Syphilis in Deutschland: Zunahme der Fallzahlen setzt sich weiter fort
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat neue Zahlen zu Syphilis in Deutschland im Epidemiologischen Bulletin 7/24 vorgestellt: Noch nie wurden so viele Erkrankungsfälle registriert, wie im Jahr 2022. Die Infektion tritt vor allem in Großstädten auf.
Seit Ende der Siebzigerjahre bis Anfang der Neunzigerjahre war ein Rückgang der Syphilis-Meldungen zu verzeichnen, der sich mit dem Auftreten von AIDS (Mitte der Achtzigerjahre) weiter beschleunigte. Mit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) am 1. Januar 2001 müssen neu diagnostizierte, behandlungsbedürftige Syphilis-Infektionen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden – zuvor wurden diese über das Meldewesen der DDR erhoben. Während sich zwischen den Jahren 2004 und 2008 die Syphilis-Meldezahlen auf einem Niveau von ca. 4.000 pro Jahrstabilisierten, steigt die Anzahl der gemeldeten Syphilis-Fälle, seit 2010 bis 2019 annähernd kontinuierlich an.
Rückgang in den Jahren der Pandemie – 2022 zeigt Höchststand
Während der COVID-19-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 kam es erstmals gegenüber dem jeweiligen Vorjahr zu einem Rückgang der Syphilis-Meldungen. Mit einem Anstieg um 23,1 % (8.305 Fälle) erreichte die Anzahl der Syphilis-Fälle in 2022 in Deutschland allerdings nun einen neuen Höchststand. Die seit 2010 zu beobachtende deutliche Zunahme der Fallzahlen setzt sich also weiter fort.
Auftreten in Großstädten und bei Männern höher – konnatale Syphilis seltener
Die Syphilis tritt vor allem in den Großstädten auf. Bei Frauen ist die Erkrankung in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen mit 3,2 / 100.000) am höchsten. Die höchste Inzidenz wies bei den Männern die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen mit 41,8 Fällen / 100.000 auf. Für den Großteil dieser Fälle (76,3 %) wird zum wahrscheinlichen Infektionsweg MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) angegeben. Im Jahr 2022 wurden 6 Fälle einer konnatalen Syphilis gemeldet – solche Fälle sind wegen des (freiwilligen) Screenings von Schwangeren auf Syphilis sehr selten geworden.
Die Syphilis ist eine bakterielle, durch die Spirochätenart Treponema pallidum verursachte Erkrankung, die nur beim Menschen vorkommt und sexuell, durch Blut und intrauterin von der Mutter auf das Kind über tragbar ist. Sie verläuft typischerweise in drei Stadien und kann bei rechtzeitigem Erkennen durch Antibiotika geheilt werden, wobei wiederholte Infektionen möglich sind.
Seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes werden neu diagnostizierte, behandlungsbedürftige Syphilis-Infektionen gemäß § 7 Abs. 3 nichtnamentlich an das Robert Koch-Institut gemeldet.
Quelle und weitere Infektionen:
- Epidemiologischen Bulletin 7/2024 (2024; DOI: 10.25646/11907)
- RKI: Meldepflichtige Krankheiten und Krankheitserreger