Sauerstoffsättigung bei der mechanischen Beatmung: Wie hoch sollte sie sein?
Original Titel:
Impact of Oxygen Saturation on Mortality in Obese and Non-obese Critically Ill Patients With Mechanical Ventilation: A Retrospective Observational Studyd
- Analyse der Sauerstoffsättigung (SpO2) bei der mechanischen Beatmung
- Ist der beste SpO2 bei COVID-19 abhängig von einer vorhandenen Adipositas?
- Analyse über 25 100 Patienten, davon 42 % mit Adipositas
- Optimal: SpO2 von 94 – 98 %
- Sterberisiko bei Adipositas erhöht mit SpO2 an 99 %, ohne Adipositas mit SpO2 bis 93 %
MedWiss – Wie hoch ist die optimale Sauerstoffsättigung in der mechanischen Beatmung bei COVID-19, und ist Adipositas dabei ein zu berücksichtigender Faktor? In einer Analyse über 25 100 Patienten stellte sich eine Sauerstoffsättigung von 94 – 98 % bei der mechanischen Beatmung für alle Patientengruppen als optimal heraus. Höhere Werte erhöhten hingegen das Sterberisiko bei Patienten mit Adipositas, niedrigere Werte jedoch erhöhten das Risiko für Patienten ohne Adipositas.
Die Coronavirus-Infektion ist besonders bei bestimmten Vorerkrankungen gefährlich – beispielsweise Adipositas. Bei schweren Verläufen von COVID-19 sinkt der Sauerstoffgehalt des Blutes und es kann zur Atemnot kommen. In der COVID-19-Behandlung steigert man daher die Sauerstoffsättigung durch Sauerstoffzufuhr oder mechanische Beatmung. Wie hoch dieser Wert optimal sein sollte und ob er sich bei Menschen mit und ohne Adipositas unterscheidet, untersuchten jetzt Forscher.
Sauerstoffsättigung bei der mechanischen Beatmung: Wie hoch sollte sie sein?
In dieser Beobachtungsstudie wurde rückblickend der Krankheitsverlauf und die Sauerstoffkonzentration bei mechanisch beatmeten Patienten mit COVID-19 in Intensivbehandlung analysiert. Neben demographischen Faktoren wie Alter und Geschlecht wurden dabei Blutgase, Beatmungsparameter und die periphere Sauerstoffsättigung (SpO2) während der ersten 24 Stunden bei adipösen und nicht-adipösen Patienten aufgezeichnet und analysiert. Die Forscher betrachteten besonders, ob solche Faktoren einen Einfluss darauf hatten, ob Patienten verstarben oder nicht.
Rolle von Adipositas bei der Beatmung von über 25 100 Patienten
Insgesamt 25 100 Patienten wurden in die Analyse aufgenommen. Von diesen waren 10 564 Patienten (42 %) adipös. Nach Berücksichtigung weiterer eventuell relevanter Faktoren zeigte sich, dass eine Sauerstoffkonzentration von 94 – 98 % insgesamt mit einer niedrigeren Sterblichkeit assoziiert war als ein SpO2 <= 88 % (Odds Ratio, OR: 3,572; 95 % Konfidenzintervall, KI: 2,343 – 5,455; p < 0,001) oder ein SpO2 von 89 – 93 % (OR: 1,514; 95 % KI: 1,343 – 1,706; p < 0,001). Allerdings unterschieden sich die Patienten je nach Körpergewicht. Bei Patienten mit Adipositas war das Risiko zu versterben bei einem SpO2 von 99 – 100 % erhöht (OR: 1,028; 95 % KI: 1,010 – 1,046; p = 0,002). Bei Personen ohne Adipositas war hingegen ein SpO2 von 89 – 93 % mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert (OR: 1,089; 95 % KI: 1,051 – 1,128; p < 0,001).
Optimal: SpO2 von 94 – 98 %
Insgesamt schien sich somit eine Sauerstoffsättigung von 94 – 98 % bei der mechanischen Beatmung für alle Patientengruppen als optimal herauszustellen. Höhere Werte erhöhten hingegen das Risiko für adipöse Patienten, niedrigere Werte gefährdeten häufiger Patienten ohne Adipositas.
[DOI: 10.3389/fmed.2022.839787]
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