Bipolare Störung: Begleiterkrankung Migräne ist therapierelevant

Original Titel:
Lithium use associated with symptom severity in comorbid bipolar disorder I and migraine

Kurz & fundiert

  • Bipolare Störung und Migräne häufig komorbid
  • Analyse der Therapierelevanz in Bezug auf Lithium
  • 538 Patienten mit Bipolarer Störung Typ 1
  • Stärkere Depression, Manie und schlechtere Lebensqualität bei Migräne-Historie
  • Bipolare Störung + Migräne mit stärkerer Manie bei Lithium-Therapie assoziiert im Vergleich zu anderer Therapie
  • Autorenfazit: Migräne als Kontraindikation für Lithium-Einsatz

 

MedWiss – Die Bipolare Störung und Migräne treten häufig gemeinsam auf. Klinische Studien deuten auf mehr Rückfälle bei bipolaren Personen mit Migräne unter Lithium. Daten von 538 Patienten mit Bipolarer Störung Typ 1 zeigten nun Therapie-unabhängig stärkere Symptome der Patienten mit Migräne. Unter Lithium kam es in der Migräne-Gruppe zu stärkeren Manien.


Die Bipolare Störung und Migräne treten häufig gemeinsam auf, sind also komorbid. Ihnen gemeinsam könnte eine leichte Erregbarkeit von Nervenzellen sein, die sich sowohl in der Gehirnrinde (Cortex) bei Migränepatienten zeigte, als auch in Nervenzellen von Patienten mit der Bipolaren Störung, bei denen eine Lithium-Therapie wirksam war. Klinische Studien deuten auf eine höhere Zahl von Rückfällen bei bipolaren Personen mit Migräne, die mit Lithium behandelt wurden. Die vorliegende longitudinale Studie analysierte klinische Behandlungsdaten und Verläufe von Patienten mit Bipolarer Störung Typ 1 und Migräne unter Lithium.

Begleiterkrankung Migräne bei Bipolarer Störung: Therapie-relevant?

Daten bipolarer Patienten wurden danach kategorisiert, ob eine Migräne komorbid vorlag und ob eine Behandlung mit Lithium erfolgte. Klinische Endpunkte umfassten Einschätzungen des Schweregrads von Depression und Manie sowie die Lebensqualität über einen Zeitraum von 2 Jahren.

Die Autoren konnten Daten von 538 Patienten mit Bipolarer Störung Typ 1 analysieren. Migräne in der Vergangenheit war, unabhängig von einer Lithium-Behandlung, mit schlechteren klinischen Verläufen assoziiert, sowohl in Bezug auf Depression (p = 0,002), Manie (p = 0,005) sowie mentale (p = 0,004) und körperliche Lebensqualität (p = 0,005). Die Patientengruppe mit Bipolarer Störung und Migräne in Lithium-Therapie wies im Schnitt stärkere Manie-Symptome auf als Patienten mit beiden Erkrankungen, aber ohne Lithium-Behandlung (p = 0,026).

Stärkere Symptome bei Lithium-Behandlung von bipolaren Patienten mit Migräne

Die Analyse bestätigte somit vorherige Daten zu schlechteren Verläufen der Bipolaren Störung bei komorbider Migräne. Zusätzlich deuten die Daten jedoch auch auf stärkere Symptome, speziell in Bezug auf Manien, bei einer Behandlung mit Lithium in dieser speziellen Patientengruppe. Die Autoren schließen daraus, dass Lithium bei Bipolarer Störung mit komorbider Migräne kontraindiziert ist.

 

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