Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Onkologie

Nahezu die Hälfte der Menschen mit onkologischen Erkrankungen nutzt ergänzende bzw. komplementäre Heilmethoden, um die schulmedizinischen Krebstherapie zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Angesichts der Entwicklungen im Bereich der komplementären und alternativen Krebsmedizin sowie der hohen Patientenakzeptanz hat das Leitlinienprogramm Onkologie die im Jahr 2021 erstmals herausgegebene S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ überarbeitet.

Handlungsempfehlungen um neues Kapitel „Cannabinoide“ ergänzt

Die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ bietet fundierte, evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für Therapieentscheidungen zu komplementären Verfahren in der Onkologie. Die Empfehlungen betreffen Patienten während und nach der akuten Therapie und sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Insgesamt wurden 6 Kapitel überarbeitet und 4 neue Themen aufgenommen, u. a. „Cannabinoide“.

Moderates Evidenzniveau

Die Empfehlungen und Statements zur Anwendung von Cannabinoiden – also chemischen Verbindungen, die hauptsächlich aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa bzw. Cannabis indica) gewonnen werden – erfolgten auf Grundlage randomisierter klinischer Studien in Onkologie/Hämatologie und teils unter Heranziehung weiterer Forschungsdaten (Evidenzlevel 2). Beurteilt wurden Anwendungen von THC (Tetrahydrocannabinol) bzw. teilweise von THC in Kombination mit CBD (Cannabidiol) z. B. bei Anorexie/Kachexie, Schmerzen, unzureichend wirksamer Opioidtherapie, Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen sowie hinsichtlich des Einfluss einer Cannabinoid-Behandlung auf die Lebensqualität bei Kopf-Hals-Tumorpatienten.

THC/CBD-Kombination überlegen

Gemäß Leitlinie kann für die ergänzende Schmerzbehandlung von Patienten, bei denen eine Opioidtherapie nicht ausreichend wirksam ist, sowie für Patienten mit nicht ausreichender Wirksamkeit der leitliniengerechten Antiemesetherapie bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit/Erbrechen eine kombinierte Einnahme von THC und CBD erwogen werden (jeweils Empfehlungsgrad 0).   


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Quellen:

  1. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
  2. Journal Onkologie: Medizin – S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient:innen“ aktualisiert“, 18.07.2024 : Leitlinie zur onkologischen Komplementärmedizin aktualisiert (journalonko.de)