Erhöhtes Risiko für interstitielle Lungenerkrankung bei kombinierter Behandlung mit Nivolumab und EGFR-Hemmern
Original Titel:
EGFR–TKI-Associated Interstitial Pneumonitis in Nivolumab-Treated Patients With Non–Small Cell Lung Cancer
MedWiss – Sehr wirksame Therapien können auch deutliche Nebenwirkungen haben. Das ist auch bei zielgerichteten Wirkstoffen der Fall. Daten von japanischen Forscher deuten an, dass eine Kombiantion von Nivolumab und Tyrosinkinasehemmern wie Erlotibnib, Gefitinib und Afatinib das Risiko für bestimmte Lungenkrankheiten erhöhten könnten.
Neben der Chemotherapie, der Strahlentherapie und einer Operation stehen weitere Wirkstoffe zur Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses zur Verfügung. Wirkstoffe zur zielgerichteten Therapie sollen das Wachstum der Krebszellen hemmen. Bei EGFR-positivem Lungenkrebs ist ein Eiweiß auf der Oberfläche der Krebszellen (Epidermal Growth Factor Receptor, EGFR) verändert, so dass die Zellen ständig Wachstumssignale empfangen und unkontrolliert wachsen können.
Tyrosinkinasehemmer können Wachstumssignale blockieren
Bestimmte Wirkstoffe können diese Wachstumsfaktor-Rezeptoren blockieren: die EGFR-Tyrosinkinasehemmer. Zu diesen Wirkstoffen gehören beispielsweise Erlotinib, Gefitinib und Afatinib. Alternativ oder zusätzlich kann eine Immuntherapie durchgeführt werden. Immun-Checkpoint-Hemmer wie beispielsweise Nivolumab sollen das körpereigene Abwehrsystem anregen, die Krebszellen zu bekämpfen. Wissenschaftler aus Japan haben jetzt das Risiko für die Entwicklung einer interstitiellen Lungenerkrankung bei einzelner oder kombinierter Einnahme der Wirkstoffe untersucht.
Therapien können zu Erkrankungen führen, die die Lunge vernarben lassen
Die interstitielle Lungenerkrankung ist eine Gruppe von meist chronischen Lungenerkrankungen, zu denen beispielsweise die Sarkoidose gehört. Häufig kann sie zu einer Lungenfibrose, einer Vernarbung der Lunge führen und die Lungenfunktion kann auf Dauer eingeschränkt bleiben.
Forscher untersuchten wie oft interstitielle Lungenerkrankungen auftraten
Die Wissenschaftler analysierten 20516 Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Es traten 985 Fälle von interstitieller Lungenerkrankung (4,8 %) auf. 5777 Patienten wurden mit EGFR-Tyrosinkinasehemmern behandelt, bei ihnen traten 265 Fälle von interstitieller Lungenerkrankung (4,6 %) auf. Bei den 70 Patienten, die gleichzeitig mit Nivolumab und EGFR-Tyrosinkinasehemmern behandelt wurden, kam es zu 18 Fällen interstitieller Lungenerkrankung (26 %).
Kombination aus Tyrosinkinasehemmern und Nivolumab scheint Risiko zu steigern
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Kombination von Nivolumab und EGFR-Tyrosinkinasehemmern die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer interstitiellen Lungenerkrankung erhöhen kann. Die Forscher betonen jedoch, dass weitere Studien notwendig seien, um die Ergebnisse zu bestätigen. Ein erhöhtes Bewusstsein für das Risiko bei Patient und behandelndem Arzt ist allerdings von Vorteil.
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