Wertvolle Tipps für Mütter bei Stillproblemen

Beratung und Hilfsmittel

Frankfurt am Main – Muttermilch gilt als beste Nahrung für Säuglinge und bietet Mutter und Kind nachweislich viele gesundheitliche Vorteile. Zudem stärkt Stillen die emotionale Bindung, ist kostengünstig und kann sehr praktisch sein. Doch gerade in der Anfangszeit kann es immer wieder zu Stillproblemen kommen, die für manche Mütter sogar ein Grund sind abzustillen. „Ob zu Anfang oder mitten in der Stillzeit: Die meisten Beschwerden lassen sich durch eine kompetente Stillberatung in der Apotheke vor Ort lösen“, weiß Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen.

Geschwollene Brustdrüsen

Viele Mütter haben in den ersten Tagen nach der Geburt geschwollene Brustdrüsen. Auslöser sind Milch und Gewebsflüssigkeiten, die sich in der Brust ansammeln. Sobald sich die Milchbildung normalisiert hat und die Brust an das Saugen des Kindes gewöhnt ist, verschwindet die Schwellung von allein. Bis es soweit ist, sollte die Brust dennoch möglichst alle zwei bis drei Stunden geleert werden. Kommt es zu starken Schmerzen, schwellen die Brüste besonders an oder steigt die Körpertemperatur leicht, kann Ibuprofen die Beschwerden lindern. Auch Kühlkissen, die auf die Brust gelegt werden, können helfen. Flacht die Brustwarze aufgrund der Schwellung ab, sodass das Baby nicht richtig saugen kann, wird die Brust in manchen Fällen nicht vollständig geleert oder die Brustwarzen werden durch das Saugen verletzt. Hebammen und Stillberaterinnen zeigen Techniken, die das Ansaugen einfacher machen. In der Apotheke vor Ort sind zudem Stillhütchen erhältlich, die es dem Baby erleichtern, an der flachen Brustwarze zu saugen.

Wunde Brustwarzen

Circa ein Dritter aller stillenden Mütter leidet in den ersten Wochen an geröteten, wunden und geschwollenen Brustwarzen. Teilweise kommt es auch zu oberflächlichen Hautabschürfungen oder schmerzhaften Rissen. Die Ursache ist oft eine falsche Stilltechnik oder -haltung. Ebenso können nasse Stilleinlagen, die für ein feuchtes Klima sorgen, und Beißversuche des Kindes zu Hautverletzungen führen. Zur Behandlung der wunden Haut eignen sich einige Tropfen Muttermilch oder Lanolin, die vorsichtig auf die Brustwarzen aufgetragen werden. Lanolin sorgt für eine feuchte Wundheilung ohne Schorf. Die entsprechenden Produkte sind frei von Duft-, Farb- sowie Konservierungsstoffen und müssen vor dem Stillen nicht entfernt werden. Als Alternative ohne tierische Inhaltsstoffe ist Salbe mit pflanzlichen Ölen und Lactobacillus-Lysat erhältlich. Kühlende Hydrogel Pads, Brustkompressen zur Wärme- und Kältetherapie sowie mit bioaktivem Gel imprägnierte Brustkompressen können weitere Linderung verschaffen. Die Pads sollten nach jeder Verwendung abgespült und die Brust vor dem Stillen unbedingt gewaschen werden.

Milchstau

Auch ein schmerzhafter Milchstau kann Mütter dazu bringen, frühzeitig abzustillen. Anders als der Name vermuten lässt, ist eine Überproduktion von Muttermilch nur eine mögliche Ursache für den stockenden Milchfluss. Häufiger sorgen beispielsweise Stress und Überlastung dafür, dass der Milchspendereflex fehlt. Weitere mögliche Gründe sind falsches, zu seltenes oder zu kurzes Anlegen, sodass die Brust nicht vollständig geleert wird, ein fester Zeitplan beim Stillen, getrocknete Sekrete und Wunden an der Brustwarze oder zu viel Druck durch einen engen BH. Typische Symptome eines Milchstaus sind druckempfindliche Stellen, Schwellungen, rote Flecken und eine warme oder heiße Brust. Sanftes Ausstreichen der verhärteten Stellen und kühlende Umschläge mit Quark oder Kühlpacks nach dem Stillen können die Beschwerden lindern. Vor dem Stillen kann ein warmer Waschlappen oder ein Kirschkernkissen den Milchfluss verbessern. Der Säugling sollte möglichst mehr als acht Mal pro Tag und in wechselnden Positionen gestillt werden, um die Brust zu entleeren. Wird sie dennoch nicht weicher, sollte Milch abgepumpt oder mit der Hand ausgestrichen werden. Zudem sollten sich betroffene Mütter mit ihrem Baby Ruhe gönnen und zum Beispiel auf Besuche oder Hausarbeit verzichten, um Stress abzubauen. Gegen die Schmerzen können unter Umständen und nach Rücksprache mit dem Arzt nichtsteroidale Antiphlogistika eingenommen werden. Kann der Milchstau nicht gelöst werden, besteht die Gefahr einer Brustentzündung.

Stilltees

Mütter sollten während jeder Stillmahlzeit ein Getränk zu sich nehmen. Beliebt sind Stilltees, die die Milchbildung anregen sollen. Diese enthalten oft eine Kombination aus Fenchel, Anis und Kümmel, manchmal zusätzlich Verbene, Majoran, Melisse oder Bockshornkleesamen. Es ist allerdings nicht wissenschaftlich belegt, dass die genannten Kräuter tatsächlich die Milchmenge beeinflussen. Grundsätzlich hat die Tagestrinkmenge keinen direkten Einfluss auf die Menge der produzierten Milch. Eine ungewohnt große Trinkmenge kann den Körper sogar belasten. Mütter sollten daher vor allem auf ihr Durstgefühl hören. Dabei ist es vollkommen ausreichend, wenn Mütter „nur“ zwei Tassen Stilltee trinken und den restlichen Tagesbedarf von etwa 2 – 2,5 Litern mit stillem Mineralwasser, Kräutertee, nicht zu saurem Früchtetee oder verdünntem säurearmen Obstsaft decken. Falls der Körper zu viel Milch produziert, können Salbei- oder Pfefferminztee die Milchmenge reduzieren. Dabei sollte anfangs nur eine Tasse in kleinen Schlucken und über den gesamten Tag verteilt getrunken werden, da die Wirkung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Muss die Milchproduktion nicht reduziert werden und möchten Mütter auch nicht abstillen, sollten sie auf Salbei- und Pfefferminztee verzichten.

Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 6.500 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder.