Maximales Tumor-Debulking bei metastasiertem Darmkrebs: Mehr Nebenwirkungen, aber keine schlechtere Lebensqualität
Original Titel:
Health-Related Quality of Life in Patients With Metastatic Colorectal Cancer Undergoing Systemic Therapy With or Without Maximal Tumor Debulking
- Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei metastasiertem Darmkrebs: Welchen Einfluss hat Tumor-Debulking?
- Randomisierte Studie mit 300 Patienten
- Schwere unerwünschte Ereignisse mit zusätzlichem Tumor-Debulking doppelt so häufig
- Dennoch kein signfikanter Unterschied bezüglich Lebensqualität zwischen den Behandlungsgruppen
MedWiss – In einer randomisierten Studie wurde die Wirkung von zusätzlichem Tumor-Debulking neben der palliativen, systemischen Therapie auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei metastasiertem Darmkrebs untersucht. In der Gruppe mit Tumor-Debulking traten schwere unerwünschte Ereignisse fast doppelt so häufig auf. Trotzdem ergab die Analyse der Lebensqualität keinen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen.
Wenn eine kurative Therapie bei metastasiertem Darmkrebs nicht mehr möglich ist, wird dem Patienten eine palliative Behandlung angeboten. Diese zielt darauf ab, die Überlebenszeit zu verlängern, ohne die Lebensqualität zu stark zu beeinträchtigen. Aktuelle Optionen für die palliative Behandlung sorgen für ein medianes Gesamtüberleben von über 30 Monaten, abhängig von Ort und Mutationsstatus des primären Tumors.
Chirurgische Verringerung der Tumorlast: Debulking
Tumor-Debulking stellt eine Option dar, wenn die vollständige Entfernung des Tumors nicht möglich ist. Dabei wird die Tumorgröße chirurgisch verringert. In einer randomisierten Studie wurde untersucht, wie sich der chirurgische Eingriff als Teil der palliativen Behandlung auf die Lebensqualität der Patienten auswirkt. Für die Studie wurden 300 Patienten randomisiert 1:1 aufgeteilt und erhielten entweder die standardmäßige systemische Behandlung oder die Standardbehandlung und zusätzlich maximales Tumor-Debulking. Teilnahmeberechtigt waren Patienten, die zuvor bereits einen klinischen Vorteil aus drei bis vier Zyklen palliativer Behandlung mit Fluoropyrimidinen und Oxaliplatin mit oder ohne Bevacizumab erhalten hatten.
Randomisiert-kontrollierte Studie: Tumor-Debulking oder nur palliative Standardtherapie
Die Studie zeigte, dass schwere unerwünschte Ereignisse in der Gruppe mit Tumor-Debulking etwa doppelt so häufig vorkamen wie in der Gruppe, die nur die Standardbehandlung erhielt (p ≤ 0,001). Trotzdem ergab die Analyse der Lebensqualität keinen statistisch signifikanten oder klinisch relevanten Unterschied zwischen den beiden Behandlungsarmen. Der mittlere Unterschied in der Bewertung der Lebensqualität-Endpunkte zwischen den beiden Behandlungen sah wie folgt aus:
- Gesamt: -3,1; 95 % Konfidenzintervall, KI: -6,21 – 0,04
- Gesundheitszustand (global health status): -2,9; 95 % KI: -7,81 – 1,97
- Körperliche Funktionsfähigkeit: -3,5; 95 % KI: -7,45 – 0,40
- Emotionale Funktionsfähigkeit: +1,0; 95 % KI: -3,50 – 5,52
- Allgemeine Fatigue: +0,9; 95 % KI: -0,21 – 1,96
- Körperliche Fatigue: +0,8; 95 % KI: -0,37 – 1,89
Der fehlende Zusammenhang zwischen den deutlich häufiger auftretenden schweren unerwünschten Ereignissen und der Lebensqualität könnte seinen Ursprung in verschiedenen Aspekten haben, berichten die Autoren. Zum einen könnte die intensivere Behandlung einen psychologischen Vorteil bieten. Da die Patienten wissen, dass sie die maximale Behandlung erhalten, bewerten sie ihren Zustand trotz häufigerer Nebenwirkungen besser. Auch führt die lokale Therapie wohlmöglich zu einer Linderung der Krankheitssymptome, was gegen die meist nur temporär auftretenden Nebenwirkungen aufgewogen wird. Denkbar wäre auch, dass die Patienten ihre Wahrnehmung der Lebensqualität den neuen Umständen einfach schnell anpassen.
Kein signifikanter Einfluss auf Lebensqualität trotz deutlicher Zunahme der Nebenwirkungen
Die Autoren schlussfolgerten, dass maximales Tumor-Debulking neben der systemischen Therapie bei metastasiertem Darmkrebs mit einer signifikanten Erhöhung der schweren Nebenwirkungen ohne Verringerung der Lebensqualität verbunden sei.
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