Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Pflanzliches versus tierisches Protein

Original Titel:
Dietary intake of plant- and animal-derived protein and incident cardiovascular diseases: the pan-European EPIC-CVD case–cohort study

 
Kurz & fundiert
  • Zusammenhang zwischen Proteinquelle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD)?
  • EPIC-CVD-Fall-Kohortenstudie; 16 244 Teilnehmer mit CVD (10 784 KHK und 6 423 Schlaganfälle)
  • Weder pflanzliches noch tierisches Protein mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert
  • Höhere Aufnahme von pflanzlichem Protein bei Nichtrauchern mit geringerer Schlaganfallinzidenz verbunden
  • Ersatz von tierischem Protein durch pflanzliches Protein war mit geringeren Raten tödlicher Schlaganfälle assoziiert
  MedWiss In der europäischen EPIC-CVD-Fall-Kohortenstudie wurde der Zusammenhang zwischen dem Verzehr von pflanzlichem oder tierischem Protein und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) untersucht.
Erkenntnisse aus epidemiologischen Studien legen nahe, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Nahrungsproteinen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) von der Proteinquelle abhängen könnte, d. h. ob diese pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sind. Ein internationales Team hat nun den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Nahrungsproteinen pflanzlichen oder tierischen Ursprungs und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen näher beleuchtet. Untersucht wurden die CVD-Komponenten koronare Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfall.

Fall-Kohortenstudie: Zusammenhang zwischen Proteinquelle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Analyse im Rahmen der Fall-Kohortenstudie European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition EPIC-CVD umfasste 16 244 CVD-Fälle (10 784 Personen mit KHK und 6 423 Personen mit Schlaganfall) sowie 15 141 Probanden einer Subkohorte aus 7 europäischen Ländern. Der Zusammenhang zwischen der geschätzten Aufnahme von Nahrungsproteinen und CVD, KHK und Schlaganfall (gesamt, tödlich und nicht tödlich) wurde mit statistischen Methoden geschätzt. Dabei wurden isokalorische Substitutionen durchgeführt, bei denen Fette und Kohlenhydrate durch pflanzliches oder tierisches Protein ersetzt wurden. Außerdem wurde tierisches Protein durch pflanzliches Protein ersetzt.

Kein Zusammenhang zwischen Proteinaufnahme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt

Weder die Aufnahme von pflanzlichem noch von tierischem Protein war in angepassten Analysen mit dem Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen, koronarer Herzkrankheit oder Schlaganfällen assoziiert. Eine höhere Aufnahme von pflanzlichen Proteinen war mit einer um 22 % geringeren Gesamtinzidenz von Schlaganfällen bei Nichtrauchern verbunden (Hazard Ratio, HR: 0,78; 95 % Konfidenzintervalle, KI: 0,62 – 0,99), dieser Zusammenhang bestand bei aktuellen Rauchern nicht (HR: 1,08; 95 % KI: 0,83 – 1,40; p = 0,004). Darüber hinaus war ein höherer Anteil pflanzlicher Proteine ​​(pro 3 % der Gesamtenergie) als Ersatz für Proteine ​​aus rotem Fleisch (HR: 0,52; 95 % KI: 0,31 – 0,88), Proteine ​​aus verarbeitetem Fleisch (HR: 0,39; 95 % KI: 0,17 – 0,90) und Milchproteinen ​​(HR: 0,54; 95 % KI: 0,30 – 0,98) mit einer geringeren Inzidenz tödlicher Schlaganfälle verbunden.

Ersatz von tierischem Protein durch pflanzliches Protein möglicherweise gesundheitliche Vorteile

Laut der Studienautoren wurden keine signifikanten Assoziationen zwischen pflanzlichen oder tierischen Proteinen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Analysen gefunden. Allerdings zeigte sich, dass eine höhere Aufnahme von pflanzlichem Protein mit einer geringeren Schlaganfallinzidenz bei Nichtrauchern verbunden war. Außerdem war der Ersatz von tierischem Protein durch pflanzliches Protein mit einer niedrigeren Rate tödlicher Schlaganfälle verbunden. Die Ergebnisse betonen die Wichtigkeit der Untersuchung von einzelnen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und möglichen Wechselwirkungen, so das Fazit der Autoren.

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