COVID-19 / Erkrankung

Maßvoll Sport auch bei Long-COVID sinnvoll

Original Titel:
Functional Limitations and Exercise Intolerance in Patients With Post-COVID Condition: A Randomized Crossover Clinical Trial

Kurz & fundiert

  • Erschöpfung nach Sport: Sollten Long-COVID-Patienten dennoch aktiv bleiben?
  • Randomisierte, klinische Studie mit Überkreuz-Design mit 31 Patienten und 31 Kontrollpersonen
  • Hochintensiv-Intervalltraining, kontinuierlich moderates oder Krafttraining
  • Normale Herz- und Lungenfunktion auch bei Long-COVID-Patienten, aber geringere Muskelkraft und aerobe Kapazität
  • Veränderung der Symptome nach Sport meist vergleichbar stark wie bei Kontrollen
  • Patienten mehr Muskelschmerzen nach HIIT, Konzentrationsprobleme nach moderatem Training
  • Hinweise auf Myopathie bei 18/29 Patienten, 13 % mit postural orthostatischer Tachykardie
  • Sport auch bei Long-COVID empfehlenswert – aber mit Bedacht

 

MedWiss Eine länger währende körperliche Inaktivität ist mit erhöhten Risiken für die langfristige Gesundheit verknüpft. Auch Patienten mit Long-COVID können, zeigte eine Studie in Schweden, maßvoll Sport treiben.


Viele Patienten mit Long-COVID berichten von anhaltender Erschöpfung (Fatigue), Muskelschmerz und Denkleistungsproblemen, wobei sich die Symptome nach körperlicher Anstrengung verstärken. Derzeit wird daher teils von sportlicher Aktivität in dieser Patientengruppe abgeraten, um eine Verstärkung der Symptome zu vermeiden. Allerdings ist eine länger währende körperliche Inaktivität mit erhöhten Risiken für die langfristige Gesundheit verknüpft.

Long-COVID: Häufig stärkere Fatigue nach Sport

In einer randomisierten klinischen Studie untersuchten Wissenschaftler nun Symptome nach Anstrengung bei Patienten mit Long-COVID. Die Studie wurde in Schweden mit Patienten durchgeführt, die wegen seit mindestens 3 Monaten anhaltenden Symptomen in ambulanter Behandlung waren. Zum Vergleich nahmen zudem gesunde Kontrollpersonen in vergleichbarem Alter und mit ähnlicher Geschlechtsverteilung an der Studie teil.

Die Teilnehmer führten in randomisierter Reihenfolge 3 verschiedene sportliche Einheiten durch: hochintensiv-Intervalltraining (HIIT), kontinuierliches Training moderater Intensität und Krafttraining. Symptome wurden zu Beginn, direkt anschließend an die sportliche Betätigung und 48 Stunden nach dem Sport erfasst. Die Analyse verglich Veränderungen von Fatigue-Symptomen von vor dem Sport bis 48 Stunden danach anhand einer Skala (visuelle Analogskala, VAS) von 0 (keine Fatigue) bis 10 (stärkste Fatigue). Darüber hinaus ermittelte die Studie physiologische Funktionen der Patienten mit Hilfe von Fragebögen, Tests der Herz-Lungen-Fitness und Entzündungsmarkern.

Hochintensiv-Intervalltraining, kontinuierlich moderates oder Krafttraining

Insgesamt nahmen 31 Patienten mit Long-COVID im durchschnittlichen Alter von 46,6 Jahren (+/- 10 Jahre), davon 24 Frauen (77 %) sowie 31 gesunde Kontrollpersonen (Durchschnittsalter 47,3 Jahre +/- 8,9; 23 Frauen) an der Studie teil.
Die Patienten berichteten zu allen Zeitpunkten mehr Symptome als die Kontrollpersonen. Allerdings gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen in dem Ausmaß der Verschlechterung von Fatigue-Symptomen nach den unterschiedlichen Sporteinheiten (alle p > 0,05). Es kam jedoch bei den Patienten zu stärkeren Muskelschmerzen nach HIIT im Vergleich zu den Kontrollpersonen (p = 0,04), sowie zu mehr Konzentrationsproblemen nach der Sporteinheit moderater Intensität (p = 0,03).

Patienten zeigten weitgehend normale Herz- und Lungenfunktion, aber erreichten im Schnitt um 21 % niedrigere Spitzenwerte im Sauerstoffverbrauch bei Belastung (p < 0,001) sowie eine signifikant geringere Muskelkraft (p = 0,02) verglichen mit den Kontrollen. Aus den Befragungen ging hervor, dass die Patienten im Schnitt 43 % weniger Zeit mit moderater bis anstrengender körperlicher Aktivität täglich verbrachten als die Kontrollpersonen. Bei 13 % der Patienten (n = 4) wurde zudem eine posturale orthostatische Tachykardie festgestellt, 18/29 Patienten (62 %) zeigten außerdem Anzeichen einer Myopathie, wie sich in neurophysiologischen Tests herausstellte.

Sport auch bei Long-COVID empfehlenswert – mit Bedacht

Ambulant behandelte Patienten mit Long-COVID, so das Fazit, können im allgemeinen sportliche Aktivitäten vertragen und weisen normale kardiovaskuläre Funktion, aber geringere aerobe Kapazität und Muskelkraft als Kontrollpersonen auf. Patienten können zudem an einer posturalen orthostatischen Tachykardie und Myopathie leiden. Die Autoren schließen, dass ein vorsichtiger Einsatz von Sport auch bei Long-COVID empfehlenswert sei, um einem weiteren Verlust der Muskelfitness und zusätzlicher gesundheitlicher Probleme vorzubeugen.

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