Langzeitbehandlung mit PR-Fampridin kann die Mobilität von Multiple Sklerose-Patienten unterstützen
Original Titel:
Monitoring long-term efficacy of fampridine in gait-impaired patients with multiple sclerosis.
Multiple Sklerose (MS) hat durch den Immun-Angriff auf die Nervenbahnen schwerwiegende Folgen in der muskulären Kontrolle. Dies führt zu Symptomen wie Fallfuß oder Krämpfen, die sich zu einer schweren Gehbehinderung entwickeln können. Patienten mit Multipler Sklerose können seit wenigen Jahren mit PR-Fampridin (prolonged release, also nach und nach vom Körper aufgenommen), einem reversiblen Kaliumkanal-Blocker, zur Verbesserung speziell der Gehfähigkeit behandelt werden.
Filli und Kollegen (2017) untersuchten nun am Universitäts Hospital Zürich die langfristigen Auswirkungen der PR-Fampridin-Behandlung bezüglich Sicherheit, Geh-Verbesserungen, und eventuellen Änderungen in der Medikamentenwirksamkeit. 53 Multiple Sklerose-Patienten einer vorherigen Studie (FAMPKIN, in derselben Institution) nahmen an dieser Studienerweiterung teil. In einem Teil der Studie wussten die Patienten, welches Medikament getestet wurde (offene Studie), in einem weiteren waren weder sie noch die behandelnden Ärzte informiert, ob im jeweiligen Einzelpatienten das Medikament oder ein Placebo eingesetzt wurde (randomisierte Doppelblindstudie). Alle Patienten wurden regelmäßig über 2 Jahre untersucht. Ihre Gehfähigkeit wurde mit folgenden Tests überprüft: 8-Meter-Gehen mit Zeitmessung (25 Fuß, T25FW), 6-Minuten-Gehtest (6MWT), und 12-Punkte-MS-Fragebogen (MSWS-12), mit dem Patienten ihre Krankheitsbedingte Mobilitäts-Einschränkung einschätzen.
Die Daten zeigten gute Verträglichkeit und durchgängige Wirksamkeit von PR-Fampridin in der Langzeit-Behandlung von MS-Patienten. In der offenen Studie waren Gehgeschwindigkeit, Ausdauer und selbst-eingeschätzte Funktionalität messbar verbessert (T25FW: +11,5 %, 6MWT: +10,7 %, MSWS-12: 6,1 Punkte Verbesserung), aber ebenso erreichten behandelte Patienten in der Doppelblindstudie bessere Ergebnisse (T25FW: +13,1 %, 6MWT: +11,9 %, MSWS-12: 7,4 Punkte Verbesserung). Mehrere Patienten zeigten Veränderungen in der Wirksamkeit des Medikaments im Laufe der Zeit, mit einem höheren Anteil von Patienten mit über 10-20%iger Verbesserung der Gehtest-Ergebnisse nach Langzeitbehandlung.
Die Studie deutet auf Wirksamkeit und Verträglichkeit von PR-Fampridin und empfiehlt die Medikation als Langzeitbehandlung zur Verbesserung von Gehbehinderungen in Patienten mit Multipler Sklerose einzusetzen. Ähnliche Ergebnisse in offenen und Doppelblind-Phasen deuten auf die Objektivität und Verlässlichkeit der angewandten Gangtests. Der große Anteil der Patienten mit verbesserter Medikamentenwirkung im Verlauf der Studiendauer zeigt aber auch, wie wichtig es ist, in der klinischen Praxis die Behandlungseffekte regelmäßig zu überprüfen. Solche Tests erscheinen besonders in Patienten mit anfänglich schwachem Behandlungserfolg wichtig, da genau diese Gruppe langfristig Fortschritte zeigen kann.
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