Zielgerichtete Therapie kombiniert mit Bestrahlung gut verträglich bei Lungenkrebs
Original Titel:
Multicenter Evaluation of the Tolerability of Combined Treatment With PD-1 and CTLA-4 Immune Checkpoint Inhibitors and Palliative Radiation Therapy
Die Immuntherapie ist eine neuartige zielgerichtete Behandlungsmöglichkeit für Krebspatienten und hat das Vorgehen bei der Therapieauswahl entscheidend verändert. Solche therapeutischen Ziele sind Merkmale, die vermehrt auf Krebszellen vorkommen und diese für das körpereigene Abwehrsystem unsichtbar machen. Die neuartigen Medikamente zur Immuntherapie zielen auf genau diese Krebsmerkmale ab, machen die Krebszellen somit für die Abwehrzellen angreifbar und hemmen folglich den Krankheitsfortgang. Zwei bekannte Krebsmerkmale, auf welche diese neuartigen Wirkstoffe abzielen sind das CTLA-4 (cytotoxisches T-Lymphocyten-assoziertes Protein 4) und das PD-1 (Programmed Death-1). Da die Wirkstoffe diese Merkmale hemmen, werden sie als Inhibitoren bezeichnet. Sie kurbeln im Prinzip das körpereigene Abwehrsystem an und gehen deshalb mit relativ wenigen Nebenwirkungen einher. Für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs wird diese zielgerichtete Therapie oftmals mit anderen Behandlungen, wie z. B. Bestrahlung, kombiniert. Bei der Strahlenbehandlung wird der Tumor starken Energien ausgesetzt, die das Gewebe schädigen und die Krebszellen vernichten. Oft treten bei den Patienten entzündliche Nebenwirkungen auf.
Amerikanische Forscher haben nun an Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs, Haut- oder Nierenkrebs die Nebenwirkungen infolge von zielgerichteter Immuntherapie und Strahlenbehandlung genauer untersucht. Die Patienten hatten Strahlenbehandlung und mindestens einen Behandlungszyklus mit zielgerichteter Therapie entweder gegen das sogenannte CTLA-4 oder das PD-1 verabreicht bekommen. Auftreten und Ausmaß von auf das Abwehrsystem bezogenen Nebenwirkungen infolge der verschiedenen Behandlungen wurden mit speziellen Auswerteverfahren erfasst.
Insgesamt wurden die Daten von 133 Patienten ausgewertet. Davon waren 28 Patienten mit dem zielgerichteten Wirkstoff gegen CTL4 und 88 mit dem Wirkstoff gegen PD-1 behandelt worden. Bei 17 Patienten wurden beide Substanzen verabreicht, wobei 13 Patienten nacheinander und 4 Patienten mit den beiden Wirkstoffen gleichzeitig behandelt wurden. Bei 56 Patienten erfolgte innerhalb von 14 Tagen nach der zielgerichteten Therapie eine Strahlenbehandlung. Insgesamt trat bei 46 Patienten (34,6 %) mindestens eine Abwehrsystem-bezogene Nebenwirkung auf. Die Forscher stellten fest, dass Patienten, die beide zielgerichteten Wirkstoffe verabreicht bekommen hatten, häufiger von Nebenwirkungen betroffen waren als Patienten, die nur jeweils einen der beiden zielgerichteten Wirkstoffe, also entweder gegen CTL-4 oder gegen PD-1, bekommen hatten. Bei den mit beiden Wirkstoffen behandelten Patienten kam es in 71 % und bei den einzeln behandelten nur in 29 % der Fälle zu Nebenwirkungen. Von den Patienten, die Strahlenbehandlung innerhalb von 14 Tagen nach der zielgerichteten Immuntherapie bekommen hatten, waren 39 % von Nebenwirkungen betroffen. Dabei konnte ein Zusammenhang zwischen Häufigkeit der Nebenwirkungen und Stärke der Strahlendosis aufgedeckt werden. Insgesamt waren die auftretenden Nebenwirkungen als mild einzustufen. Es konnte keine deutliche Verbindung zwischen Strahlenbehandlung und Abwehrsystem-bezogenen Nebenwirkungen gefunden werden.
Aus diesen Ergebnissen geht hervor, dass die Kombination von Bestrahlung und zielgerichteter Immuntherapie gegen CTLA-4 oder PD-1 gut verträglich und mit milden, leicht behandelbaren Nebenwirkungen verbunden ist. Da die untersuchte Patientengruppe sehr durchmischt war und mit unterschiedlichen Therapien behandelt wurde, lassen sich nur begrenzt zukunftsweisende Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen ableiten. In jedem Fall können die gewonnen Informationen die Kliniker dabei unterstützen, geeignete Therapieentscheidungen für Patienten zu treffen, die mit zielgerichteter Immuntherapie behandelt werden und Bestrahlung benötigen.
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