Apotheker beraten bei oraler Antitumortherapie
Frankfurt am Main – Jedes Jahr erkranken laut Robert Koch-Institut etwa 70.000 Frauen und 750 Männer in Deutschland an Brustkrebs. Therapieformen wie die Antihormon- oder die Chemotherapie sind auch oral mit Tabletten oder Kapseln möglich. „Für eine erfolgreiche Behandlung ist wichtig, dass die Patienten ihre Medikamente regelmäßig, in der verordneten Dosis, zu den korrekten Zeiten und in der richtigen Art und Weise einnehmen“, betont Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Speziell fortgebildete Apotheker betreuen Erkrankte während der oralen Antitumortherapie und prüfen, ob Wechsel- oder Nebenwirkungen vermieden und die Medikation optimiert werden kann. Um auf die Situation der Patienten aufmerksam zu machen und über Möglichkeiten zur Prävention, Früherkennung sowie Behandlung zu informieren, wurde der Oktober zum internationalen Brustkrebsmonat ausgerufen.
Hochwirksame Medikamente
Teil der Krebstherapie sind oft wiederkehrende, lange Aufenthalte im Krankenhaus oder ambulante Termine zur intravenösen Medikamentengabe in einer Klinik oder onkologischen Facharztpraxis. Bei einer oralen Therapie hingegen können zu Hause Tabletten eingenommen werden. So lässt sich die Behandlung einfacher in den Alltag einbauen und Erkrankte können mehr Zeit mit der Familie oder Freunden in ihrem gewohnten Umfeld verbringen. Dabei dürfen die Patienten nicht vergessen, dass es sich um hochwirksame Medikamente handelt und sie eine hohe Eigenverantwortung haben. Das heißt unter anderem, dass sie die richtige Dosis und die korrekten Einnahmezeiten einhalten müssen. Bei manchen Präparaten sind Abstände zu den Mahlzeiten oder Therapiepausen zu beachten. Müssen Betroffene weitere Medikamente gegen andere Krankheiten einnehmen, kann es schwerfallen, den Überblick zu behalten. Viele Apotheken vor Ort bieten daher eine pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie an, um Erkrankte bei der optimalen Anwendung ihrer Krebsmedikamente zu unterstützen.
Beratung für eine erfolgreiche Therapie
Patienten, für die eine Betreuung bei oraler Antitumortherapie in Frage kommt, sollten mit der Apotheke vor Ort einen Termin für ein ausführliches Erstgespräch vereinbaren. Hierzu sollten alle Medikamente einschließlich selbstgekaufter Arzneimittel und Präparate mit Mineralien, Vitaminen oder pflanzlichen Inhaltsstoffen mitgebracht werden. Bei kühlpflichtigen Arzneimitteln reicht die Verpackung. Der Apotheker erkundigt sich nach dem vorhandenen Medikationsplan und, sofern verfügbar, weiteren wichtigen Dokumenten wie Laborwerten oder Arztbriefen. Außerdem fragt er nach der Lebenssituation und dem Lebensstil der betroffenen Person. Nach dem Gespräch geht der Apotheker die gesammelten Informationen durch und prüft, ob zwischen den Medikamenten Unverträglichkeiten bestehen und ob es Möglichkeiten zur Verbesserung gibt. Wenn der Patient zustimmt, kann der Apotheker mit dem behandelnden Arzt Kontakt aufnehmen und Unklarheiten, Wechselwirkungen und weiteres besprechen. Auf dieser Grundlage wird ein vollständiger, aktualisierter Medikationsplan erstellt. In einem zweiten Gespräch erklärt der Apotheker dem Erkrankten den neuen Medikationsplan und berät ihn zu allen Einzelheiten, insbesondere in Hinblick auf die Krebstherapie. Nach zwei bis sechs Monaten kann ein Folgegespräch vereinbart werden, falls Probleme oder weitere Fragen aufkommen. Die Beratung stellt sicher, dass die Medikation optimal strukturiert ist und der Patient langfristig eine ideale Übersicht hat.
Wechsel- und Nebenwirkungen minimieren
Die pharmazeutische Betreuung ist individuell auf die Bedürfnisse und Lebenssituation des jeweiligen Patienten abgestellt. Der Apotheker erkennt frühzeitig Risiken für mögliche Wechsel- oder Nebenwirkungen und kann diesen gezielt vorbeugen oder sie verringern. Beispielsweise kann es bei oral eingenommenen Krebsmedikamenten im Vergleich zu Infusionen häufiger zu Magenbeschwerden oder Durchfall kommen, da der Weg der Wirkstoffe über den Magen-Darm-Trakt führt. Generell können bei einer oralen Tumortherapie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder bestimmten Nahrungsmitteln wie Grapefruit auftreten. Mögliche Folgen sind eine Abschwächung der Therapie oder stärkere Nebenwirkungen. Manche Therapien stören die inneren Signalwege der Krebszellen, die sie zum Überleben benötigen, können dabei aber zu Übelkeit, Ermüdung, Durchfall oder Blutarmut führen. Bei Hormontherapien kann es typischerweise zu Wechseljahrsbeschwerden kommen. Apotheker können viele Wechsel- und Nebenwirkungen bereits durch Änderungen wie eine Anpassung der Einnahmezeitpunkte reduzieren.
Nur Apotheker, die eine spezielle Fortbildung haben, führen die pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie durch. Dieses Angebot gehört zu den sogenannten pharmazeutischen Dienstleistungen, die Erkrankte unter bestimmten Voraussetzungen in ihrer Apotheke nutzen können. Die Kosten übernimmt in diesem Fall die Krankenkasse.
Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 6.900 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder.