Die heilende Kraft der Kreativtherapie
Können kreative Therapien bei neurodegenerativen Erkrankungen des Gehirns, wie Schlaganfall und Alzheimer, helfen? Dieser Frage gehen die Neurobiologin Dr. Radwa Khalil von der Constructor University in Bremen und Prof. Vida Demarin, ehemalige Direktorin des International Institute for Brain Health in Zagreb, Kroatien, nach. Kürzlich haben sie ihre bisherigen Ergebnisse in der Fachzeitschrift CNS & Therapeutics veröffentlicht.
Das Konzept der „Hirnplastizität“, bezieht sich auf Veränderungen in den neuronalen Bahnen des Gehirns. Der Begriff beschreibt Veränderungen, die in der Regel als Reaktion auf verschiedene Faktoren auftreten, wie trainingsbedingte Verhaltensänderungen oder physiologische Prozesse wie Älterwerden oder Hirnverletzungen. Khalil und Demarin untersuchen, wie man die Plastizität durch kreative Therapien im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Schlaganfall und Alzheimer verbessern kann. In ihrem Artikel “Creative therapy in health and disease: Inner vision”, der nun in der Fachzeitschrift CNS & Therapeutics erschienen ist, beschäftigen sich die Autorinnen mit verschiedenen kreativen therapeutischen Ansätzen wie Malerei, Musik, Sport und Tanz. „Kreativität ist mehr als die Schaffung neuartiger, überraschender und nützlicher Lösungen“, betont Khalil. „Die neurowissenschaftliche Perspektive der Kreativität für die Gesundheit wird noch zu oft übersehen. Die Kreativtherapie kann Patient:innen helfen, ihre kognitiven Beeinträchtigungen zu kompensieren, indem sie ihre verborgenen Talente zum Ausdruck bringen.“
Zugleich identifizieren die Autorinnen eine Reihe von zentralen Fragen, die weiter erforscht werden müssten. „Trotz der aktuellen Entwicklung in der Forschung zur Neurowissenschaft der Kreativität steht diese im Vergleich zu anderen Forschungsbereichen noch im Schatten. Fortschritte in diesem Forschungsbereich erfordern weitere empirische Studien“, so Khalil.
Originalpublikation:
https://doi.org/10.1111/cns.14266