Vitamin D: Kein signifikanter Schutz der ovariellen Reserve in der Chemotherapie

Original Titel:
The protective effect of vitamin D on ovarian reserve and anti-mullerian hormone in patients undergoing chemotherapy for breast cancer, a randomized phase ΙΙ clinical trial

 
Kurz & fundiert
  • Kann Vitamin D die Fruchtbarkeits-Einbußen einer Chemotherapie dämpfen?
  • Kontrollierte Studie mit 33 Brustkrebspatientinnen: Vitamin D versus Standardbehandlung
  • Analyse von AMH-Spiegel zu Beginn, im Anschluss an Chemotherapie und nach 6 Monaten
  • Kein signifikant protektiver Effekt von Vitamin D auf die ovarielle Reserve
  MedWiss Eine kontrollierte Studie mit 33 Teilnehmerinnen fand mit Vitamin D einen geringfügig stärkeren Anstieg des AMH-Spiegels 6 Monate nach der Brustkrebs-Chemotherapie, jedoch keinen signifikant protektiven Effekt der Nahrungsergänzung auf die für die Fruchtbarkeit kritische ovarielle Reserve. Weitere Studien sollen mit besserer Dosierung und Behandlungsdauer die Effekte von Vitamin D überprüfen.
Eine Chemotherapie zur Behandlung von Brustkrebs geht häufig mit Nebenwirkungen einher. So kann auch die Fruchtbarkeit betroffen sein, wenn die Chemotherapie die sogenannte ovarielle Reserve, also die Zahl der Eizellen einer Frau, senkt. Frühere Studien zeigten, dass Vitamin D ein wichtiger Faktor ist, um die unreifen Eizellen in den Follikeln zu schützen. Der Vitamin-D-Spiegel gilt zudem als wichtiger Vorhersagefaktor für eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung mittels In-Vitro-Fertilisation.

Kann Vitamin D die Fruchtbarkeits-Einbußen einer Chemotherapie dämpfen?

Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss von Vitamin D auf Fruchtbarkeitskomplikationen im Rahmen einer Chemotherapie speziell bei jungen Frauen zu untersuchen. Als Hinweis auf die ovarielle Reserve wird üblicherweise das Anti-Müller-Hormon (AMH) gemessen. Die Studie schloss Patientinnen mit Brustkrebs ein, die in zwei Krebszentren chemotherapeutisch behandelt wurden. Die Behandlungsgruppe erhielt 1 000 IU Calcitriol, die Kontrollgruppe erhielt die Standardbehandlung. Zu Beginn, nach der Chemotherapie sowie 6 Monate nach der Chemotherapie untersuchten die Wissenschaftler den AMH-Spiegel der Teilnehmerinnen. Vorrangig ermittelten die Autoren eventuelle Verbesserungen des AMH-Spiegels 6 Monate nach der Chemotherapie. Nachrangig (sekundärer Endpunkt) wurden Vorhersagefaktoren für die Abnahme des AMH-Spiegels während der Chemotherapie ermittelt.

Kontrollierte Studie mit 33 Brustkrebspatientinnen: Vitamin D versus Standardbehandlung

Zwischen 2018 und 2019 wurden 18 Frauen in die Behandlungsgruppe (durchschnittliches Alter: 35,18 Jahre) und 15 Frauen in die Kontrollgruppe (durchschnittliches Alter: 34,48 Jahre) aufgenommen. Im Durchschnitt lag der AMH-Spiegel zu Beginn der Studie in der Behandlungsgruppe bei 3,16 ng/ml, in der Kontrollgruppe bei 2,37 ng/ml (p = 0,16). Direkt im Anschluss an die Chemotherapie war der AMH-Spiegel in der Behandlungsgruppe auf 0,082 ng/ml gesunken, in der Kontrollgruppe auf 0,35 ng/ml (kein signifikanter Unterschied, p = 0,54). In beiden Gruppen stieg der AMH-Spiegel ab Ende der Chemotherapie-Behandlung bis 6 Monate nach der Chemotherapie wieder an, um 0,86 ng/ml in der Behandlungsgruppe (mit Vitamin D) und um 0,44 ng/ml in der Kontrollgruppe. Der Anstieg anschließend an die Chemotherapie war somit nominell etwas höher mit Vitamin D – allerdings war dieser Unterschied nicht statistisch signifikant (p = 0,054).

Kein signifikant protektiver Effekt von Vitamin D auf die ovarielle Reserve

Trotz geringfügigem Anstieg im AMH-Spiegel 6 Monate nach der Chemotherapie konnte somit kein protektiver Effekt von Vitamin D auf die ovarielle Reserve von jungen Frauen in der Chemotherapie wegen Brustkrebs gezeigt werden. Die Autoren sehen allerdings Bedarf für größere Studien zur Einschätzung der Effekte von Vitamin D in möglicherweise besserer Dosierung und mit längerer Behandlungsdauer.

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