Zi-Umfrage zeigt: „Ambulante Versorgung kurz vor dem Kipppunkt!“

Angesichts einer Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), wonach nur 50 Prozent der Niedergelassenen planen, die eigene Praxis bis zum altersbedingten Übergang fortzuführen, erklären die Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dres. Andreas Gassen, Stephan Hofmeister und Sibylle Steiner:

Berlin – „Diese Umfrage spricht Bände. Die Ergebnisse zeigen eindringlich, wie schlecht es um die Rahmenbedingungen der ambulanten Versorgung steht. Überbordende Bürokratie, dysfunktionale Digitalisierung und immense Kostenanstiege verärgern und frustrieren die Kolleginnen und Kollegen, so dass sie ernsthaft darüber nachdenken, vorzeitig ihre Praxis aufzugeben – und das, obwohl sie ihren Beruf und den täglichen Umgang mit ihren Patientinnen und Patienten sehr schätzen.

Über 61 Tage im Jahr gehen allein für Papierkram drauf. Kostbare Zeit, die für die Versorgung der Patientinnen und Patienten fehlt und zusätzlich für eine außerordentliche hohe Arbeitsbelastung sorgt. Hinzu kommt ein erheblicher Fachkräftemangel beim nichtärztlichen Personal. Diese Umfrage ist ein weiteres frappierendes Alarmsignal an die Politik: Die qualitativ hochwertige und wohnortnahe ambulante Versorgung steht kurz vor dem Kipppunkt. Wenn Politik jetzt nicht handelt, droht dieser Versorgung das Aus.“

Zum Hintergrund: Laut der Erhebung des Zi geht nur jede zweite niedergelassene Ärztin/Psychotherapeutin bzw. jeder zweite niedergelassene Arzt/Psychotherapeut derzeit davon aus, aus Altersgründen aus der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung auszuscheiden und die Zulassung zurückzugeben. Etwa 20 Prozent der Befragten wollen die vertragsärztliche bzw. psychotherapeutische Versorgung vorzeitig, also noch vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter, verlassen, um in den Ruhestand zu treten. Weitere 14 Prozent wollen ihre eigene Niederlassung aufgeben, um sich in einer anderen Praxis oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) anstellen zu lassen. Immerhin 8 Prozent der Befragten planen, ihre Zulassung abzugeben und den Standort als Privatpraxis weiterzuführen. Von den Befragten, die vorzeitig in den Ruhestand treten, haben fast zwei Drittel angegeben, dass sie die Arbeitsbelastung in ihrer aktuellen Situation als zu hoch empfinden. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Schwerpunktauswertung, die das Zi im Rahmen des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) 2023 vorgenommen hat.

Mehr Informationen zu der Zi-Auswertung finden Sie hier: https://www.zi.de/das-zi/medien/grafik-des-monats/detailansicht/september-2024

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV):

Die KBV vertritt die politischen Interessen der über 187.000 an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärztinnen/Ärzte und Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten auf Bundesebene. Sie ist der Dachverband der 17 Kassen­ärztlichen Vereinigungen (KVen), die die ambulante medizinische Versorgung für 73 Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland sicherstellen. Die KBV schließt mit den gesetzlichen Krankenkassen und anderen Sozial­versicherungsträgern Vereinbarungen, beispielsweise zur Honorierung der niedergelassenen Ärzte und zum Leistungsspektrum der gesetzlichen Kranken­kassen. Die KVen und die KBV sind als Einrichtung der ärztlichen Selbstverwaltung Körperschaften des öffentlichen Rechts. Mehr Informationen unter: www.kbv.de.

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