Depression
Esketamin bei Depression besser mit Musik
Original Titel:
Listening to music during intranasal (es)ketamine therapy in patients with treatment-resistant depression correlates with better tolerability and reduced anxiety
- Esketamin gegen therapieresistente Depression: Kann Musik Nebenwirkungen abmildern?
- Ambulante Behandlung mit oder ohne Musik, Analyse von Blutdruck, Ängsten und Dissoziation
- 494 Behandlungen von 37 Patienten, 52 % der Sitzungen mit Musik
- Musik während Anwendung von Esketamin besser für Blutdruck und Ängste
MedWiss – Eine naturalistische Studie in der Schweiz fand in 494 Behandlungen mit 37 Patienten, dass Musik während der Anwendung von Esketamin zur Behandlung therapieresistenter Depression mit geringeren Ängsten und niedrigerem Blutdruck einherging.
Die Wirksamkeit von Ketamin oder Esketamin bei therapieresistenter Depression ist bereits etabliert. Der Behandlung können jedoch Nebenwirkungen im Wege stehen, wie beispielsweise Dissoziation, Ängste oder erhöhter Blutdruck. Da Musik dämpfend auf Stress und negative Emotionen wie Ängste wirken kann, untersuchte die vorliegende Studie, ob Musikhören während der Anwendung von intranasalem Esketamin die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Behandlung unterstützt.
Esketamin gegen therapieresistente Depression: Kann Musik Nebenwirkungen abmildern?
Behandlungen von Personen mit therapieresistenter Depression mit Esketamin-Nasenspray erfolgten in einer Schweizer Klinik ambulant über 80 min, in 2 wöchentlichen Einheiten über 4 Wochen in der Akutbehandlung und anschließend selteneren Sitzungen in der Erhaltungsphase. Im Rahmen der Behandlung wurden alle 20 min Blutdruckwerte ermittelt. Symptomangaben zu Dissoziation (dissociation symptoms scale-IV, DSS-IV) und Ängsten (anxiety and euphoria analogue scale) erfolgten am Ende jeder Sitzung. Depressive Symptome (Montgomery–Åsberg Depression Rating Scale, MADRS; Beck’s Depression Inventory, BDI) wurden zu Beginn jeder Behandlung erfasst, um eine eventuelle Dosisanpassung vornehmen zu können. Individuell entschieden die Patienten, Musik bei der Anwendung zu hören oder nicht. Die Auswahl der Musik erfolgte nach persönlichen Vorlieben.
Ambulante Behandlung mit oder ohne Musik, Analyse von Blutdruck, Ängsten und Dissoziation
Die Analyse umfasste 494 Behandlungen von 37 Patienten. Patienten hörten Musik in 234 Sitzungen (52 %), 216 Sitzungen (48 %) wurden ohne Musik durchgeführt. In 44 Sitzungen wurde nicht vermerkt, ob Musik gehört wurde. Etwa die Hälfte der Patienten (n = 17; 46 %) hörten in mehr als 50 % der Sitzungen Musik, die andere Hälfte (n = 20; 54 %) hörten meist keine Musik.
494 Behandlungen von 37 Patienten, 52 % der Sitzungen mit Musik
Im Vergleich von Patienten, die während der Anwendung Musik hörten, und solchen Patienten, die keine Musik hörten, konnten signifikante Unterschiede in der Esketamin-Dosis, der Intensität von Ängsten und dem maximalen systolischen Blutdruck nach der Anwendung festgestellt werden. Die Stärke dissoziativer Symptome schien teils vergleichbar zwischen den Gruppen zu sein, einzelne Aspekte der Dissoziationsskala DSS zeigten jedoch signifikante Unterschiede mit stärkerer Dissoziation bei den Musikhörern. Ob die Patienten Musik hörten, stand hingegen nicht mit der Veränderung depressiver Symptome (MARDS) von einer Behandlung zur nächsten in Zusammenhang.
- Esketamin-Dosis: mit Musik: 131,5 mg; ohne Musik: 116,7 mg; p = 0,003
- Dissoziative Symptome DSS1: mit Musik: 3 Punkte; ohne Musik: 2,4 Punkte; p = 0,005
- Ängste: mit Musik: 0,4 Punkte; ohne Musik: 1,4 Punkte; p < 0,001
- Maximaler systolischer Blutdruck: mit Musik: 137,9 mm Hg; ohne Musik: 140,3 mm Hg; p = 0,017
Musik während Anwendung von Esketamin besser für Blutdruck und Ängste
Die naturalistische Studie deutete demnach darauf, dass Patienten, die während der Anwendung von Esketamin Musik hören, unter geringeren Ängsten leiden, einen niedrigeren Blutdruck aufweisen und vermutlich eine bessere Verträglichkeit gegenüber höheren Dosen aufweisen. Gleichzeitig blieben Symptome der Dissoziation stabil oder erhöhten sich. Die Autoren schließen, dass begleitende Musik demnach womöglich die Esketamin-Behandlung in Bezug auf Nebenwirkungen verbessern könnte.
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