Diabetes erhöht das Depressionsrisiko bei PCOS
Original Titel:
Diabetes Mellitus Mediates Risk of Depression in Danish Women with Polycystic Ovary Syndrome-A National Cohort Study
Kurz & fundiert
- Landesweite Kohortenstudie in Dänemark
- 25 203 PCOS-Patientinnen, 112 414 Kontrollpersonen
- PCOS-Patientinnen mit Übergewicht und Hirsutismus häufiger depressiv als andere PCOS-Patientinnen
- Diabetes vermittelt Depressionsrisiko beim PCO-Syndrom im Vergleich zu Kontrollen
- Hoher Behandlungsbedarf bei PCOS für belastende Symptome und Begleiterkrankungen
Das polyzstische Ovarialsyndrom (PCOS) betrifft nach aktuellen Schätzungen mehr als jede 10. Frau vor der Menopause und schränkt die Lebensqualität betroffener Frauen stark ein. In früheren Studien zeigte sich ein erhöhtes Risiko für depressive Symptome bei Patientinnen mit PCOS. Eine nationale Kohortenstudie in Dänemark ermittelte nun, welche Aspekte der Erkrankung konkret mit Depression in Verbindung stehen und somit stärker in den Behandlungsfokus rücken sollten.
Erhöhtes Risiko für depressive Symptome bei PCOS: Was sind die Auslöser?
Die Studie basierte auf einem landesweiten Register dänischer Frauen mit PCOS (n = 25 203) und Kontrollpersonen gleichen Alters (n = 112 414). Eine Untergruppe der Studie umfasste PCOS-Patientinnen des Odense University Hospital (PCO-OUH-Gruppe, n = 998), von denen klinische und biochemische Daten analysiert werden konnten. Die Studie ermittelte Depression (ärztliche Diagnose oder antidepressive Verschreibungen), die nach der PCOS-Diagnose auftrat. Als möglicherweise für eine spätere Depressions-Diagnose relevante Faktoren wurden Begleiterkrankungen wie Diabetes oder auch andere Faktoren, z. B. Unfruchtbarkeit, die Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva und ein niedriges Familieneinkommen, analysiert. In der PCO-OUH-Gruppe wurde zudem betrachtet, ob das Alter der Frauen, Körpermaße (BMI) und die Stärke der Hirsutismus-Symptome (Ferriman-Gallwey-Score) sowie Hormonwerte (Testosteron) oder der Nüchtern-Blutzuckerspiegel eine Rolle spielten.Kohortenstudie in Dänemark: 25 203 PCOS-Patientinnen, 112 414 Kontrollpersonen
Insgesamt wurden 25 203 dänische Frauen mit PCOS mit 112 414 Kontrollpersonen des gleichen Alters verglichen. Das durchschnittliche Alter (Median) der Patientenkohorte betrug 28 Jahre (Interquartilbereich, IQR: 23 – 35 Jahre). Im Schnitt wurden die Patientinnen über 4,8 Jahre (IQR: 2,2 – 8,8) nachbeobachtet, die Kontrollpersonen für 5,2 Jahre (IQR: 2,4 – 9,2). Die Diagnose Depression wurde in der Nachbeobachtungszeit bei 4,2 % der Frauen in der landesweiten Patientinnengruppe und bei 7,1 % der PCO-OUH-Gruppe gestellt vs. bei 3,0 % der Kontrollen (p < 0,001). Antidepressiva wurden 21,8 % der landesweiten Patientinnen und 20,0 % der PCO-OUH-Patientinnen vs. 16,2 % der Kontrollen verschrieben (p < 0,001). Frauen mit PCOS hatten ein um ca. 40 % erhöhtes Risiko für Depression im Vergleich zu den Kontrollen (Hazard Ratio: 1,42; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,38 – 1,47). Dabei waren Diabetes, Begleiterkrankungen, Unfruchtbarkeit, die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva und niedriges Einkommen der Familie signifikante Faktoren, die eine Depression begünstigten. Lag ein Diabetes vor, erklärte dies jedoch allein bereits 12,5 % des Depressionsrisikos (95 % KI: 10,4 – 14,5), alle Faktoren gemeinsam erklärten 17,1 % der Depressionserkrankungen. In der Untergruppe (PCO-OUH) unterschieden sich Patientinnen mit Depression von Patientinnen ohne Depression besonders im BMI, Hüftumfang und der Stärke der Hirsutismus-Symptome.Diabetes vermittelt großen Teil des Depressionsrisikos bei PCOS
Die Autoren schließen, dass bei Patientinnen mit dem PCO-Syndrom Übergewicht und Hirsutismus zentrale Aspekte sind, die zu einer Depression beitragen können und somit als belastende Probleme sehr ernst genommen und behandelt werden sollten. Besonders jedoch scheint eine Diabetes-Erkrankung das Risiko für Depression bei PCOS zu erhöhen. Die effektive Behandlung eines Diabetes sollte damit beim PCO-Syndrom einen hohen Stellenwert haben, um Depressionen vorzubeugen.© Alle Rechte: HealthCom