Camostat bei COVID-19 nicht besser als Placebo

Original Titel:
Safety and Efficacy of Camostat Mesylate for Covid-19: a systematic review and Meta-analysis of Randomized controlled trials

Kurz & fundiert

  • Wirkstoff Camostat Mesylat zur Hemmung von Coronavirus-Eintrittspforte TMPRSS2 effektiv?
  • Systematischer Review mit Metaanalyse über 9 randomisiert-kontrollierte Studien
  • Camostat versus Placebo, 1 623 Patienten
  • Kein Vorteil des Wirkstoffs mit Blick auf negative PCR-Tests, klinische Symptomresolution und Zeit bis Symptomverbesserung
  • Keine signifikante Verbesserung des klinischen Verlaufs bei Patienten mit COVID-19 mit Camostat versus Placebo

 

MedWiss Ein systematischer Review mit Metaanalyse zur Sicherheit und Wirksamkeit von Camostat Mesylat zur Behandlung von COVID-19 fand keine signifikante Verbesserung des klinischen Verlaufs bei Patienten mit COVID-19 mit Camostat versus Placebo.


Es wurde berichtet, dass neben dem Enzym ACE2 (angiotensin-converting enzyme 2) auch TMPRSS2 (transmembrane serine protease 2) auf der Oberfläche von Zellen beispielsweise in der Lunge eine wesentliche Eintrittspforte für das neue Coronavirus SARS-CoV-2 darstellt. Entsprechend wurden Wirkstoffe mit hemmenden Effekten auf diese Enzyme als potenziell relevant für die Behandlung von COVID-19 vermutet. Camostat (Camostat mesylat) ist ein oraler Serinprotease-Inhibitor sowie ein starker Inhibitor von TMPRSS2.

Wirkstoff Camostat Mesylat zur Hemmung von Coronavirus-Eintrittspforte TMPRSS2 effektiv?

Wissenschaftler analysierten nun die Sicherheit und Wirksamkeit von Camostat zur Behandlung von COVID-19 in einem systematischen Review mit Metaanalyse. Die Autoren ermittelten randomisierte, kontrollierte Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Scopus, Embase, Cochrane, Web of Science, clinical trials.gov und medrxiv (PrePrint-Server) mit Veröffentlichungen bis Juni 2023. Die Behandlungsergebnisse fassten sie in Form von Mittelwertdifferenzen oder Risikoverhältnissen (Risk ratio, RR) zusammen.

Systematischer Review mit Metaanalyse über 9 randomisiert-kontrollierte Studien

Die Analyse umfasste 9 randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 1 623 Patienten. Es konnte zwischen Camostat und einem Placebo kein signifikanter Unterschied im Erreichen eines negativen PCR-Testergebnisses innerhalb von 1 – 7 Tagen, 8 – 14 Tagen oder 15 – 21 Tagen festgestellt werden. Auch verschwanden klinische Symptome mit dem Wirkstoff nicht signifikant öfter innerhalb einer, zwei oder drei Wochen als mit dem Placebo.

Negative PCR-Testergebnisse mit Camostat vs. Placebo:

  • 1 – 7 Tagen: Risk ratio, RR: 0,76; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,54 – 1,06; p = 0,1
  • 8 – 14 Tagen: RR: 1,02; 95 % KI: 0,84 – 1,23; p = 0,87
  • 15 – 21 Tagen: RR: 0,99; 95 % KI: 0,82 – 1,19; p = 0,90

Auflösung klinischer Symptome mit Camostat vs. Placebo:

  • 1 – 7 Tagen: RR: 0,94; 95 % KI: 0,58 – 1,53; p = 0,81
  • 8 – 14 Tagen: RR: 0,91; 95 % KI: 0,74 – 1,11; p = 0,33
  • 15 – 21 Tagen: RR: 0,77; 95 % KI: 0,40 – 1,51; p = 0,45

Auch die Zeit bis zur Verbesserung der Symptome unterschied sich nicht signifikant zwischen den Behandlungsgruppen (Mittelwertdifferenz: -0,38 Wochen; 95 % KI: -1,42 – 0,66; p = 0,47).

Keine signifikante Verbesserung des klinischen Verlaufs bei Patienten mit COVID-19 mit Camostat versus Placebo

Camostat konnte demnach den klinischen Verlauf bei Patienten mit COVID-19 im Vergleich zu einem Placebo nicht verbessern.

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