Arbeitsmedizin: Eine Investition in die Gesundheit der Beschäftigten lohnt sich
Die Bedingungen der Arbeitswelt und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten am Arbeitsplatz haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich geändert. Inwiefern diese für die Betriebe nicht nur eine gesetzliche Pflicht bedeuten, sondern auch vielfältige Vorteile mit sich bringen, erklärt Prof. Dr. Volker Harth, Leiter des Fachbereichs Arbeitsmedizin der Ambulanzzentrum des UKE GmbH im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er und sein Team bieten Unternehmen seit vielen Jahren überbetriebliche, arbeitsmedizinische Leistungen an. Jetzt zieht der Fachbereich Arbeitsmedizin vom Stadtteil Barmbek auf das Gelände des UKE, um so noch enger an die universitäre Medizin angebunden zu sein.
Herr Professor Harth, warum ist Arbeitsmedizin für Unternehmen wichtig?
Die Arbeitsmedizin ist ein präventivmedizinisches Fach, das sich den Wechselwirkungen zwischen Arbeits- und Umwelt sowie der Gesundheit der Beschäftigten widmet. Die Unternehmen stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen wie etwa vor dem demografischen Wandel, dem zunehmenden Fachkräftemangel, der Globalisierung und Digitalisierung, aber auch den zunehmenden Verordnungen und Vorschriften, die den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz regulieren. Im Mittelpunkt steht die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten und deren Leistungsfähigkeit im Betrieb. Das macht es für viele Unternehmen und Betriebe essenziell, sich im Bereich medizinischer Aspekte beraten zu lassen.
Welche konkreten Vorteile bringt die Arbeitsmedizin mit sich?
Auf der einen Seite hilft die Arbeitsmedizin Unternehmen und Betrieben dabei, die gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen und ihrer Fürsorgepflicht zur Gesunderhaltung der Beschäftigten nachzukommen. Auf der anderen Seite lohnt sich aber auch eine Investition in die Gesundheit der Beschäftigten: Gesunde Beschäftigte sind nämlich leistungsfähiger und werden weniger krank. Die Krankheitsausfälle können so reduziert werden. Zugleich steigen aber auch die Mitarbeitendenzufriedenheit und damit das Ansehen und die Attraktivität eines Unternehmens sowohl intern als auch extern.
Welche Aufgaben übernehmen Betriebsärzt:innen heute?
Betriebsärztinnen und Betriebsärzte übernehmen in den Betrieben eine wichtige Aufgabe, indem sie die Gesundheit der Beschäftigten erhalten helfen. Sie setzen etwa gemeinsam mit den anderen Akteuren im Betrieb gesundheitsfördernde Maßnahmen und Aktionen wie zum Beispiel eine Gesundheitswoche um. Darüber hinaus können sie Beschäftigte zu mehr Bewegung am Arbeitsplatz motivieren oder die lokale Kantine rund um das Thema gesunde Ernährung beraten. Sie unterstützen zudem bei der Reduktion von Unfällen, bei der Auswahl von geeigneten persönlichen Schutzausrüstungen oder bei der Gestaltung eines Hautschutzplans am Arbeitsplatz.
Welche arbeitsmedizinischen Aspekte müssen Unternehmen beachten?
Je nach Branche, Betriebs- oder Unternehmensgröße stehen unterschiedliche Anforderungen im Vordergrund. So findet sich in einem Dienstleistungsunternehmen ein anderer Schwerpunkt in der medizinischen Betreuung als in einem metallverarbeitenden Betrieb. Gesetzlich geregelt wird die Einsatzzeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit und Betriebsärzt:innen beispielsweise über die Vorschrift 2 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Sie unterscheidet die Grundbetreuung und die Betriebsspezifische Betreuung. In der Grundbetreuung werden Aufgaben wie zum Beispiel die Mitwirkung bei der Gefährdungsbeurteilung oder bei der Gestaltung der Arbeitsplätze in den Mittelpunkt gestellt. In der Betriebsspezifischen Betreuung steht primär die arbeitsmedizinische Vorsorge im Vordergrund, das heißt die Beratung und Untersuchung von Beschäftigten in ihrer individuellen Tätigkeit und Situation im Betrieb, an ihrem Arbeitsplatz. Dazu findet ein individuelles Gespräch mit den Beschäftigten statt. Inhalt dieser Gespräche sind beispielsweise auch Themen rund um die Erkrankung des Beschäftigten, die im Zusammenhang mit der Arbeit stehen können oder aber auch Auswirkungen auf die Tätigkeit vor Ort haben. So können die Erkenntnisse aus dem Gespräch mit den Beschäftigten direkt in die Gestaltung der Arbeit und des Arbeitsplatzes einfließen.
Was macht die Arbeitsmedizin des UKE besonders?
Die Expert:innen im UKE bieten die Leistungen im Zusammenhang mit der universitären Medizin an. Das heißt, sie tauschen sich bei Bedarf mit den verschiedenen anderen medizinischen Fachbereichen und zu komplexen Fragestellungen aus. Eine permanente Weiterbildung ist hier genauso selbstverständlich wie der Zugang zu Erkenntnissen aus der Wissenschaft und zur aktuellen Gesetzgebung. Gemeinsam mit anderen Fachbereichen wie dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement oder dem Athleticum können sie den Unternehmen auch Leistungen aus einer Hand anbieten.
Weitere Informationen finden Interessierte auf www.uke.de/mvz/arbeitsmedizin