Umweltbewusst: Weniger Treibmittel in Asthmasprays

Inhalatoren wie Asthmasprays, die üblicherweise bei Lungenkrankheiten eingesetzt werden, belasten durch ihre Treibmittel das Klima und haben einen großen CO2-Fußabdruck. Darauf weist der Gesundheitswissenschaftler und Arzt Guido Schmiemann von der Universität Bremen hin.

Der Gesundheitswissenschaftler und Facharzt für Allgemeinmedizin Dr. Guido Schmiemann hat für die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin- und Familienmedizin (DEGAM) eine Leitlinie zur Klimabewussten Verordnung von Inhalativa erstellt. Die Leitlinie soll dazu dienen, Entscheidungsträger und Anwender im Gesundheitswesen, zum Beispiel in Praxen, Apotheken und Kliniken dafür zu sensibilisieren, dass sie mit ihren Verordnungen den Fußabdruck des Gesundheitswesens entscheidend beeinflussen.

Bei den inhalativen Arzneimitteln wird im Wesentlichen zwischen Dosieraerosolen, die Treibmittel enthalten und Pulverinhalatoren unterschieden. Treibmittel in den Sprays, die üblicherweise für die Behandlung von Lungenerkrankungen wie Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt würden, hätten „einen großen negativen Einfluss auf das Klima“, so Schmiemann. „Dabei haben wir mit sogenannten Pulverinhalatoren klimafreundliche Alternativen zur Verfügung. Die Umstellung auf eine klimafreundliche Verordnung ist in vielen Fällen möglich und stellt einen einfachen Weg dar, den C02-Abdruck des Gesundheitswesens zu reduzieren. Dazu soll unsere Leitlinie beitragen.“

Gesundheitswesen hat großen Anteil an CO2-Emissionen

Das Gesundheitswesen ist in Deutschland für circa 5 Prozent der CO2 Emissionen verantwortlich. In anderen Ländern tragen die Gesundheitssysteme zwischen 4 Prozent (Großbritannien) und 10 Prozent (USA) zu den Emissionen bei. In den Hausarztpraxen verursacht die Verordnung von Medikamenten den größten CO2 Fußabdruck, gefolgt von Emissionen durch die Mobilität (Patient:innen und Personal) und Heizung. Das Einsparpotential allein bei Medikamenten sei somit sehr hoch, betont Schmiemann. „Zum Vergleich: Wenn einer Person ein Jahr lang Pulverinhalatoren statt Inhalatoren mit Treibmittel verordnet würden, entspräche das der Einsparung eines Kurzstreckenflugs.“

Klimawandel verstärkt Atemwegserkrankungen

Hinzu kommt, dass der Klimawandel sowie die damit verbundene hohe Feinstaubbelastung die Entstehung chronischer Atemwegserkrankungen begünstigt. Bereits heute gehören Asthma und COPD zu den häufigsten Erkrankungen –  mit steigender Tendenz. Zu ihrer Therapie werden unterschiedliche Arten von inhalativen Arzneimitteln eingesetzt, die in unterschiedlicher Ausprägung zum Klimawandel beitragen.

Weitere Informationen:

https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S1-Handlungsempfehlung/053-059_%20Klimabewusste%20Verordnung%20von%20Inhalativa/053-059l_S1%20Klimabewusstes%20VO%20Inhalativa_16-05-2022.pdf

https://www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/053-059.html

http://www.public-health.uni-bremen.de/pages/abteilung1/index.php