Antihormonbehandlung wird bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs seltener eingesetzt als Chemotherapie
Original Titel:
Treatment landscape of advanced breast cancer patients with hormone receptor positive HER2 negative tumors - Data from the German PRAEGNANT breast cancer registry
Für die Behandlung von Brustkrebspatientinnen ist von Belang, welche Form von Brustkrebs die Frauen aufweisen. Während für einige Frauen eine Antihormontherapie geeignet ist, weil das Krebswachstum bei ihnen maßgeblich durch weibliche Geschlechtshormone bedingt ist, profitieren andere Frauen von neueren zielgerichteten Therapien, die sich gegen Strukturen auf den Krebszellen richten, die nicht mit Hormonen im Zusammenhang stehen.
Eine deutsche Studie ging nun der Frage nach, wie häufig Antihormontherapien bei Brustkrebspatientinnen angewendet werden, die an einer Form von Brustkrebs erkrankt sind, bei der eine Antihormontherapie vielversprechend ist. Bei solchen Patientinnen können auf den Krebszellen Rezeptoren (= Andockstellen) für Hormone nachgewiesen werden. Die Frauen gelten damit als Hormonrezeptor-positiv. Im Rahmen einer Antihormonbehandlung kann die krebsfördernde Wirkung der Hormone ausgeschaltet werden. Dazu wird entweder die körpereigene Produktion der Geschlechtshormone unterdrückt oder es werden Substanzen eingesetzt, die die Wirkung der Geschlechtshormone blockieren.
Für ihre Analyse griffen die Forscher auf Daten eines Brustkrebsregisters für Frauen mit metastasiertem Brustkrebs zurück, also eine fortgeschrittene Form der Erkrankung, bei der der Krebs sich bereits in entfernt liegende Körperregionen ausgeweitet hat, sprich sich Metastasen gebildet haben. Die deutschen Forscher schauten sich dabei die Daten von Frauen an, die metastasierten Brustkrebs hatten und dabei Hormonrezeptor-positiv waren. Einen anderen wichtigen Rezeptor, den HER2 (von engl. human epidermal growth factor receptor 2), wiesen die Frauen nicht auf. Somit waren sie HER2-negativ. Bei diesen Frauen mit Hormonrezeptor-positivem, HER2-negativem metastasierten Brustkrebs untersuchten die Forscher nun, wie häufig Chemotherapie und wie häufig Antihormontherapie eingesetzt wurde, sowohl als Erst-, Zweit-, Drittlinienbehandlung (darunter versteht man die erste, zweite bzw. dritte Behandlungsoption bei einer Krankheit, die die Ärzte nacheinander ausschöpfen) oder als noch spätere Behandlungsstufe.
Für die Analyse konnten die Forscher auf Daten von 958 Frauen zurückgegriffen werden. Als Erstlinienbehandlung erhielten die Frauen zu 42,7 % Chemotherapie und zu 45,9 % eine Antihormontherapie. Zu 25,9 % erhielten die Frauen in einer der Behandlungslinien den Wirkstoff Everolimus (ein neuerer Wirkstoff, der speziell bei Hormonrezeptor-positivem und HER2-negativem fortgeschrittenem Brustkrebs eingesetzt wird), der zusammen mit einer Antihormonbehandlung verabreicht wurde. 34,1 % der Patientinnen wurden alleine mit dem Wirkstoff Fulvestrant behandelt, der ebenso speziell bei Hormonrezeptor-positiven, hier sogar speziell bei Östrogenrezeptor-positiven Frauen, eingesetzt wird (Östrogenrezeptor und Progesteronrezeptor sind die beiden Hormonrezeptoren, die bei Brustkrebs relevant sind).
Wurden Erst-, Zweit- und Drittlinienbehandlung zusammengefasst betrachtet, so zeigte sich, dass am häufigsten drei verschiedene Chemotherapien, die hintereinander angewendet wurden, zum Einsatz kamen.
Die Ergebnisse zeigen damit, dass bei den Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem, HER2-negativem metastasierten Brustkrebs die Chemotherapie am häufigsten angewendet wurde, obwohl auch eine Antihormontherapie denkbar gewesen wäre. Bessere Aufklärung über eine Antihormontherapie könnte zu deren vermehrter Anwendung führen und möglicherweise die Last durch eventuelle Nebenwirkungen der Chemotherapie reduzieren.
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