Umbrella Review: Bariatrische Chirurgie und mentale Gesundheit
Original Titel:
Bariatric surgery and mental health outcomes: an umbrella review
- Wechselseitiger Zusammenhang zwischen Adipositas und psychischen Erkrankungen
- Adipositas, bariatrische OP und Psyche: Worauf sollte geachtet werden?
- Umbrella-Review aus China mit Ergebnissen aus 9 Analysen
- Adipositas-OP reduziert Angststörungen, Depressionen und Essstörungen
- Erhöhtes Risiko für Suizid und Alkoholmissbrauch
MedWiss – Eine Adipositas-OP kann laut der Ergebnisse eines Umbrella-Reviews chinesischer Autoren psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen und Essstörungen verbessern. Allerdings wurde in Assoziation mit bariatrischer Chirurgie auch ein höheres Risiko für Suizid und Alkoholmissbrauch festgestellt.
Adipositas ist ein schwerwiegendes, globales Gesundheitsproblem des 21. Jahrhunderts – in den Vereinigten Staaten sind mehr als 35 % der Männer und 40 % der Frauen stark übergewichtig. Laut der Studienautoren gibt es zunehmend Hinweise auf einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Adipositas, insbesondere bei Kandidaten für eine bariatrische Operation.
Adipositas, bariatrische OP und Psyche: Worauf sollte geachtet werden?
Ein aktueller Umbrella-Review aus China hat sich nun mit den Auswirkungen der bariatrischen Chirurgie auf die psychische Gesundheit der Patienten beschäftigt. Hierzu wurden die Datenbanken PubMed, Embase, Web of Science und Cochrane Library nach geeigneten systematischen Reviews und Metaanalysen durchsucht.
Auswertung von 9 Analysen über 20 Studienthemen
Die Recherche ergab 1 251 Studien. Als relevant identifizierten die Autoren 9 Studien und 20 Studienergebnisse zur psychischen Gesundheit. Bariatrische Operationen sind demnach mit einer signifikanten Verbesserung in Bereichen wie Angstzuständen, Depressionen und Essstörungen (einschließlich Binge-Eating) assoziiert. Es konnten aber auch Zusammenhänge mit Suizid, Selbstverletzung und einer Alkoholmissbrauchsstörung (AUD) gesehen werden.
Depressionen waren das am häufigsten untersuchte Ergebnis nach einer Adipositas-OP (4 Artikel). Hochwertige Evidenz belegte, dass sich der Score depressiver Symptome nach einer bariatrischen Operation innerhalb eines 2-jährigen Nachbeobachtungszeitraums deutlich verbesserte. Evidenz von geringer Qualität zeigte, dass eine bariatrische Operation depressive Symptome unabhängig von Alter und BMI reduzieren kann (Odds Ratio, OR: 0,49).
Unabhängig vom postoperativen BMI gingen Angstsymptome bei Frauen über 40 messbar zurück (OR: 0,58). Eine Adipositas-Operation kann zudem, zeigten Studiendaten, das Auftreten von Essstörungen und Symptomen unabhängig von der Operationstechnik reduzieren.
Es gab keine Veränderungen im Hinblick auf eine Alkoholmissbrauchsstörung während der Nachbeobachtungszeit in den ersten 2 Jahren nach einer bariatrischen Operation, im 3. Jahr stieg das Risiko für Alkoholmissbrauch allerdings an (OR: 1,825).
Das Risiko für Suizid stieg nach dieser Analyse nach bariatrischen Operationen an, auf Basis einer Analyse über 3 Kohorten- bzw. Fall-Kontroll-Studien mit 132 314 Personen mit oder ohne OP über eine Nachbeobachtungszeit von 8 – 10 Jahren, mit einer recht geringen Heterogenität (15 %). Eine Analyse zu Selbstverletzungen hingegen litt an sehr hoher Heterogenität (99 %) mit Evidenz niedriger Qualität.
Bariatrische Chirurgie reduziert Ängste, Depressionen und Essstörungen
Die bariatrische Chirurgie kann laut der Ergebnisse des Umbrella-Reviews somit womöglich psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen und Essstörungen positiv beeinflussen. Ärzte und Therapeuten sollten bei Adipositas auch die psychische Gesundheit im Auge behalten und speziell eventuellen suizidalen Risiken frühzeitig entgegenwirken, so das weitere Fazit der Studienautoren.
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