Optimale Therapie für Intensivpatienten
Neuartiges Videokonferenzsystem ermöglicht telemedizinische Verbindung zu Zentren der medizinischen Maximalversorgung
Die ANregiomed-Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg sind ab sofort Partner im „Netzwerk Teleintensivmedizin Bayern“ (NETIB). Im Rahmen eines Projekts des Uniklinikums Würzburg (UKW) sollen Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung besser an die Strukturen großer Kliniken angebunden werden, um schwer erkrankten Patienten auch außerhalb von Zentren der medizinischen Maximalversorgung eine optimale Therapie anzubieten. Über mobile Terminals, die auf den Intensivstationen bereitstehen, können Patienten telemedizinisch vorgestellt und die weitere Behandlung besprochen werden.
Per E-Mail wird zunächst ein webbasierter Fragebogen übermittelt, der in wenigen Sätzen Patientendaten, Vorerkrankungen und bisherigen Krankheitsverlauf beschreibt. Damit wird der Patient bei der teleintensivmedizinischen Zentrale am UKW angemeldet. Der Kontakt mit einem erfahrenen Facharzt mit Weiterbildung Intensivmedizin erfolgt unmittelbar danach per Videocall.
„Unsere mobilen Visitenwagen erlauben einen umfangreichen Datenaustausch aller wichtigen Parameter“, erklärt Dr. med. Nora Schorscher, Fachärztin für Anästhesiologie mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin und Leiterin des Pilotprojekts Tele-Intensivmedizin am UKW. Das eingebaute Videokonferenzsystem ermöglicht den Kontakt zwischen den behandelnden Medizinern und über eine zusätzliche Kamera auch die Beurteilung des Patienten mit Bild und Ton. Auch ein Dokumentenscanner ist Teil des Systems, über den Befunde und andere gedruckte Informationen direkt übertragen werden können.
„Die telemedizinische Vernetzung mit einem spezialisierten Zentrum ermöglicht die Unterstützung bei der Beurteilung schwerstkranker Intensivpatienten“, so Dr. Schorscher weiter. „Wir bieten den Kolleginnen und Kollegen vor Ort ein umfangreiches intensivmedizinisches Konsil. Gemeinsam wird dann entschieden, wie die Therapie optimal fortgesetzt werden kann. Falls notwendig, kann auch frühzeitig die Verlegung in ein Zentrum organisiert werden, etwa zur ECMO-Therapie bei schwersten Schädigungen von Herz und Lunge, wenn andere Verfahren nicht die notwendige Besserung versprechen.“
Technisch läuft das System über „Zoom On-Premise“, eine spezielle Variante des bekannten Videokonferenzsystems. Die Übertragung der Inhalte erfolgt allerdings – anders als bei den gängigen Zoom-Meetings und -Webinaren – nicht über wechselnde internationale Server, sondern über das streng abgesicherte Netzwerk der Uniklinik Würzburg, wo alle Kontakte auch zentral dokumentiert werden. Auf diese Weise ist höchstmögliche Sicherheit und eine hohe Stabilität des Konferenzsystems gewährleistet.
Während das Klinikum Ansbach bereits als regionaler Kooperationspartner am Pilotprojekt teilgenommen hat, zählen nun auch die Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg zu den ersten zehn bayerischen Häusern, die an das System angebunden sind. Bis zum Jahresende soll bayernweit eine Bereitstellung in der Fläche möglich sein. Dazu stehen als weitere Partner die Universitätskliniken Augsburg, Erlangen und Regensburg, die LMU München, das Klinikum Rechts der Isar und jüngst auch das Klinikum Nürnberg zur Unterstützung bereit.