Jahreswechsel: Silvester in der Notaufnahme | Fragen an… Dr. Annika Hättich
Während viele Menschen ausgelassen in das neue Jahr feiern, sehen die Mitarbeitenden der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in der Silvesternacht meist eine Vielzahl an Verletzungen, die vor allem durch unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern entstehen. Im Interview beantwortet Dr. Annika Hättich, Oberärztin in der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie des UKE, welche Verletzungen besonders häufig auftreten und wie sich diese vermeiden lassen.
Silvesternacht in der Notaufnahme des UKE – was erleben Sie und Ihre Kolleg:innen?
Dr. Annika Hättich: In der Silvesternacht sehen wir in der Notfallaufnahme aus unfallchirurgischer Perspektive teilweise schwerste Verletzungen der Hände, in erster Linie verursacht durch Feuerwerkskörper. Vor allem die illegalen, sogenannten Polenböller weisen eine so hohe Sprengkraft auf, dass sie zu schwersten Verletzungen führen können, die nicht selten in einer Amputation enden. Da die Wunden durch den freiwerdenden Ruß so stark verschmutzt sind, ist es trotz einer sofortigen Notfalloperation nicht immer möglich, abgetrennte Finger zu reimplantieren. In einer regulären Silvesternacht sehen wir zwei, manchmal auch drei derart schwerer Fälle von Handverletzungen.
Welche weiteren Verletzungen treten insbesondere am Jahreswechsel häufig auf?
Silvester kann sprichwörtlich ins Auge gehen, wenn bei der Handhabung von Feuerwerkskörpern der Mindestabstand nicht eingehalten wird. Auch Sturzunfälle, vor allem unter steigendem Alkoholeinfluss, oder Verbrennungen sind keine Seltenheit am Jahreswechsel. Und natürlich geht in der Silvesternacht die reguläre Notfallversorgung weiter, Schlaganfälle oder Herzinfarkte passieren auch an Feiertagen.
Welche Ereignisse bewegen Sie besonders?
Besonders tragisch sind die schweren Verletzungen, die durch Feuerwerkskörper entstehen. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit oder auch ein Unfall hat für Betroffene meist lebenslange Folgen – das geht besonders nah, wenn die Patient:innen noch jung sind. Leider sehen wir auch immer wieder, dass Unbeteiligte verletzt werden, wenn Knallkörper von Dritten in eine Menschenmenge geworfen werden.
Wie lassen sich diese Unfälle vermeiden?
Der leichtsinnige und unsachgemäße Umgang mit Feuerwerkskörpern – vor allem unter Alkoholeinfluss – ist ein Risikofaktor. Beim Abfeuern von Feuerwerkskörpern sollte immer der Mindestabstand eingehalten werden. Finger weg von illegalen Böllern! Die Sprengkraft ist enorm und wird immer wieder unterschätzt. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol ist außerdem ratsam, sodass der Jahreswechsel in einer schönen Feier und nicht im Krankenhaus endet.