Welt-AIDS-Tag 2024: HIV darf kein Blindspot sein

Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) setzt sich dafür ein, HIV wieder stärker auf die gesellschaftliche und politische Agenda zu bringen. Frauenärztinnen und -ärzte sind häufig die ersten Ansprechpartner für betroffene Frauen bzw. (Sexual-) Partnerinnen von Betroffenen.

Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Das Thema HIV/AIDS hat in den letzten Jahren immer weiter an Sichtbarkeit verloren, was auch auf die großen medizinischen Erfolge und die gute Versorgungssituation in Deutschland zurückzuführen ist. Gleichzeitig steigt die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und es gibt nach wie vor Herausforderungen in der Präventions- und Aufklärungsarbeit. Laut einer aktuellen BZgA-Studie haben 61 Prozent der Befragten bei ihrem letzten sexuellen Kontakt außerhalb einer festen Beziehung keine Schutzmaßnahmen vor HIV oder anderen STI ergriffen, lediglich 37 Prozent verwendeten ein Kondom.

Die frauenärztliche Praxis als erste Anlaufstelle

Frauenärztinnen und Frauenärzte sind meist die erste Anlaufstelle der betroffenen Patientinnen und ein wichtiger Gesprächspartner. Da HIV/AIDS alle Felder des Lebens berührt, sind es gerade die Frauenärzte /-innen, die eine lebenslange und vertrauensvolle Partnerschaft an der Seite der betroffenen Frauen bieten können. Im Kontext HIV bringen viele Fragen des Lebenszyklus eine Spezialisierung mit sich: So z.B. bei HIV und Verhütung, bei HIV und Kinderwunsch, HIV und Schwangerschaft, HIV und Stillzeit sowie später im bei HIV und Menopause. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die HIV-Prophylaxe. Nach ungeschütztem sexuellem Kontakt mit einer potenziellen oder nachweislichen HIV-positiven Person sollten sich betroffene Frauen so schnell wie möglich an eine HIV-Schwerpunktpraxis bzw. ihre Frauenarztpraxis wenden, um das Risiko einer potenziellen Ansteckung zu minimieren. Die HIV-PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) kann als Notfallmaßnahme eine Infektion bei frühzeitigem Einsatz verhindern. Für Partnerinnen von Menschen mit HIV, die keine HIV-Therapie machen, bei denen die HIV-Therapie nicht richtig wirkt oder bei denen die HIV-Therapie noch nicht mindestens sechs Monate lang wirkt oder für Menschen mit ständig wechselnden Geschlechtspartnern, kann auch die HIV-PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) sinnvoll sein, die medizinisch eng begleitet wird und regelmäßige Testungen auf STIs beinhaltet.

Stärkung der fachärztlichen Begleitung

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Blindspot HIV“ erinnerte Dr. Frank Thieme, Vorstandsmitglied des BVF, an die Erfolge des inzwischen eingeführten und etablierten Chlamydien-Screenings. Der BVF wären gegenüber einer Einführung eines freiwilligen HIV-Screenings nach ähnlichem Modell äußerst aufgeschlossen, signalisiert Dr. Thieme deutlich.

„Von vielen Patientinnen wird die Frage nach einem HIV-Test als persönlich stigmatisierend wahrgenommen. Ein Screening wäre ein natürlicher Ausgangspunkt in der Kommunikation“, so Thieme. In der gynäkologischen Sprechstunde besteht zwar ein flächendeckendes Angebot zur Informationsvermittlung und sexualmedizinischen Begleitung für alle Altersgruppen. Dr. Thieme formulierte aber deutlich in Richtung Politik: „Für eine kompetente medizinische Beratung und Betreuung ist eine notwendige Honorierung unabdingbar.“

Der BVF wird das Thema weiterhin begleiten und sich für die betroffenen Frauen einsetzen.

Quellen:

– BZgA-Studie: „Verhütungsverhalten Erwachsener“ – Repräsentative BZgA-Wiederholungsbefragung
 – https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/BZgA-Kurzbericht_LIEBESLEBEN_Studie.pdf
– https://www.aidshilfe.de/medien/md/infomappe-beratung/pep/
– https://www.aidshilfe.de/hiv-prep#f-r-wen-wird-die-prep-empfohlen-