohnmachtsanfällen wie bei Leonie Schwartz.
Im Rahmen einer Kardioneuroablation kann unter bestimmten Voraussetzungen die Ursache für das Durcheinander an elektrischen Reizen behoben werden. Zum größten Teil werden die irreführenden Impulse über den sogenannten Vagusnerv des autonomen Nervensystems übertragen. Der Eingriff, der mit einem Katheter über die Leiste erfolgt, sieht vor, die Verbindung zu diesem Nerv in der linken, manchmal zusätzlich auch rechten Vorkammer zu kappen. Die Nervenzellen werden somit um die Vorkammern verödet und damit die Aktivität des autonomen (vagalen) Nervensystems vom Herzen vermindert.
„Das Verfahren wurde erstmals um die Jahrtausendwende herum beschrieben. Bislang gibt es weltweit nur einzelne Zentren, die die Kardioneuroablation in nennenswerter Anzahl durchführen“, so PD Dr. med. Obaida Rana. Es handelt sich laut dem Kardiologen nicht um das Therapieverfahren, das allen Patientinnen und Patienten hilft, die unter Synkopen leiden. „Wir sprechen von einer individualisierten Therapie, die besonders aussichtsreich bei Betroffenen mit kardioinhibitorischen Synkopen angewendet werden kann“, so Dr. Rana – also bei Fehlfunktionen, die mit einer Hemmung der Herztätigkeit einhergehen.
Noch liegen mit Blick auf die Kardioneuroablation keine Langzeitergebnisse vor. „Es gibt nur wenige Studien, die den Zeitraum von einigen Jahren nach dem Eingriff beleuchten“, so Dr. Rana. Diese Daten stimmen immerhin zuversichtlich, denn die Untersuchungen zeigen, dass die Wirkung des Eingriffs in den allermeisten Fällen über Jahre anhält.
Das Leben von Leonie Schwartz hat sich jedenfalls vollkommen verändert. „Vor der Operation hatte ich zwar ein mulmiges Gefühl, denn es handelt sich ja doch um einen richtigen Eingriff“, sagt sie. Sie bereut allerdings nichts. Seit der Behandlung im August ist sie synkopenfrei. „Ich kann ein ganz normales Leben führen, Sport machen, alles ist möglich“, so die Studentin.
Besondere Expertise an der Uniklinik Düsseldorf
Die Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie der Uniklinik Düsseldorf verfügt mit Blick auf die Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen über umfassendes Know-how. Die Fachabteilung ist zum Beispiel durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) als Vorhofflimmer-Zentrum zertifiziert und als Ausbildungszentrum für Spezielle Rhythmologie anerkannt. Neben dem spezialisierten Fachpersonal im ärztlichen Dienst und der Pflege trägt die hochmoderne Ausstattung der Klinik dazu bei, dass Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden können.
Das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) ist das größte Krankenhaus in der Landeshauptstadt und eines der wichtigsten medizinischen Zentren in NRW. Die 9.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in UKD und Tochterfirmen setzen sich dafür ein, dass jährlich über 45.000 Patientinnen und Patienten stationär behandelt und 270.000 ambulant versorgt werden können.
Das UKD steht für internationale Spitzenleistungen in Krankenversorgung, Forschung und Lehre, sowie für innovative und sichere Diagnostik, Therapie und Prävention. Patientinnen und Patienten profitieren von der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit der 60 Kliniken und Institute. Die besondere Stärke der Uniklinik ist die enge Verzahnung von Klinik und Forschung zur sicheren Anwendung neuer Methoden.