Hyperintensitäten des Nervengewebes im Gehirn stehen im Zusammenhang mit Migränesymptomen
Original Titel:
Association of white matter hyperintensities with migraine phenotypes and response to treatment
- Nervengewebe im Gehirn ist mit einer Fettschicht geschützt: „weiße Substanz“
- In der Bildgebung hyperintensiv sichtbare Bereiche dieser weißen Substanz vermehrt bei Migränepatienten
- Untersuchung der Rolle hyperintensiver Bereiche bei Symptomen und Behandlung von Migräne
- 29 % von 500 Patienten wiesen Hyperintensitäten auf
- Betroffene meist älter, mehr Jahre mit Migräne, häufigere Attacken, weniger Ansprechen auf Akuttherapie
- Migräne mit Aura, Erbrechen und Schwindel waren Vorzeichen für die Entwicklung hyperintensiver Bereiche
MedWiss – Migräne kommt als häufigste neurologische Erkrankung bei rund 10 % der Menschen vor. Die genauen Hintergründe der Krankheit sind allerdings noch nicht bekannt. In bildgebenden Verfahren wurden Hyperintensitäten im Nervengewebe von Migränepatienten entdeckt. Wissenschaftler untersuchten nun, welche Rolle solche Hyperintensitäten bei Migränesymptomen und -therapie spielen. Auffällige Bereiche in der weißen Substanz sollten, so das Fazit, den Blick auf eine notwendige Anpassung der Therapiewahl lenken, da sie u. a. gehäuft mit schlechterer Wirksamkeit der Akutbehandlung einhergehen.
Nervenstränge im Gehirn sind mit einer Fett-haltigen Schutzhülle, dem Myelin, umgeben. Das Myelin führt dank seiner hellen Farbe zum Namen „weiße Substanz“ der Gehirnbereiche, in denen vorwiegend Nervenbahnen, nicht deren Zellkörper („Graue Substanz“), zu finden sind. In den vergangenen Jahren wurden in bildgebenden Verfahren vermehrt stark sichtbare Bereiche – Hyperintensitäten – in der weißen Substanz von Migränepatienten entdeckt. In dieser Studie wurde analysiert, ob es einen Zusammenhang zwischen diesen Hyperintensitäten und Migränesymptomen oder akuten Medikamenten gegen Migräne gibt.
Untersuchungen von 500 Patienten mittels MRT
Insgesamt wurden 500 Patienten mit Migräne im Kafr el-sheik Universitäts-Klinikum untersucht. Mittels MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) wurden sie auf Hyperintensitäten in der weißen Substanz untersucht. Die Wissenschaftler verglichen Migränesymptome der Patienten mit und ohne Hyperintensitäten. Die Autoren unterteilten die Patienten je nach Ansprechen auf die Akutbehandlung anhand von reduzierten Kopfschmerzen, deren Intensität und Frequenz.
29 % der Migränepatienten wiesen Hyperintensitäten auf
Es zeigte sich, dass insgesamt 29 % (145) von 500 Patienten Hyperintensitäten aufwiesen. Sie waren im Schnitt älter, litten schon länger an Migräne, hatten häufigere Attacken und sprachen schlechter auf akute Therapie an. Migräne mit Aura, Erbrechen und Schwindel stellte sich als Vorzeichen für die Entwicklung von hyperintensiven Bereichen der weißen Substanz heraus.
Die Autoren schlossen daraus, dass Hyperintensitäten der weißen Substanz häufiger bei Migränepatienten mit Aura, Erbrechen und Schwindel vorkommen. Mit zunehmendem Alter und stärkerer Belastung durch die Migräne verstärkten sich die Hyperintensitäten. Zudem war die Reaktion auf Akutmedikamente schlechter. Auffällige Bereiche in der weißen Substanz könnten somit als Warnzeichen dienen und sollten den Blick auf eine notwendige Anpassung der Therapiewahl lenken.
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