Längere ADT nach radikaler Prostata-OP verbessert metastasenfreies Überleben

Original Titel:
RADICALS investigators. Duration of androgen deprivation therapy with postoperative radiotherapy for prostate cancer: a comparison of long-course versus short-course androgen deprivation therapy in the RADICALS-HD randomised trial

 
Kurz & fundiert
  • Androgen-Deprivationstherapie (ADT) mit postoperativer Radiotherapie: Kurz oder lang?
  • Randomisiert-kontrollierte Studie mit 1 523 Patienten in 4 Ländern
  • 6 oder 24 Monate ADT
  • Längeres metastasenfreies Überleben mit längerer ADT, aber auch mehr Nebenwirkungen
  MedWiss Eine längere Androgen-Deprivationstherapie über 24 Monate zur postoperativen Radiotherapie kann bei Prostatakrebs nach einer randomisiert-kontrollierten Studie mit 1 523 Patienten das metastasenfreie Überleben im Vergleich zu einer kurzen ADT über 6 Monate verbessern, wenn Patienten die zusätzliche Dauer unerwünschter Ereignisse akzeptieren können.
Die Androgen-Deprivationstherapie (ADT) mit einer Radiotherapie gilt als wichtige erste Behandlung bei lokal begrenztem Prostatakrebs mit mittlerem oder hohem Risiko. Allerdings ist unklar, ob und wie lange eine ADT mit einer postoperativen Radiotherapie nach radikaler Prostatektomie eingesetzt werden sollte. Die vorliegende Studie untersuchte, ob eine kurze oder eine lange ADT mehr Vorteile für die Patienten brachte.

Androgen-Deprivationstherapie (ADT) mit postoperativer Radiotherapie: Kurz oder lang?

Die Studie wurde randomisiert-kontrolliert durchgeführt. Patienten, die für eine Radiotherapie nach radikaler Prostatektomie wegen Prostatakrebs in Frage kamen, konnten teilnehmen. Die Teilnehmer wurden zufällig entweder 6 Monaten mit ADT (Kurze ADT) oder 24 Monaten mit ADT (Lange ADT) zusätzlich zur Radiotherapie zugewiesen. Die ADT mit einem Gonadotrophin-releasing Hormon-Analogon erfolgte subkutan monatlich in der Kurzbehandlung und alle 3 Monate in der Langbehandlung, oder konnte alternativ oral täglich mit Bicalutamid-Monotherapie (150 mg) oder monatlich subkutan mit Degarelix erfolgen. Die Behandlung erfolgte offen (nicht verblindet). Vorrangig ermittelten die Autoren das metastasenfreie Überleben (Metastasen des Prostatakrebses oder Tod aus jeglichem Grund).

Randomisiert-kontrollierte Studie mit 1 523 Patienten in 4 Ländern

Insgesamt nahmen zwischen Januar 2008 und Juli 2015 1 523 Patienten im durchschnittlichen Alter von 65 Jahren in 138 Behandlungszentren in Kanada, Dänemark, Irland und Großbritannien an der Studie teil. Die kurze ADT erhielten 761 Patienten, die lange ADT erhielten 762 Patienten zusätzlich zur postoperativen Radiotherapie. Im Mittel erfolgte die Nachbeobachtung über 8,9 Jahre. Dabei wurden insgesamt 313 Fälle mit Metastasen und/oder Todesfälle dokumentiert, von denen 174 mit der kurzen ADT und 139 mit der langen ADT auftraten (Hazard Ratio, HR: 0,773; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,612 – 0,975; p = 0,029). Das metastasenfreie Überleben über 10 Jahre betrug 71,9 % (95 % KI: 67,6 – 75,7) mit der kurzen ADT und 78,1 % (95 % KI: 74,2 – 81,5) mit der langen ADT. Toxizitäten des Grades 3 oder höher wurden bei 105/752 Patienten (14 %) mit kurzer ADT und bei 142/757 Patienten (19 %) mit langer ADT berichtet (p = 0,025), ohne Todesfälle, die mit der Behandlung in Verbindung standen.

Längeres metastasenfreies Überleben mit längerer ADT, aber auch mehr Nebenwirkungen

Eine längere Androgen-Deprivationstherapie über 24 Monate zur postoperativen Radiotherapie kann demnach das metastasenfreie Überleben im Vergleich zu einer kurzen ADT über 6 Monate verbessern, wenn Patienten die zusätzliche Dauer unerwünschter Ereignisse akzeptieren können.

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