Hirn-Bypässe verschaffen dem 12-jährigen Mirza ein normales Leben
Spezialisten der Neurochirurgie an der Uniklinik Düsseldorf konnten dem an „Moyamoya“ erkrankten Kind mit zwei Operationen helfen.
Düsseldorf (ukd). Mirza ist zwölf Jahre alt und leidet unter der seltenen Moyamoya-Erkrankung, die eine langsame Verengung von Gefäßen im Gehirn und eine daraus resultierende Unterversorgung von Hirnarealen nach sich zieht. Im Jahr 2023 nahmen bei Mirza schlaganfallähnliche Symptome wie Schwächeanzeichen in Armen und Beinen und Sprachstörungen zu – immer nur für kurze Zeit, dennoch für ihn und seine Familie sehr besorgniserregend. In der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) konnte ihm mit zwei anspruchsvollen und innovativen Hirn-Bypass-Operationen geholfen werden. Das UKD ist deutschlandweit eines der wichtigsten Zentren, wenn es um diese Eingriffe geht.
Prof. Dr. med. Sajjad Muhammad, Oberarzt für Vaskuläre Neurochirurgie, operierte Mirza im März und im Oktober vergangenen Jahres. Unterstützt durch ein sechsköpfiges Team aus Ärztinnen und Ärzten sowie der OP-Pflege verband er Gefäße, die außerhalb des Schädels verlaufen, mit oberflächlichen Hirngefäßen innerhalb des Schädels (EC-IC-Bypass), um die Blutversorgung des Gehirns zu verbessern. Darüber hinaus präparierte Prof. Muhammad einen Teil des Kaumuskels und legte ihn auf die Gehirnoberfläche seines jungen Patienten auf (EMS-Verfahren). In der Folge bilden sich Kapillargefäße, die aus dem Muskelgewebe in das Gehirn einwachsen und dort die Blutzufuhr zusätzlich verbessern. „Die linke Gehirnhälfte war in Mirzas Fall stärker betroffen. Deshalb haben wir diese Seite zuerst operiert. Im Oktober folgte dann die gleiche rund zweieinhalbstündige Operation an der rechten Hemisphäre“, so Prof. Muhammad.
Mehr Nutzen als Risiko
Die Gefäße, die in das Gehirn verlegt werden, haben durchschnittlich einen Durchmesser von einem bis anderthalb Millimetern. Die Neurochirurgen greifen auf OP-Mikroskope mit sehr hoher Vergrößerung zurück, um die Nähte perfekt anbringen zu können. „Bei Moyamoya-Erkrankungen sind die Hirngefäße äußert fragil. Das macht die Operation zu einer besonderen Herausforderung“, sagt Prof. Muhammad. Das Risiko des Eingriffs sei im Vergleich zum angestrebten Nutzen dennoch überschaubar. Dieser Nutzen war für Mirza schnell erkennbar: Die Symptome – wie zum Beispiel das Schwächegefühl in den Extremitäten – sind seit kurz nach der zweiten Operation nicht mehr aufgetreten. „Er kann jetzt wieder ganz normal und aktiv am Leben teilnehmen“, so Prof. Muhammad. Und so freut sich Mirza, dass er bald wieder mehr schwimmen gehen kann. Mirzas Mutter Müjde ist sehr glücklich, wie sie ihren Sohn jetzt erlebt. „Das vergangene Jahr war eine schwere Zeit für uns. Doch wir haben hier in der Klinik viel Unterstützung gefunden. Professor Muhammad konnten wir zum Beispiel jederzeit anrufen. Man hat uns das Gefühl gegeben, dass wir mit unseren Fragen immer willkommen sind.“
Mirza profitiert von guter Kooperation
Für Prof. Muhammad ist Mirzas Erkrankung ein Beispiel dafür, wie gut die Versorgung und die einrichtungsübergreifende Kooperation in der Region Düsseldorf funktioniert. Der 12-Jährige wurde in einem anderen Düsseldorfer Krankenhaus diagnostiziert, das wie die Uniklinik an das neurovaskuläre Netzwerk NEVANO+ angeschlossen ist. „Wir haben wöchentlich eine neurovaskuläre Konferenz für komplexe Fälle, an der alle Netzwerkmitglieder teilnehmen können. Hier wurde auch die Situation von Mirza vorgestellt“, erklärt Prof. Muhammad. „Unter Einbeziehung der in der Konferenz versammelten Expertise von Neurologen, Neuroradiologen und Neurochirurgen gelingt es uns, den individuell bestmöglichen Therapieansatz für die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten zu entwickeln.“