Psoriasis: Risiko für multiples Biologika-Versagen höher bei Frauen und PsA
Original Titel:
Sociodemographic and clinical characteristics associated with multiple biologic failure in psoriasis: A 2015-2022 prospective cohort analysis of the CorEvitas psoriasis registry.
- Unwirksame Psoriasis-Therapie mit Biologika: Bei wem und weshalb?
- Prospektive Kohortenanalyse: 1 039 Patienten in den USA
- Soziodemographische, klinische und patientenberichtete Faktoren
- Bei etwa 6 % versagten mindestens zwei Biologika-Klassen
- 47,2 % sprachen gut auf erste Biologika-Therapie an (über mind. 2 Jahre)
- Risiko für multiples Biologika-Versagen höher bei Frauen, PsA und Hyperlipidämie
- Womöglich Risiko geringer mit neueren Biologika
- Häufigere Nachsorgetermine bei Risikopatienten
MedWiss – Bei welchen Psoriasis-Patienten mehrere Biologika nicht wirken, analysierte eine Studie anhand von soziodemographischen, klinischen und patientenberichteten Faktoren im Vergleich zu gutem klinischen Ansprechen. Demnach haben Frauen und Patienten mit Psoriasis-Arthritis ein höheres Risiko für multiples Biologika-Versagen. Auch Hyperlipidämie und der Einsatz älterer Biologika könnten eine Rolle spielen.
Es kommt vor, dass Psoriasis-Patienten auf mehrere medikamentöse Therapieversuche mit Biologika schlecht ansprechen, sich also keine ausreichende Wirkung einstellt oder die Wirkung nachlässt. Welche Faktoren hierfür eine Rolle spielen, ist allerdings nicht gut verstanden.
Unwirksame Psoriasis-Therapie mit Biologika: Bei wem und weshalb?
Die vorliegende Analyse ermittelte den Therapieverlauf bei Psoriasis-Patienten über mindestens 2 Jahre und betrachtete soziodemographische, klinische und Patienten-berichtete Faktoren, die eine Rolle bei multiplem Biologika-Versagen im Vergleich zu gutem klinischen Ansprechen spielen könnten.
Die prospektive Kohortenanalyse evaluierte Patienten in Behandlung in mehreren US-amerikanischen Therapiezentren, die in der CorEvitas-Psoriasis-Registry erfasst wurden und ihre erste Biologika-Therapie zwischen 2015 und 2020 starteten.
Prospektive Kohortenanalyse: 1 039 Patienten in den USA
Die Autoren analysierten soziodemographische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ausbildungsgrad oder geographische Region der Patienten. Betrachtete gesundheitsbezogene Faktoren waren Rauchen, Alkoholkonsum, Körpergewicht und BMI (body mass index) sowie Vorerkrankungen. Als klinische Charakteristika wurden die Art der Psoriasis und Dauer der Erkrankung erfasst, ob eine Psoriasis-Arthritis (PsA) vorlag und seit wann, sowie Maße zum Schweregrad der Psoriasis wie BSA (body surface area), PASI (Psoriasis Area and Severity Index) und IGA (Investigator’s Global Assessment). Darüber hinaus erfassten die Autoren Behandlungscharakteristika wie vorherige Therapien und Begleitbehandlungen, Abfolge und Dauer der ersten und zweiten Biologika-Klassen sowie die Zahl der eingesetzten Biologika und -Klassen. Zusätzlich berücksichtigten die Wissenschaftler patientenberichtete Ergebnisse (patient-reported outcome measures, PROMs) wie die dermatologische Lebensqualität (Dermatology Life Quality Index), Einschätzung der Schwere der Psoriasis (Patient Global Assessment of psoriasis, mittels 100-Punkte-Skala), Gesundheitszustand (patient-reported health state, EQ-VAS), Juckreiz, Fatigue und Hautschmerzen (100-Punkte-Skala), Symptome wie Ängste und Depressionen, Schlafprobleme und Beeinträchtigung von Arbeit und Aktivität.
Die Analyse betrachtete Patienten mit multiplem Biologika-Versagen, also solche Betroffenen, die mindestens 2 Biologika-Therapien unterschiedlicher Klassen im beobachteten Zeitraum aufgrund von Unwirksamkeit abbrachen (nach mindestens 90 Tagen Einsatz jeder dieser Behandlungsansätze) sowie Patienten mit gutem Ansprechen, die ihr erstes Biologikum seit mindestens 2 Jahren nutzten.
Soziodemographische, klinische und patientenberichtete Faktoren
Insgesamt wurden 1 039 Patienten im durchschnittlichen Alter von 49,1 Jahren (44,2 % Frauen) analysiert, von denen 490 gut auf ihre erste Biologika-Therapie ansprachen (47,2 %). Bei 65 Patienten kam es hingegen zu einem multiplen Biologika-Versagen (6,3 %). Die Patienten litten im Schnitt seit 11,5 Jahren an Psoriasis, 30,1 % auch an einer begleitenden PsA. Durchschnittliche BSA-Werte betrugen 16 %, bei 83,1 % schätzten die Wissenschaftler den Schweregrad (IGA) als mittelschwer oder schwer ein.
Bei etwa 6 % versagten mindestens zwei Biologika-Klassen
Patienten mit multiplem Biologika-Versagen waren häufiger Frauen (55,4 % versus 36,7 % mit gutem Ansprechen), litten seit kürzerer Zeit an Psoriasis (7,5 Jahre vs. 12,2 Jahre bei gutem Ansprechen) und hatten häufiger eine PsA-Diagnose (39,1% vs. 25,5 % mit gutem Ansprechen). Patienten, die seit 2018 eine erste Biologika-Therapie gestartet hatten, sprachen häufiger gut auf diese an als Patienten mit erster Biologika-Therapie in den vorhergehenden Jahren. Vorhergehende Therapien waren bei Patienten mit multiplem Biologika-Versagen häufiger nicht-biologisch systemische Behandlungen (61,5 % vs. 39,2 % mit gutem Ansprechen).
- Risiko für multiples Biologika-Versagen
- Frauen: Odds Ratio, OR: 2,29; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,11 – 4,72
- Vorerkrankung Hyperlipidämie: OR: 3,14; 95 % KI: 1,35 – 7,30
- PsA-Diagnose: OR: 1,88; 95 % KI: 1,09 – 3,23
- Nicht-biologische systemische Therapie: OR: 2,47; 95 % KI: 1,16 – 5,25
- Längere Psoriasis-Dauer: OR: 0,60 (pro Standardabweichung der Dauer); 95 % KI: 0,38 – 0,94
- Späterer Beginn der Biologika-Therapie: OR: 0,37 pro Jahr; 95 % KI: 0,27 – 0,52
Am häufigsten erhielten Patienten mit multiplem Biologika-Versagen erst einen TNF-Hemmer (Tumornekrose-Faktor-α Inhibitor) und anschließend einen IL-17-Hemmer (Interleukin-17). Die Adhärenz bei der Biologika-Therapie wurde nicht evaluiert.
Höheres Risiko für Frauen und bei Patienten mit PsA
Zusammenfassend fand die Analyse, dass es bei ca. 6 % der Psoriasis-Patienten zu einem Versagen mehrere Biologika kam. Das Risiko war demnach höher für Frauen und Patienten mit PsA-Diagnose, womöglich auch bei einer vorbestehenden Hyperlipidämie. Neuere Wirkstoffe, deuten die Ergebnisse an, könnten außerdem besser funktionieren als Biologika der ersten Generation. Interessanterweise schienen Aspekte wie Rauchen oder Alkoholkonsum nicht relevant zu sein. Die Autoren schließen, dass einerseits weitere Studien die Ergebnisse verifizieren sollten. Andererseits sollte aber bei bestimmten Patientengruppen mit häufigeren Nachsorgeterminen ein rascheres Eingreifen ermöglicht werden, um möglichst schnell eine gut wirksame Therapie zu finden.
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