Würzburg richtete zweiten Kardioimmunologie-Kongress aus
II. Cardioimmunology Würzburg 2024: Vom 26. bis 28. Juni trafen sich Forschende der aufstrebenden Disziplin Kardioimmunologie aus der ganzen Welt im Kloster Banz.
Der Kongress stellte fortschrittliche Forschung an der Schnittstelle von Immunologie und Kardiologie in den Mittelpunkt bot einen Einblick in die neuesten Fortschritte bei der Steuerung therapeutischer Interventionen bei Herzentzündungen. Das Verständnis der Dynamik und die Beeinflussung der Interaktionen zwischen angeborenen und adaptiven Immunzellen, Kardiomyozyten und kardialen Stromazellen sind vielversprechend für die Entwicklung zukünftiger Therapien für Patientinnen und Patienten mit Kardiomyopathie und Herzinsuffizienz.
Würzburg. Historisch gesehen sind Kardiologie und Immunologie getrennte Disziplinen mit minimalen Überschneidungen. Herzerkrankungen wurden traditionell vor allem in den Fachgebieten Kardiologie und Physiologie untersucht. Dabei werden die physiologische Funktion des Herzens und die meisten pathologischen Prozesse entscheidend durch das Immunsystem beeinflusst. Die wissenschaftliche Expertise zur Erforschung immunologischer Mechanismen ist jedoch in beiden Fachgebieten nur schwach ausgeprägt, und in den immunologischen Disziplinen wiederum stehen Herzerkrankungen mit Ausnahme der Myokarditis bisher kaum im Fokus.
Deshalb hat sich in den letzten Jahren das neue Forschungsfeld der Kardioimmunologie entwickelt. Würzburg nimmt hier mit dem Sonderforschungsbereich SFB 1525 „Cardioimmune Interfaces“ eine Vorreiterrolle ein: Als weltweit erstes Forschungskonsortium untersucht der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte SFB seit 2022 an einem Ort und mit einem ausgeprägten interdisziplinären Ansatz die immunologischen Prozesse, die bei verschiedenen Herzmuskelerkrankungen ausgelöst werden.
Jetzt organisierte das Würzburger SFB-Team, abermals mit finanzieller Unterstützung der DFG, den zweiten Kardioimmunologie-Kongress im Kloster Banz im oberfränkischen Bad Staffelstein. 135 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt kamen Ende Juni ins oberfränkische Bad Staffelstein, um sich drei Tage lang über die neueste Forschung an der Schnittstelle von Immunologie und Kardiologie auszutauschen, einen Überblick über die jüngsten Fortschritte bei der Steuerung therapeutischer Interventionen bei kardialen Entzündungen zu erhalten und nicht zuletzt, um sich zu vernetzen.
Hoher Stellenwert für internationale Vernetzung und Nachwuchsförderung
„Es ist uns gelungen, zahlreiche internationale Referentinnen und Referenten zu gewinnen, die das Gebiet in den letzten Jahren mit herausragenden Publikationen wissenschaftlich vorangebracht haben. Gerade für die zahlreich anwesenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ergab sich so ein einzigartiges Interaktionsfeld“, berichtet Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) und Sprecher des SFB 1525. Von den 67 ausländischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern kamen 40 aus Nicht-EU-Ländern. Dass sowohl das Konzept als auch das wissenschaftliche Programm für alle Karrierestufen interessant sind, zeigte die hohe Beteiligung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ein Drittel der Teilnehmenden war noch nicht promoviert.
Die Förderung und Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein wichtiges Anliegen des Würzburger SFB. So findet jährlich eine internationale „Summer School Cardio-Immune Interfaces“ statt – organisiert von und für Doktorandinnen und Doktoranden. Während der Tagung in Banz organisierte Prof. Dr. Gustavo Ramos aus Würzburg auch ein Koordinationstreffen der internationalen ImHeart-Initiative, die sich um die Förderung eines European Innovative Training Networks (ITN) für Kardioimmunologie im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen der EU bewirbt.
Wissenschaftliches Kompendium inspiriert vom Kongress
Basierend auf den neuesten Entwicklungen in der kardioimmunologischen Forschung wurde begleitend zur Veranstaltung ein Review-Kompendium in der Zeitschrift Circulation Research veröffentlicht, das den Stand der Wissenschaft an der Schnittstelle zwischen Kardioimmunologie, Herzgesundheit und Herzerkrankungen zusammenfasst. Noch gibt es keine eigene Fachgesellschaft, kein Publikationsorgan und keine regelmäßig stattfindenden internationalen Tagungen, die sich ausschließlich der Kardioimmunologie widmen. Den Anfang machte das Universitätsspital Zürich, das vor zwei Jahren den ersten Kardioimmunologie-Kongress im Kloster Ittingen in der Schweiz ausrichtete. Ein Jahr später folgte ein Symposium im amerikanischen Bar Harbor und nun, 2024, in Franken. „Die Notwendigkeit, den interdisziplinären Austausch zu fördern, und die Begeisterung, mit der diese wegweisenden Veranstaltungen von einer wachsenden Kardioimmunologie-Community aufgenommen wurden, haben uns dazu inspiriert, dieses Kompendium zu organisieren, dessen Struktur die Atmosphäre dieser Veranstaltungen widerspiegeln soll“, sagt Gustavo Ramos, der zusammen mit Prof. Dr. Ulrich Hofmann den SFB 1525 wissenschaftlich koordiniert.
Um einen regelmäßigen persönlichen wissenschaftlichen Austausch und die Berücksichtigung vielfältiger Forschungsperspektiven in diesem sich rasant entwickelnden Forschungsfeld zu gewährleisten, soll der Kongress Cardioimmunology künftig alle zwei Jahre an unterschiedlichen Orten von wechselnden akademischen Institutionen und Programmkommissionen ausgerichtet werden.
Weitere Informationen:
https://www.ahajournals.org/toc/res/134/12 Das vom Cardioimmunology Congress inspirierte Review-Kompendium von Circulation Research erhielten alle Teilnehmenden in gedruckter Form. Mehrere Mitglieder des Editorial Boards der Zeitschrift nahmen am Kongress in Kloster Banz
https://www.cardioimmuneinterfacesummerschool.de/ Summerschool des SFB 1525 von und für Doktorandinnen und Doktoranden