Umfrage: Große Bereitschaft zur Teilnahme an Studien mit Arzneimitteln

Berlin. Deutschlands Ambitionen, bei klinischen Studien mit Arzneimitteln künftig wieder eine größere Rolle zu spielen, stehen und fallen mit der Bereitschaft der Bevölkerung, an solchen Studien mitzuwirken. Doch wie verhält es sich damit? Das untersuchte das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der Pharmaverbände BPI und vfa. Wichtigstes Ergebnis: Fast die Hälfte (45 %) der Befragten können sich eine Studienteilnahme vorstellen. Doch bei der tatsächlichen Studienteilnahme zählt Deutschland europaweit zu den Schlusslichtern. Es wird deutlich: Damit aus Bereitschaft auch Teilnahme wird, müssen die Interessierten und die angebotenen Studien künftig besser zusammengebracht werden.

In der repräsentativen Umfrage unter Erwachsenen im Juni 2024 beantworteten 45 % der Interviewten die Frage „Würden sie grundsätzlich an einer klinischen Studie teilnehmen?“ mit „eher Ja“, nur 35 % mit „eher Nein“; 20 % waren unentschieden. Größere Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen traten dabei nicht zutage, nur ein leichter Geschlechtsunterschied: Teilnahmebereitschaft signalisierten 47 % der Männer, aber nur 43 % der Frauen.

Verbreitetste Motivation zur Teilnahme war erwartungsgemäß der Zugang zu neuen Behandlungen. Doch fast ein Drittel der Befragten nannte auch „den medizinischen Fortschritt unterstützen“ als einen Grund. Unter den Aspekten, die gegen eine Teilnahme sprechen, wurden bemerkenswert selten Zeitaufwand (13 %) oder Datenschutz-Erwägungen (4 %) geltend gemacht.

Ihr Wissen über klinische Studien schätzten die Befragten überwiegend skeptisch ein. Nur 26 % bewerten es als „sehr gut“ oder „eher gut„. Mindestens 70 % der Befragten hatten auch noch nie an einer Studie teilgenommen.

Als wichtigste Quelle für Informationen über klinische Studien generell oder zu konkreten laufenden Studien wurden die behandelnden Ärztinnen und Ärzte (von 58 % bzw. 50 %) genannt. Auf Rang 2 folgte für allgemeine wie konkrete Informationen das Internet (je 31 %).

Prof. Dr. Jens Peters, Geschäftsfeldleiter Klinische Forschung des BPI, kommentiert: „Die unerwartet hohe Bereitschaft, an klinischen Studien bzw. Prüfungen teilzunehmen, macht uns zuversichtlich, dass dieses Thema in Deutschland auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Uns ist damit klar geworden, dass die grundsätzliche Teilnahmebereitschaft hierzulande kein limitierender Faktor für die Ausweitung der Arzneimittelentwicklung sein wird. Damit kann Deutschland wieder in eine Ausgangsposition gebracht werden, weltweite Spitzenplätze in Sachen Arzneimittelforschung und -entwicklung einzunehmen.“

Dr. Mathias Meergans, F&E-Geschäftsführer des vfa, sagt: „Die Umfrage zeigt eine Diskrepanz: Patienten hoffen darauf, dass Ärzte sie auf passende Studien hinweisen. Doch die haben oft keine Möglichkeit, dafür langwierig zu recherchieren. Ein gut strukturiertes und laienverständliches Online-Register zu den aktuell in Deutschland laufenden Studien könnte hier Abhilfe schaffen. Patienten könnten darin selbst recherchieren, oder ihre Ärzte könnten das übernehmen. Das Register sollte dafür auch mit den Arzt- und Krankenhausinformationssystemen (AIS und KIS) verknüpft sein. Die Arzneimittelbehörden BfArM und PEI, die ja über alle Studien informiert sind, wären in der besten Position, um ein solches Informationsangebot aufzubauen.“

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