Antibiotika in der Schwangerschaft erhöhen das Risiko, dass das Kind bereits in frühen Jahren an einer chronischen Darmentzündung erkrankt
Original Titel:
Fetal and early life antibiotics exposure and very early onset inflammatory bowel disease: a population-based study
Es wird bereits angenommen, dass Antibiotika das Risiko für chronische Darmentzündungen – vor allem für Morbus Crohn – erhöhen. Forscher fanden nun heraus, dass auch für die Kinder ein erhöhtes Risiko für beide Erkrankungen bestand, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Antibiotika einnahm. Allerdings war das Risiko für die Kinder nicht erhöht, wenn sie selbst im Säuglingsalter mit Antibiotika behandelt werden musste.
Die Gründe, warum manche Menschen eine chronische Darmentzündung entwickeln, sind noch nicht bekannt. Es konnten jedoch bereits mehrere Risikofaktoren identifiziert werden, die das Risiko für Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erhöhen. So erhöht beispielsweise Rauchen das Risiko für beide Erkrankungen (Studie von Salih und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Scandinavian journal of gastroenterology veröffentlicht). Und auch die Einnahme von Antibiotika steht im Verdacht, die Entwicklung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu fördern, da Antibiotika die natürliche Darmflora des Patienten angreifen. Eine Übersichtsarbeit zeigte, dass es sehr wahrscheinlich einen Zusammenhang zwischen der Antibiotika-Einnahme und der Erkrankung an Morbus Crohn gibt (Studie von Theochari und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Scandinavian journal of gastroenterology veröffentlicht). Wissenschaftler aus Thailand und den USA kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Auch sie kamen zu dem Schluss, dass die Antibiotika-Einnahme mit der Entwicklung einer chronischen Darmentzündung zusammenhängt (Studie von Aniwan und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of Crohn’s & colitis veröffentlicht). Bei diesen Studien wurde jedoch nur untersucht, ob das Risiko des Einzelnen, an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken, erhöht ist, wenn er selbst vorher Antibiotika eingenommen hatte. Doch wie sieht es aus, wenn in der Schwangerschaft Antibiotika verabreicht wurden? Wirkt sich das auch auf das Risiko für eine chronische Darmentzündung bei dem Nachkommen aus? Hat der Nachwuchs ein erhöhtes Risiko, schon in sehr jungen Jahren (unter 6 Jahren) an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken, wenn die Mutter Antibiotika eingenommen hatte, während sie mit ihm schwanger war? Und wie verhält es sich, wenn das Kind bereits als Säugling Antibiotika bekommen hat? Ist auch dann das Risiko erhöht, dass das Kind schon im Kindesalter von einer chronischen Darmentzündung betroffen ist?
Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Antibiotika einnahmen, hatten ein höheres Risiko für eine chronische Darmentzündung
Um diese Fragen zu beantworten, werteten fünf Wissenschaftler aus Schweden Daten von insgesamt 827239 Kindern aus, die zwischen 2006 und 2013 in Schweden geboren wurden. Die Auswertung der Daten ergab, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Antibiotika nahmen, im Vergleich zu den anderen Kindern ein etwa doppelt so hohes Risiko hatten, bereits im Kindesalter an einer chronischen Darmentzündung zu erkranken. Das erhöhte Risiko war vor allem für Morbus Crohn deutlich erkennbar. Dahingegen war das Risiko für die Kinder für beide Erkrankungen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, nicht nennenswert erhöht, wenn sie im Säuglingsalter mit Antibiotika behandelt werden mussten. Wenn aus den Analysen die Kinder ausgeschlossen wurden, die 12 Monate vor der Diagnose an einer Magen-Darm-Entzündung litten, zeichnete sich ein etwas anderes Bild ab. Das erhöhte Risiko für Morbus Crohn bei Antibiotika-Einnahme der Mutter während der Schwangerschaft blieb bestehen, das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen allgemein war nun jedoch nicht mehr erhöht.
Wenn die Mutter während der Schwangerschaft Antibiotika einnahm, erhöhte sich somit das Risiko für das Kind, bereits vor seinem 6. Lebensjahr an Morbus Crohn zu erkranken, unabhängig davon, ob das Kind eine Magen-Darm-Entzündung hatte oder nicht. Das Risiko war jedoch nicht erhöht, wenn das Kind im Säuglingsalter mit Antibiotika behandelt werden musste.
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