Orale GnRH-Antagonisten zur Linderung Endometriose-bedingter Schmerzen
Original Titel:
Efficacy and safety of oral gonadotropin-releasing hormone antagonists in moderate-to-severe endometriosis-associated pain: a systematic review and network meta-analysis
- Endometriose-bedingte Schmerzen: Dysmenorrhoe, nicht-menstruelle Unterleibsschmerzen, Dyspareunie
- Netzwerk-Metaanalyse über Placebo-kontrollierte randomisierte Studien: Bringen oralen GnRH-Antagonisten Linderung?
- 6 Studien mit insgesamt 2 732 Patientinnen mit mittelschweren bis schweren Endometriose-Schmerzen
- Je nach Wirkstoff und Dosierung Effekte auf alle Schmerzarten
- Schmerzlinderung über 12 Wochen machbar, weitere Studien nötig
MedWiss – Endometriose-Schmerzen können als Schmerzen in der Menstruation (Dysmenorrhoe), nicht-menstruelle Unterleibsschmerzen und Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) auftreten. Eine Netzwerk-Metaanalyse fand, dass verschiedene orale GnRH-Antagonisten zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Endometriose-Schmerzen im Placebo-Vergleich, teils dosisabhängig, wirksam sein können.
Endometriose ist eine Östrogen-abhängige entzündliche Erkrankung, die 6 – 10 % der Frauen in fortpflanzungsfähigem Alter betrifft und mit starken Unterleibsschmerzen einhergeht. Endometriose-Schmerzen können Schmerzen in der Menstruation (Dysmenorrhoe), nicht-menstruelle Unterleibsschmerzen und Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) sein. Die Schmerzen schränken im Alltag stark ein und beeinträchtigen Psyche und Lebensqualität der Betroffenen, bringen aber auch häufig hohe gesundheitliche und finanzielle Belastungen durch den notwendigen Einsatz von Schmerz-lindernden Medikamenten mit sich. Ziel der vorliegenden Netzwerk-Metaanalyse war die Betrachtung der Evidenz zu oralen GnRH-Antagonisten zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Endometriose-Schmerzen.
Endometriose-bedingte Schmerzen: Bringen oralen GnRH-Antagonisten Linderung?
Die Autoren ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Cochrane, Embase und Web of Science bis April 2022. Randomisiert-kontrollierte Studien zur Behandlung von Endometriose-Patientinnen mit mittelschweren bis schweren Endometriose-bedingten Schmerzen mit oralen non-Peptid GnRH-Antagonisten oder Placebo wurden berücksichtigt. Die Autoren berichteten 95 % Konfidenzintervalle (95 % KI) der jeweiligen Behandlungsergebnisse im Placebo-Vergleich zur Einschätzung signifikanter Effekte (Nicht-Überlappung der Konfidenzintervalle mit 0 bei Mittelwertsdifferenzen bzw. 1 bei Risikoverhältnissen).
Netzwerk-Metaanalyse über 6 Placebo-kontrollierte randomisierte Studien
Insgesamt 292 Studien wurden identifiziert, von denen 6 Studien mit insgesamt 2 732 Patientinnen in 26 Kohorten in der Netwerk-Metaanalyse betrachtet werden konnten. Die 6 eingeschlossenen Studien fokussierten auf unterschiedliche Wirkstoffe:
- Elagolix (150 mg, 250 mg, 400 mg) vs. Placebo (n = 3)
- ASP1707 (3 mg, 5 mg, 10 mg, 15 mg) vs. Placebo (n = 1)
- Relugolix (10 mg, 20 mg, 40 mg) vs. Placebo (n = 1)
- Linzagolix (50 mg, 75 mg, 100 mg, 200 mg) vs. Placebo (n = 1)
In 4 Studien mit insgesamt 2 150 Frauen (19 Kohorten; Elagolix, Linzagolix, ASP170) wurde die Veränderung der Schmerzen (NRS) ab Baseline ermittelt. Alle Wirkstoffe waren hierbei in ihren höchsten Dosierungen effektiv. Eine Analyse der Effekte auf Dysmenorrhoe (ASP1707, Relugolix; 2 Studien, 846 Frauen) zeigte Wirksamkeit aller untersuchten Dosierungen und Wirkstoffe. Zur Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) konnten 3 Studien mit 1 673 Patientinnen Effekte mancher Dosierungen von Elagolix und ASP707, nicht aber Relugolix zeigen.
In Studien mit Relugolix oder Elagolix (n = 3; insgesamt 688 Frauen in 10 Kohorten) zeigten sich Veränderungen relativ zur Baseline in dem prozentualen Anteil der Tage, an denen Schmerzmittel eingenommen werden mussten, ausschließlich mit Relugolix bei jeder Dosierung.
Die Rate der Behandlungsabbrüche aufgrund unerwünschter Ereignisse im Rahmen der Therapie wurde in 3 Studien (688 Frauen in 10 Kohorten, Relugolix oder Elagolix) ermittelt und war nur bei Elagolix höher als mit Placebo. Als häufiges adverses Ereignis oraler non-Peptid-GnRH-Antagonisten wurden Hitzewallungen in drei Studien mit insgesamt 1 167 Frauen in 14 Kohorten bei drei Wirkstoffen (Relugolix, Linzagolix, ASP1707) mit Hinweisen auf Dosisabhängigkeit berichtet. Das Auftreten von Kopfschmerzen wurde in 5 Studien mit 1 452 Frauen in 20 Kohorten mit allen Wirkstoffen untersucht, mit höheren Risikoraten lediglich bei Elagolix.
Schmerzlinderung über 12 Wochen machbar, weitere Studien nötig
Orale GnRH-Antagonisten linderten demnach effektiv Endometriose-Schmerzen über 12 Wochen. In den meisten Fällen zeigte sich hierbei eine Dosisabhängigkeit, also stärkere Schmerzlinderung mit höherer Dosierung. Unerwünschte Ereignisse im Rahmen der Behandlung konnten Hitzewallungen oder Kopfschmerz sein. Weitere und größere Studien werden benötigt, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Behandlungen besser beurteilen zu können.
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