Bevacizumab in Kombination mit Chemotherapie bei Lungenkrebs im frühen Stadium?
Original Titel:
Adjuvant chemotherapy with or without bevacizumab in patients with resected non-small-cell lung cancer (E1505): an open-label, multicentre, randomised, phase 3 trial.
Für Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im frühen Stadium bietet eine Chemotherapie im Anschluss an die operative Tumorentfernung nur mäßige Überlebensvorteile. Bei fortgeschrittenem Lungenkrebs konnte gezeigt werden, dass die Kombination von Platin-basierter Chemotherapie mit dem zielgerichteten Wirkstoff Bevacizumab, der gegen spezielle Merkmale auf den Tumorzellen gerichtet ist, den Therapieverlauf begünstigte.
Hilft Bevacizumab nach einer Chemotherapie?
Nun haben amerikanische Krebsforscher in einer Studie die Verabreichung von Bevacizumab zusätzlich zur sogenannten adjuvanten Chemotherapie, innerhalb von 6 bis 12 Wochen nach der Tumoroperation, genauer untersucht. Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs wurden verschieden Gruppen zugeteilt und bekamen 4 Zyklen Chemotherapie zu je 21 Tagen mit Cisplatin (75 mg/qm an Tag 1 kombiniert mit Vinorelbin 30 mg/qm an Tag 1 und 8), Docetaxel (75 mg/qm an Tag 1), Gemcitabin (1200 mg/qm an Tag 1 und 8) oder Pemetrexed (500 mg/qm an Tag 1). Patienten in der Bevacizumab-Gruppe bekamen mit Tag 1 der kombinierten Chemotherapie über ein Jahr lang alle 21 Tage Bevacizumab (15 mg pro kg Körpergewicht) verabreicht.
Behandlung mit zielgerichtetem Wirkstoff führte in Studie häufiger zu schweren Nebenwirkungen
Zwischen Juni 2007 und September 2013 wurden 1501 Patienten in die Studie eingeschlossen. Dabei wurden 749 Patienten der Chemotherapie-Gruppe und 752 Patienten der Gruppe mit Chemotherapie plus Bevacizumab zugeteilt. Bei 377 Patienten (25 %) wurde Vinorelbin verabreicht, 343 Patienten (23 %) erhielten Docetaxel, 283 (19 %) bekamen Gemcitabin und 497 (33 %) wurden mit Pemetrexed behandelt. Die Nachbeobachtungszeit betrug 50 Monate. In der Chemotherapie-Gruppe konnte das Gesamtüberleben noch nicht ausgewertet werden. In der Gruppe mit Chemotherapie plus Bevacizumab überlebten die Patienten im Mittel 85 Monate. Die mit Bevacizumab behandelten Patienten waren häufiger von starken Nebenwirkungen betroffen. Von den 738 Patienten in der Chemotherapie-Gruppen waren 496 (67 %) von Vergiftungserscheinungen und 60 (8 %) von Bluthochdruck betroffen. In der Bevacizmab-Gruppe litten 610 Patienten (83 %) unter Vergiftungen und 219 (30 %) unter Bluthochdruck. Neutropenie (Mangel an speziellen weißen Blutzellen) trat bei 241 (33 %) der Patienten in der Chemotherapie- und bei 275 (37 %) in der Bevacizumab-Gruppe auf. Hinsichtlich der Todesfälle gab es keine Unterschiede zwischen beiden Behandlungsgruppen. Unter alleiniger Chemotherapie-Behandlung gab es 15 und mit zusätzlicher Bevacizumab-Verabreichung 19 Todesfälle.
Keine deutlichen Vorteile mit Bevacizumab
Aus diesen Ergebnissen schlussfolgern die Forscher, dass die Behandlung mit Bevacizumab zusätzlich zur Chemotherapie nach operativer Tumorentfernung das Überleben von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs nicht deutlich verbessern konnte. Bevacizumab scheint deshalb in dieser Behandlungsstrategie nicht geeignet zu sein und sollte nicht für die adjuvante Therapie in Betracht gezogen werden.
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