Hirnstimulation gegen chronische Unterleibsschmerzen bei Endometriose
Original Titel:
Transcranial direct current stimulation to reduce chronic pelvic pain in endometriosis: phase II randomized controlled clinical trial
Kurz & fundiert
- Endometriose mit chronischen Unterleibsschmerzen: Bessert Hirnstimulation die Schmerzen?
- Klinische Phase-2-Studie: Hirnstimulation über 10 Tage vs. Placebo
- 36 Patientinnen
- Schmerzlinderung auch eine Woche nach Stimulationsphase
- Multimodale Schmerzbehandlung bei chronischen Endometriose-Schmerzen wichtig
Chronischer Schmerz kann zu Veränderungen der Schmerzverarbeitung im Gehirn bzw. zentralen Nervensystem führen. Die Folge kann eine zunehmende Überempfindlichkeit gegenüber auch ganz alltäglichen Reizen sein. Dies stellt einen wichtigen Grund dar, wiederkehrende Schmerzen möglichst wirkungsvoll zu lindern. Endometriose ist eine Erkrankung mit häufig chronischen Unterleibsschmerzen. Die Erkrankung effektiv zu behandeln und Schmerzfreiheit für die betroffenen Frauen zu erreichen stellt immer noch eine große Herausforderung dar. Bei anderen chronischen Schmerzformen konnte transkranielle Hirnstimulation (transcranial direct current stimulation, tDCS) erfolgreich zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Dabei wird typischerweise der primäre motorische Cortex (M1) stimuliert. Die vorliegende Studie untersuchte in Berlin, ob auch bei Endometriose mit chronischen Unterleibsschmerzen eine Schmerzreduktion mit Hilfe von tDCS erreicht werden kann.
Endometriose mit chronischen Unterleibsschmerzen: Bessert Hirnstimulation die Schmerzen?
Die klinische Studie der Phase II wurde placebokontrolliert und randomisiert im parallelen Design durchgeführt. Alle Patientinnen litten an Endometriose und hatten chronische Unterleibsschmerzen mit Schmerzintensität von mindestens 3 (Skala von 0 – 10) über mindestens 3 Monate im vergangenen halben Jahr. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt randomisiert die aktive Stimulation (20 min), die andere Hälfte die Placebo-Stimulation (20 sek Stimulation, Apparatur auf dem Kopf für 20 min). Die tDCS-Sitzungen wurden über 10 Tage durchgeführt.Klinische Phase-2-Studie in Berlin: Hirnstimulation über 10 Tage vs. Placebo
Primär untersuchten die Wissenschaftler, ob sich die Wahrnehmung von Druckschmerz objektiv veränderte. Hierzu wurden Von-Frey-Monofilamente eingesetzt: Dies sind feine Kunststoffborsten mit festgelegter, unterschiedlicher Dicke und Länge und dadurch unterschiedlicher Flexibilität. Werden verschiedene Borsten nacheinander auf die Spitze des Zeigefingers gedrückt, kann damit die Schmerz- und Tastsinnempfindlichkeit geprüft werden. Sekundär ermittelten die Autoren die subjektive Schmerzwahrnehmung (numerische Bewertungsskala). Hierbei wurden krankheits- und schmerzbezogene Fragebögen genutzt. Die Tests wurden zu Beginn der Studie, nach den 10 Stimulations-Tagen sowie in einer Nachbeobachtungs-Sitzung nach einer Woche durchgeführt. Insgesamt nahmen 36 Patientinnen mit Endometriose und chronischen Unterleibsschmerzen an der Studie teil. Sowohl in der Druckschmerz-Messung als auch in der numerischen Schmerzbewertung zeigten sich eine signifikant reduzierte Schmerzwahrnehmung in der Patientengruppe mit aktiver Stimulation mittels tDCS im Vergleich zur Placebogruppe, berichten die Autoren. Die Schmerzlinderung hielt auch eine Woche nach Ende der Stimulationsphase an, zeigten weitere Analysen mittels Untersuchung von Schmerzschwellen mit Von-Frey-Filamenten.Schmerzlinderung auch eine Woche nach Stimulationsphase
Die Studie demonstriert somit, dass die transkranielle Hirnstimulation tDCS eine mögliche, auch längerfristig wirksame, Hilfe bei chronischen Unterleibsschmerzen durch Endometriose sein kann. Die Ergebnisse zeigen zudem die Rolle des zentralen Nervensystems bei chronischen Schmerzen auch bei Endometriose auf und unterstützen so die Bedeutung einer multimodalen Schmerztherapie bei Endometriose.© Alle Rechte: HealthCom