Nach Kunstherz-Implantation und Magenverkleinerung: Tansel Kilic hat ein Spenderherz erhalten
Im Rahmen einer in Deutschland erstmals vorgenommenen kombinierten Operation mit Kunstherz-Implantation und Magenverkleinerung sollte einem Patienten der Uniklinik Düsseldorf vor zwei Jahren der Weg zu einer Herztransplantation geebnet werden. Jetzt schlägt in Tansel Kilics Brust ein Spenderherz.
Düsseldorf (ukd/joe). Es war nach Auskunft aus dem Behandlungsteam vor etwa zwei Jahren eine Premiere in der deutschen Medizin: Tansel Kilic, Patient des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) mit massiver Herzschwäche, konnte im Rahmen eines kombinierten Eingriffs unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ein linksventrikuläres Unterstützungssystem (LVAD) – oft auch als Kunstherz bezeichnet – implantiert werden und parallel erfolgte minimal-invasiv eine Magenverkleinerung.
Der komplexe Eingriff unterstreicht die Vorteile universitärer Medizin. Beteiligt waren die Herzchirurgie, die Kardiologie, die Allgemein- und Viszeralchirurgie mit ihrem Adipositaszentrum sowie die Anästhesiologie, die Intensivmedizin, die Teams der Kardiotechnik und der Pflege sowie die Hämostaseologie für die Gerinnungstherapie.
Sowohl das Herzunterstützungssystem als auch die Magenverkleinerung sollten dazu beitragen, dem Patienten die Chance auf eine baldige Herztransplantation zu eröffnen. Zum damaligen Zeitpunkt wog Tansel Kilic mehr als 150 Kilogramm. Für eine Herztransplantation ist in der Regel ein Gewicht unter 100 Kilogramm erforderlich, weil es für Patientinnen und Patienten mit mehr Körpermasse kaum passende Spenderorgane gibt und die Transplantation sonst wenig Aussicht auf Erfolg hat.
Der damals eingeschlagene Weg war richtig, wie sich heute deutlich zeigt. Tansel Kilic wiegt nun noch etwas über 80 Kilogramm. Kürzlich konnte ihm ein Spenderherz implantiert werden.
Vor dem Kombinationseingriff vor zwei Jahren war Tansel Kilic nur mit Hilfe eines Rollators mobil. „Jetzt ist er ein neuer Mensch“, freut sich Prof. Dr. Hug Aubin, Leiter des Programms „Mechanische Kreislaufunterstützung“ in der Herzchirurgie. Die Transplantation sei nur nach dem deutlichen Gewichtsverlust möglich gewesen. „Die Magenverkleinerung hat hier den Hauptteil getragen. Aber Herr Kilic war sehr aktiv und hat die positive Entwicklung damit beschleunigt“, sagt Dr. Christian Vay, Oberarzt in der Allgemeinchirurgie mit einem Tätigkeitsschwerpunkt im Adipositaszentrum der Uniklinik. Zehn Monate nach der Magenverkleinerung konnte der Patient auf die Warteliste für ein Spenderherz gesetzt werden. Im vergangenen März folgte die Transplantation.
„Mit jedem Tag blicke ich positiv in die Zukunft. Ich bin dankbar für die zweite Chance, die mir geschenkt wurde, und ich bin entschlossen, sie bestmöglich zu nutzen. Mein Blick auf das Leben ist heute geprägt von Dankbarkeit, Hoffnung und Zuversicht“, sagt Tansel Kilic heute. „Ich möchte auch anderen Herzpatienten Mut machen und ihnen Hoffnung schenken. Auch in dunklen Zeiten lohnt es sich, nicht aufzugeben und an das Licht am Ende des Tunnels zu glauben. Ich wünsche allen, die mit Herzproblemen kämpfen, die gleiche Unterstützung und den gleichen Erfolg, den ich erfahren durfte.“
Mit der Kombination aus massiver Herzschwäche und einem ausgeprägten Übergewicht sind die Herzspezialisten an der Uniklinik Düsseldorf häufiger konfrontiert. Das Problem: Ein erkranktes und damit weniger leistungsfähiges Herz erlaubt keine oder nur wenig körperliche Aktivität. Das macht es für die Betroffenen schwer, ihr Gewicht zu halten oder gar abzunehmen. Zu der gleichzeitigen chirurgischen Intervention an Herz und Magen gibt es dennoch nur geringe Erfahrungen aus den USA. In Deutschland ist der in Düsseldorf vorgenommene Eingriff lange ein Einzelfall geblieben. Erst vor ein paar Tagen haben die Spezialisten der Uniklinik Düsseldorf einen weiteren Patienten in ganz ähnlicher Form behandelt. Auch hier ist erklärtes Ziel, dem Patienten in naher Zukunft eine Transplantation zu ermöglichen.