Neuer Zungenschrittmacher gegen Schlafapnoe

Lässt sich eine obstruktive Schlafapnoe nicht herkömmlich behandeln, kann stark Betroffenen ein sogenannter Zungenschrittmacher helfen.

Die obstruktive Schlafapnoe ist ein verbreitetes Syndrom, das ernsthafte Folgen haben kann. In bestimmten Fällen lässt es sich operativ behandeln. Dabei wird ein sogenannter Zungenschrittmacher implantiert, der nächtliche Atemaussetzer verhindert. Seit Kurzem kommt am Klinikum Nürnberg ein neuartiges Schrittmachersystem zum Einsatz, das bisher nur an wenigen Zentren in Deutschland angeboten wird.

Lautes Schnarchen und Atemaussetzer sind ihre bekanntesten Symptome: Bei einer Schlafapnoe werden im Schlaf die Atemwege blockiert, zum Beispiel von der erschlaffenden Zunge. Die Störung zieht auf Dauer oft unterschätzte Probleme nach sich, darunter Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Tagesschläfrigkeit und Konzentrationsstörungen infolge der unterbrochenen Nachtruhe.

Üblicherweise wird eine chronische Schlafapnoe mit einer Atemmaske (CPAP) behandelt. Seit etwa zehn Jahren steht mittelgradig bis schwer Betroffenen alternativ auch ein sogenannter Zungenschrittmacher zur Verfügung. Hier bietet ein neues Implantat jetzt eine weitere Behandlungsoption. „Dabei setzen wir bei einer Operation über einen kleinen Schnitt unterhalb des Kinns einen Neurostimulator ein“, erklärt
Dr. Stefanie Bischoff, die als Oberärztin der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum Nürnberg seit Kurzem das neue System anwendet. „Dieses kleine Gerät stimuliert beidseitig den Hypoglossus-Nerv, der für die Zungenbewegung zuständig ist. Die elektrischen Impulse an den Nerv aktivieren die Zungenmuskulatur und verhindern, dass die Zunge im Schlaf in den Rachenraum zurückfällt und die Atemwege verschließt.“

Das Implantat ist von außen nicht zu sehen

Die Patienten bleiben in der Regel für zwei Nächte im Krankenhaus. Etwa vier Wochen nach dem Eingriff, wenn die Wunde verheilt ist, wird der Schrittmacher aktiviert und individuell eingestellt. Das kabellose System ist von außen unsichtbar. Lediglich ein kleiner Stimulator, der nachts mit einem Pflaster unterm Kinn fixiert wird, ist äußerlich erkennbar.

Ein zweites in Deutschland zugelassenes Zungenschrittmacher-Modell ist bereits seit einigen Jahren etabliert, auch dieses steht weiter zur Verfügung. Bei diesem System wird ein kleiner Generator im Brustbereich unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. „Dieses System misst den Atemrhythmus mit einem Sensor und sendet abhängig davon über eine Elektrode unter der Haut Signale an den Zungennerv“, erklärt Dr. Bischoff.

Beide Systeme funktionieren auf verschiedene Weise, erweisen sich in Studien aber als gleichermaßen wirksam gegen die obstruktive Schlafapnoe. „Sie werden in aller Regel gut vertragen, und die Lebensqualität steigt durch den verbesserten Schlaf spürbar“, sagt Univ.-Prof. Dr. Maximilian Traxdorf, der Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. „Unsere Patientinnen und Patienten erhalten in unserem Zentrum für Schlafmedizin zunächst eine neutrale und gründliche Beratung. Wir bieten nun als eines von wenigen Zentren in Deutschland das ganze verfügbare Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten an.“

Eine Alternative zur Überdruck-Maske

Das Schrittmacher-Implantat ist eine Leistung der gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Es eignet sich jedoch nicht für alle Menschen mit Schlafapnoe. Sehr starkes Übergewicht (Body-Mass-Index ab 35) und bestimmte neurologische Erkrankungen sind beispielsweise Ausschlusskriterien. Der Schrittmacher bietet sich für jene Patientinnen und Patienten an, bei denen die etablierte CPAP-Überdruck-Maskentherapie erfolglos bleibt oder nicht anwendbar ist.

Am Klinikum Nürnberg betreuen im Zentrum für Schlafmedizin die Klinik für Innere Medizin 3 (Schwerpunkt Pneumologie) und die HNO-Klinik die Betroffenen in enger Zusammenarbeit. „Wir prüfen nach der Vorstellung in der schlafmedizinischen Sprechstunde gemeinsam mit Hilfe von weiterführenden Untersuchungen und in Absprache mit dem Patienten, für wen welche Therapie infrage kommt“, sagt Oberärztin Dr. Dora Triché, die Leiterin des Schlaflabors.