Veranlagung zu Zyklusstörungen erhöht Herz-Kreislauf-Risiko
Original Titel:
Effects of menstrual disorders and dysmenorrhea on cardiovascular disease: a Mendelian randomization study
- Erhöhen Menstruationsbeschwerden das Herz-Kreislauf-Risiko?
- Forschung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen unzureichend
- Regelmäßige Menstruation als Marker für Frauengesundheit
- Mendelsche Randomisierungsstudie (Gen-Assoziation) aus China
- Genetische Veranlagung zu Menstruationsstörungen und Regelschmerzen assoziiert mit kardiovaskulärem Risiko
MedWiss – Aktuelle Studienergebnisse deuten auf einen kausalen Zusammenhang zwischen einer genetischen Veranlagung zu Menstruationsbeschwerden und unregelmäßigem Zyklus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache bei Frauen, die Forschung dazu ist allerdings noch unzureichend. Eine regelmäßige Menstruation spiegelt die normale Funktion hormoneller Systeme wie der Hypothalamus-Hypophysen-Eierstock-Achse wider und liefert so Hinweise auf den Gesundheitszustand einer Frau. In Beobachtungsstudien wurden bereits Zusammenhänge zwischen Menstruationsbeschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt. Eine aktuelle Studie zu genetischen Zusammenhängen (Mendelsche Randomisierungsstudie) hat nun untersucht, ob Veranlagungen zu Menstruationsstörungen und Dysmenorrhoe (krampfartige Menstruationsschmerzen) einen Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Hormonelles Gleichgewicht bei Frauen: Relevant für Zyklus, aber auch Herzgesundheit?
Die genetische Veranlagung für eine übermäßige Menstruation war mit einem höheren Risiko für Vorhofflimmern, aber einem geringeren Risiko für Bluthochdruck verbunden.
Übermäßige Menstruation:
- Vorhofflimmern: Odds Ratio, OR: 1,078; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,015 – 1,145; p = 0,014
- Bluthochdruck: OR: 0,994; 95 % KI: 0,989 – 0,999; p = 0,016
Eine genetische Veranlagung für unregelmäßige Menstruation war mit einem höheren Risiko für Vorhofflimmern, Bluthochdruck, Herzinfarkt, ischämische Herzkrankheit und koronare Herzkrankheit assoziiert.
Unregelmäßige Menstruation:
- Vorhofflimmern: OR: 1,095; 95 % KI: 1,015 – 1,182; p = 0,02
- Bluthochdruck: OR: 1,007; 95 % KI: 1,000 – 1,013; p =0 ,047
- Herzinfarkt: OR: 1,172; 95 % KI: 1,060 – 1,295; p = 0,02
- Ischämische Herzkrankheit: OR: 1,005; 95 % KI: 1,000 – 1,010; p = 0,037
- Koronare Herzkrankheit: OR: 1,004; 95 % KI: 1,001 –1,008; p = 0,026
Veranlagung zu Menstruationsstörungen erhöht Herz-Kreislauf-Risiko
Lag eine genetische Veranlagung für Dysmenorrhoe vor, war dies ebenfalls mit einem höheren Risiko für Vorhofflimmern und einen ischämischen Schlaganfall verbunden.
Dysmenorrhoe:
- Vorhofflimmern: OR: 1,052; 95 % KI: 1,014 – 1,092; p = 0,008
- Ischämischer Schlaganfall: OR: 1,122; 95 % KI: 1,002 – 1,257; p = 0,046
Nach einer statistischen Korrektur für die Vielzahl der Testungen (Benjamini-Hochberg-Korrektur) war abschließend eine unregelmäßige Menstruation mit einem höheren Herzinfarktrisiko assoziiert. Die Ergebnisse erschienen unabhängig von Geschlechtshormonspiegeln zu sein.
Behandlung von Menstruationsbeschwerden zur Reduktion des Herzrisikos?
Laut der Autoren deuten die Studienergebnisse auf einen kausalen Zusammenhang zwischen Veranlagungen zu übermäßiger und unregelmäßiger Menstruation oder Dysmenorrhoe und kardiovaskulären Erkrankungen hin. Besonders der Zusammenhang zwischen unregelmäßiger Menstruation und Herzinfarkt war demnach statistisch überzeugend. Störungen der Menstruation im fortpflanzungsfähigen Alter könnten als Marker für die Identifizierung von Frauen dienen, die ein höheres Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Die Wissenschaftler spekulieren, dass eine frühzeitige Behandlung von Menstruationsstörungen und Regelschmerzen in der Zukunft auch zur Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen beitragen könnte.
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