Nephrologe Jan Galle übernimmt DGIM-Vorsitz und setzt Fokus auf Resilienz
Wiesbaden – Europas größte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft hat einen neuen Vorsitzenden: Der renommierte Nephrologe Professor Dr. med. Jan Galle aus Lüdenscheid übernimmt das Amt zum Ende des 130. Internistenkongresses, der bis gestern in Wiesbaden stattgefunden hat. Galle folgt auf den Marburger Hämatologen Professor Dr. med. Andreas Neubauer. In seiner neuen Funktion wird Galle dem Internistenkongress im April 2025 vorstehen, den er unter das Leitthema „Resilienz – sich und andere stärken“ stellt. Sie spiele für die Ärzteschaft vor dem Hintergrund der hohen Belastungen und vielen Herausforderungen wie der Reform der Krankenhausstrukturen, der Ambulantisierung oder dem Fachkräftemangel eine immer größere Rolle. Als Partnerorganisation für seinen Kongress, der zu den größten medizinischen Fachtagungen in Deutschland zählt, konnte der neue DGIM-Vorsitzende die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ gewinnen.
Ärztinnen und Ärzte sind derzeit in besonderem Maße Stressoren ausgeliefert. Neben der angespannten Weltlage mit Kriegen und Krisen wie dem Klimawandel, die für die Gesamtbevölkerung mit Ängsten einhergehen können, werden sie auch im beruflichen Umfeld mit zahlreichen Unwägbarkeiten konfrontiert: Die Krankenhausreform, die Ambulantisierung, Finanzierungsengpässe oder auch der Fachkräftemangel bringen besondere Belastungen mit sich. „Trotz all dieser äußeren Einflussfaktoren müssen wir weiterhin die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten medizinisch mit hoher Qualität, aber auch menschlich und mit viel Empathie behandeln“, erklärt Galle das von ihm gewählte Leitthema „Resilienz“ des 131. Internistenkongresses. Es gehe darum, Widerstandskräfte und Anpassungsstrategien zu entwickeln und einzusetzen, um den negativen Meldungen zum Trotz gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Dabei stehen auch beim Thema Resilienz fachspezifische Fragestellungen im Vordergrund, wie Galle am Beispiel des Klimawandels erklärt: „Höhere Umgebungstemperaturen führen zu mehr Nierenversagen durch Flüssigkeitsmangel – insbesondere bei älteren Menschen. Auch Herzkreislaufversagen und Blutdruckabfälle werden während Hitzeperioden vermehrt beobachtet.“ Da Hitzeperioden in den letzten Jahren deutlich häufiger geworden sind, sei es die Verantwortung von Internistinnen und Internisten, ihre Patientinnen und Patienten über diese Tatsachen zu informieren und so rechtzeitig vorzubereiten.
Zur Person
Professor Galle hat sein Medizinstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und am St. Thomas`s Hospital Medical School in London absolviert. Er promovierte 1987 am Institut für Angewandte Physiologie der Universität Freiburg, 1997 folgte die Habilitation an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. An der dortigen Universitätsklinik war er von 1996 bis 2006 im Schwerpunkt Nephrologie als Oberarzt tätig. Seit 2006 leitet er die Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren am Klinikum Lüdenscheid als Direktor und ist seit 2016 zudem geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Zentrums für Innere Medizin.
Parallel zu seiner wissenschaftlichen und ärztlichen Laufbahn engagiert sich Galle seit vielen Jahren in zahlreichen Verbänden und Organisationen. So war er unter anderem Pressesprecher sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) und gehörte mehrere Jahre dem Verband der Leitenden Krankenhausärztinnen und -ärzte in der Nephrologie an.
Geriaterin Müller-Werdan neu im Vorstand
Mit Abschluss des 130. Internistenkongresses gab es einige personelle Wechsel im DGIM-Vorstand. Die Mitgliederversammlung der DGIM wählte am Montag, den 15. April die Berliner Internistin und Geriaterin Professorin Dr. Ursula Müller-Werdan, Klinikdirektorin der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin und Leiterin der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité Berlin neu in den DGIM-Vorstand.
Der Vorstand der DGIM 2024/2025:
Prof. Dr. med. Jan C. Galle, Lüdenscheid, Vorsitzender
Prof. Dr. med. Andreas Neubauer, Marburg, 1. Stellvertretender Vorsitzender
Prof. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel, Essen, 2. Stellvertretende Vorsitzende
Prof. Dr. med. Ursula Müller-Werdan, Berlin, 3. Stellvertretende Vorsitzende
Prof. Dr. med Georg Ertl, Würzburg, Generalsekretär
Prof. Dr. med. Christoph Sarrazin, Wiesbaden, Kassenführer
Kooptierte Vorstandsmitglieder:
Prof. Dr. med. Claus Vogelmeier, Marburg, Sonderbeauftragter für das Thema „Digitale Medizin“
Prof. Dr. med. Sebastian Schellong, Dresden, Sonderbeauftragter für das Thema “Klug entscheiden“