Stereotaktische Thermoablation wirksame Behandlungsalternative bei Darmkrebs-Lebermetastasen
Lange Zeit sind Darmkrebs-Lebermetastasen mittels einer teilweisen Entfernung der Leber behandelt worden. Eine Studie unter Beteiligung eines Forschungsteams des Inselspitals, Universitätsspital Bern, und der Universität Bern, konnte nun zeigen, dass eine gewebeschonende Behandlung mittels Mikrowellen-Sonde, die sogenannte Thermoablation, bei Darmkrebs-Lebermetastasen eine ebenso hohe Überlebensrate bietet wie die herkömmliche Teilentfernung der Leber. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift «European Journal of Cancer» veröffentlicht.
Darmkrebs ist die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache weltweit. In der Schweiz erkranken jährlich rund 4500 Menschen neu an Darmkrebs, etwa 1650 sterben daran. Jede dritte Person mit Darmkrebs entwickelt im Verlauf der Erkrankung auch Tumore in der Leber (sogenannte Darmkrebs-Lebermetastasen). Diese Tumore sind in der Vergangenheit durch eine teilweise Entfernung der Leber behandelt worden. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings die Thermoablation als gewebeschonende Alternative etabliert.
Bei der Thermoablation wird über eine möglichst kleine Einschnittstelle eine Sonde im Tumor platziert und das Tumorgewebe durch Hitzeeinwirkung zerstört (sogenannte Ablation). Diese Art der Behandlung ist einfach anzuwenden und verglichen zur Teilentfernung der Leber weniger belastend für das umgebende Gewebe. Bis vor Kurzem gab es jedoch keine umfassenden Studien, die die Wirksamkeit dieser Methode hinsichtlich der Überlebensrate belegen konnte und es bestanden Zweifel gegenüber einer breiteren Anwendung dieser Operationstechnik.
Multizentrische Studie zum Vergleich zweier Behandlungsmethoden
Ein Team um Prof. Dr. med. Daniel Candinas, Klinikdirektor und Chefarzt an der Universitätsklinik für Viszerale und Transplantationschirurgie des Inselspitals, und der Universität Bern hat nun in Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Zentren untersucht, ob die Thermoablation der herkömmlichen Teilentfernung der Leber bezüglich Überleben ebenbürtig ist. Für die Studie wurden an drei europäischen Kliniken 98 Patientinnen und Patienten für eine Thermoablation rekrutiert. Alle Probanden hatten nicht mehr als fünf Lebermetastasen, die jeweils nicht grösser als 30 mm waren. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer kamen alle sowohl für eine Thermoablation als auch für eine teilweise Entfernung der Leber in Frage. Verglichen wurden die Probanden mit einer Kontrollgruppe von Patientinnen und Patienten aus dem Schwedischen Leberregister (Swedish Liver Registry), bei denen eine Teilentfernung der Leber durchgeführt wurde.
In dieser Studie wurden die Thermoablationen mit der heute höchstmöglichen Präzision unter Einsatz eines computerassistierten Navigationsgerätes durchgeführt. Dieses Gerät wurde ursprünglich vom ARTORG Center for Biomedical Engineering Research der Universität Bern entwickelt und ermöglicht mit einem technisch aufwendigen Bildgebungsverfahren aus Magnetresonanz- und Computertomografie eine exakte Führung der Mikrowellen-Sonde zum Tumor.
Thermoablation wirksame Behandlungsalternative zur Leberentfernung
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Behandlung kleiner Darmkrebs-Lebermetastasen mittels stereotaktischer Thermoablation zu einem ähnlichen Überleben der Patientinnen und Patienten führt wie eine Teilentfernung der Leber: 3 Jahre nach der Behandlung war die Überlebensrate in den beiden Gruppen nahezu identisch (78% nach Thermoablation versus 76% nach Leberentfernung). Darüber hinaus wies die Thermoablation eine deutlich geringere behandlungsbedingte Sterblichkeit auf und bot gleichzeitig mehr Möglichkeiten für Nachbehandlungen der Leber im Verlauf der Erkrankung. Diese Resultate unterstreichen, dass die Thermoablation eine wirksame und weniger belastende Behandlungsalternative für Patientinnen und Patienten mit kleinen Darmkrebs-Lebermetastasen darstellt. Dies bestätigt Prof. Candinas: «Die Studie ist ein wichtiger Meilenstein, da sie in einem methodisch sehr eng und gut definierten Umfeld zum ersten Mal aufzeigt, dass kleinere Metastasen in der Leber aus Tumoren des Kolorektums mittels stereotaktischer Mikrowellenablationen einer chirurgischen Therapie ebenbürtig sind. In Anbetracht der Tatsache, dass zwischenzeitlich weltweit in 17 Ländern über 8000 Thermoablationen mit diesem System durchgeführt wurden, werden wir sicher bald noch weitere Daten sehen, welche die Resultate dieser Studie bestätigen und auch die übrigen Indikationen im Bereich onkologischer Behandlungen festigen.»
Links
Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin des Inselspitals
ARTORG Center for Biomedical Engineering Research der Universität Bern
Publikation